IHK-Umfra­ge zeigt: Es gibt nach wie vor Pro­ble­me bei der Kreditversorgung

Finan­zie­rungs­si­tua­ti­on der Unter­neh­men leicht entspannt

Georg Schnelle

Georg Schnel­le

Die ober­frän­ki­sche Wirt­schaft hat die Wirt­schafts­kri­se offen­bar ver­gleichs­wei­se glimpf­lich über­stan­den. Die Wirt­schaft wächst auf brei­ter Front und die Mehr­zahl der Unter­neh­men schaut mit gro­ßem Opti­mis­mus in die Zukunft. Doch vie­le Ris­ken bedro­hen den Auf­schwung, wie etwa die euro­päi­sche Schul­den­kri­se, die Ent­wick­lung der Roh­stoff­prei­se oder die hef­ti­gen Wech­sel­kurs­schwan­kun­gen zula­sten des Euros. Pro­ble­me befürch­ten die Unter­neh­men auch mit Blick auf dro­hen­de Finan­zie­rungs­eng­päs­se im Auf­schwung. Das zumin­dest zei­gen die Ergeb­nis­se einer aktu­el­len IHK-Umfra­ge zur Ent­wick­lung der Kre­dit­kon­di­tio­nen der Unter­neh­men. Die Finan­zie­rungs­la­ge hat sich erneut leicht ent­spannt, doch trotz guter Kon­junk­tur­da­ten warnt die IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth vor dem Eng­pass Kre­dit­fi­nan­zie­rung: „Die Unter­neh­men sind gera­de im Auf­schwung auf aus­rei­chen­de Kre­di­te zur Finan­zie­rung von Betriebs­mit­teln und Inve­sti­tio­nen ange­wie­sen“, so Georg Schnel­le, stell­ver­tre­ten­der IHK-Hauptgeschäftsführer.

Aktu­ell sind 13 Pro­zent der befrag­ten Unter­neh­men (Janu­ar: 10 Pro­zent) in den Genuss bes­se­rer Kre­dit­kon­di­tio­nen gekom­men, bei 62 Pro­zent sind die Kre­dit­kon­di­tio­nen gleich geblie­ben. 22 Pro­zent der befrag­ten Unter­neh­men aller Bran­chen berich­ten aber von ver­schlech­ter­ten Kre­dit­kon­di­tio­nen. Bei 3 Pro­zent der Fir­men wur­den bean­trag­te Kre­di­te sogar abge­lehnt bzw. bestehen­de Kre­di­te nicht ver­län­gert. Damit steht in Ober­fran­ken der­zeit ein Vier­tel aller Betrie­be vor Finan­zie­rungs­hür­den, zwei Pro­zent­punk­te weni­ger als in der Umfra­ge vom Jah­res­be­ginn 2010. Ins­ge­samt fällt die Befra­gung also etwas bes­ser aus als zuletzt.

Pro­ble­me vor allem mit Betriebs­mit­tel- und Investitionskrediten

Bei den von ver­schlech­ter­ten Finan­zie­rungs­be­din­gun­gen betrof­fe­nen Unter­neh­men berei­tet laut IHK-Umfra­ge bei 68 Pro­zent die Ver­sor­gung mit Betriebs­mit­tel­kre­di­ten und bei 46 Pro­zent die Ver­sor­gung mit Inve­sti­ti­ons­kre­di­ten Pro­ble­me. Die betrof­fe­nen Unter­neh­men ver­wei­sen zudem auf Pro­ble­me bei der Inno­va­ti­ons­fi­nan­zie­rung (15 Pro­zent), beim Lea­sing (15 Pro­zent), der Export­fi­nan­zie­rung (8 Pro­zent) sowie dem Fac­to­ring (5 Prozent).

