MdB Anet­te Kram­me: „Das Altern als Chan­ce begreifen“

„Um die Poten­zia­le älte­rer Men­schen muss sich geküm­mert werden“

„Für eine gute Senio­ren­po­li­tik – Bes­ser leben im Alter.“ Unter die­sem Mot­to lud die Bay­reu­ther Staats­se­kre­tä­rin Anet­te Kram­me im Namen der SPD-Bun­des­tags­frak­ti­on zu einer Dis­kus­si­ons­ver­an­stal­tung ins Gemein­de­haus St. Geor­gen in Bay­reuth ein. „Auch den Senio­ren gehört die Zukunft“, stell­te Par­la­men­ta­ri­sche Staats­se­kre­tä­rin Anet­te Kram­me ein­gangs der Senio­ren­kon­fe­renz fest. Trotz des wid­ri­gen Wet­ters waren rund 60 Gäste gekom­men, um über die Senio­ren­po­li­tik im Bund, aber auch in Stadt und Land­kreis Bay­reuth zu diskutieren.

Die Alte­rung der Gesell­schaft dür­fe, so Kram­me, nicht allein mit den The­men Pfle­ge und Ren­te in Ver­bin­dung gebracht wer­den. Viel­mehr erfor­de­re die stei­gen­de Lebens­er­war­tung gesamt­ge­sell­schaft­li­che Maß­nah­men in allen Poli­tik­be­rei­chen – ange­fan­gen vom bar­rie­re­frei­em Wohn­raum über die För­de­rung von senio­ren­ge­rech­ten Pro­duk­ten und Dienst­lei­stun­gen bis hin zu alters­ge­rech­tem Ver­brau­cher­schutz und der För­de­rung gene­ra­tio­nen­über­grei­fen­dem Engagements.

Mit Elke Fer­ner hat­te Kram­me die im Bun­des­fa­mi­li­en­mi­ni­ste­ri­um für Senio­ren­po­li­tik zustän­di­ge Staats­se­kre­tä­rin nach Bay­reuth ein­ge­la­den. Fer­ner, die vor­ab mit Kram­me bereits dem Mehr­ge­ne­ra­tio­nen­haus in Bay­reuth einen Besuch abstat­te­te, mach­te mit Blick auf die aktu­el­len Auf­ga­ben der Senio­ren­po­li­tik deut­lich dass es wich­tig sei, die eige­ne Nach­bar­schaft und das Gemein­we­sen so zu stär­ken und zu gestal­ten, dass ein selbst­be­stimm­tes Leben im Alter und akti­ve Teil­ha­be mög­lich seien.

„Wir müs­sen uns um die Poten­zia­le der Älte­ren küm­mern“, so Elke Fer­ner, die sich für eine im Grund­ge­setz ver­an­ker­te Gemein­schafts­auf­ga­be „Demo­gra­fie“ aus­sprach. Kei­ne Kom­mu­ne sei wie die ande­re. Star­ke, hand­lungs­fä­hi­ge Kom­mu­nen sei­en jedoch von zen­tra­ler Bedeu­tung, um im demo­gra­fi­schen Wan­del die Poli­tik für älte­re und mit älte­ren Men­schen vor Ort wir­kungs­voll wei­ter­zu­ent­wickeln. Die Gemein­schafts­auf­ga­be sei ein sinn­vol­les Instru­ment, um Kom­mu­nen ziel­ge­rich­tet bei der der Bewäl­ti­gung des demo­gra­fi­schen Wan­dels zu unterstützen.

Auf die kon­kre­te Fra­ge, wo sie Ver­bes­se­rungs­be­darf sehe, ant­wor­te­te die Staats­se­kre­tä­rin: „Bei den Hil­fen aus einer Hand – die Men­schen inter­es­siert nicht, wer zustän­dig ist, son­dern dass ihre Pro­ble­me gelöst wer­den.“ Auch Kreis­rä­tin Son­ja Wag­ner, die gleich­zei­tig in ihrer Funk­ti­on als stell­ver­tre­ten­de Vor­sit­zen­de des Senio­ren­bei­rats Peg­nitz gekom­men war for­der­te, „das Kom­pe­tenz­wirr­warr zu beenden“.

Dr. Bea­te Kuhn, 3. Bür­ger­mei­ste­rin der Stadt Bay­reuth, erläu­ter­te den Gästen kurz und prä­gnant den aktu­el­len Senio­ren­plan der Stadt Bay­reuth, der sich vor allem dadurch aus­zeich­ne, dass er kon­ti­nu­ier­lich fort­ge­schrie­ben wer­de. In Sachen Pfle­ge – sta­tio­när, ambu­lant oder Tages-/Kurz­zeit­pfle­ge – sei man der­zeit in Bay­reuth gut aufgestellt.

Roland Sack vom VdK nahm die Mög­lich­kei­ten der Mobi­li­tät der Senio­rin­nen und Senio­ren in den Blick und spar­te nicht mit kri­ti­schen Anmer­kun­gen: Kopf­stein­pfla­ster, was Men­schen mit Rol­la­to­ren das Leben erschwert, feh­len­de Que­rungs­hil­fen oder abge­senk­te Bord­stei­ne, zu lan­ge Rot­pha­sen an Fuß­gän­ger­am­peln („da bräuch­te man dann eine Ruhe­bank“) und schließ­lich feh­len­de Hin­wei­se auf bar­rie­re­frei zugäng­li­che Arztpraxen.

Klaus Hamann kom­plet­tier­te als Mit­glied des Senio­ren­bei­rats der Stadt Bay­reuth das Podi­um. Er sprach das Pro­blem der Ein­sam­keit im Alter an. „Der Groß­teil der Men­schen im drit­ten Lebens­ab­schnitt in Deutsch­land fühlt sich nicht ein­sam. Den­noch nut­zen immer mehr alte Men­schen den Not­ruf­knopf, um ein­fach mit jeman­dem zu reden“, so Hamann. Mit Stadt­teil­be­treu­un­gen, Besuchs­part­ner­schaf­ten zwi­schen Jung und Alt oder auch einem Abhol­ser­vice zu Ver­an­stal­tun­gen kön­ne dem gegen­ge­steu­ert werden.

Das Fazit des Abends zog der Bam­ber­ger Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Andre­as Schwarz: „Wir dür­fen Alter nicht nur als Risi­ko und Kosten­fak­tor sehen, son­dern als Chan­ce. Noch nie hat­ten wir so vie­le Men­schen, die zwar alt aber fit, teil­wei­se wohl­ha­bend und sehr enga­giert sind. Das ist auch etwas Gutes.“