Die Grün­de für die ver­schlech­ter­ten Finan­zie­rungs­be­din­gun­gen sind viel­schich­tig: 71 Pro­zent der Unter­neh­men nen­nen das Pro­blem der Stel­lung aus­rei­chen­der Sicher­hei­ten, 58 Pro­zent die Höhe der Zin­sen und eben­falls 58 Pro­zent zu hohe Doku­men­ta­ti­ons­pflich­ten. Vie­le der Befrag­ten bekla­gen zudem die For­de­rung nach Kre­dit­ver­si­che­run­gen (20 Pro­zent), die lan­gen Bear­bei­tungs­zei­ten der Ban­ken (28 Pro­zent) und einen zu gro­ßen gefor­der­ten eige­nen Finan­zie­rungs­an­teil (23 Prozent).

Unter­neh­men, die von die­sen ver­schlech­ter­ten Kon­di­tio­nen betrof­fen sind, bie­tet die IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth Hil­fe­stel­lung in Form von Finan­zie­rungs­be­ra­tung an. Am 29. Juni 2010 wird die IHK im Rah­men einer Koope­ra­ti­ons­ver­an­stal­tung mit KfW und LfA über die bestehen­den Son­der­pro­gram­me der För­der­ban­ken informieren.

Schwie­rig­kei­ten hat vor allem der Mittelstand

„Von einer flä­chen­decken­den Kre­dit­klem­me kann nicht die Rede sein, doch die Auf­trags­flau­te im Zuge der Wirt­schafts­kri­se hat bei vie­len Unter­neh­men für eine ange­spann­te Finan­zie­rungs­si­tua­ti­on gesorgt, die sich oft in aku­ten Liqui­di­täts­pro­ble­men aus­drückt“, so Schnel­le. Laut KfW sei das Volu­men an Unter­neh­mens­kre­di­ten in Deutsch­land zuletzt auch wegen der schwa­chen Eigen­ka­pi­tal­si­tua­ti­on der Ban­ken zurück­ge­gan­gen. „Beson­ders mit­tel­stän­di­sche Unter­neh­men kön­nen Schwie­rig­kei­ten haben Kre­di­te zu erhal­ten. Anders als Groß­un­ter­neh­men sind sie nicht kapi­tal­markt­fä­hig und haben zur Finan­zie­rung über die Kre­dit­in­sti­tu­te kei­ne Alter­na­ti­ve“, so Schnel­le. Ver­schärft wer­de die Situa­ti­on, wenn nach dem Ban­ken­ge­spräch auf­grund schlech­te­rer Unter­neh­mens­kenn­zah­len eine Rating­ab­stu­fung mit Erhö­hung der Zins­kon­di­tio­nen erfolgt.

Schnel­le sieht eine hohe Ver­ant­wor­tung bei den Kre­dit­in­sti­tu­ten. Mit Unter­stüt­zung der Son­der­pro­gram­me der staat­li­chen För­der­ban­ken LfA und KfW sei es oft­mals mög­lich, ein Finan­zie­rungs­mo­dell dar­zu­stel­len, das den Inter­es­sen der Ban­ken nach Sicher­heit für die aus­ge­reich­ten Kre­di­te eben­so gerecht wird, wie dem Wunsch der Unter­neh­men nach einer bezahl­ba­ren Kre­dit­fi­nan­zie­rung. Eine hohe Bedeu­tung kommt dabei dem so genann­ten „Zukunfts-Scoring“ zu, bei dem im Rah­men der Bewer­tung auch die Zukunfts­aus­sich­ten der Unter­neh­men ein­be­zo­gen wer­den sol­len. „So sehr wir uns zur­zeit über die gute Kon­junk­tur­ent­wick­lung freu­en, gera­de mit Blick auf die Finan­zie­rung der Unter­neh­men sind wir noch nicht über den Berg“, betont Schnelle.

Nähe­re Infor­ma­tio­nen zur Finan­zie­rungs-Ver­an­stal­tung sind auf der Home­page der IHK unter www​.bay​reuth​.ihk​.de abruf­bar. Die Ver­an­stal­tung fin­det im Land­rats­amt Hof, Schaum­berg­stra­ße 14, statt. Beginn ist um 19:00 Uhr am 29. Juni 2010.