Zahl der über­win­tern­den Weiß­stör­che steigt erneut stark

Mil­der Dezem­ber ohne Käl­te und Schnee führt dazu, dass bay­ern­weit noch über 250 Stör­che gezählt werden

Ver­kehr­te Welt in man­chen Regio­nen Bay­erns, denn statt im Som­mer sind dort der­zeit mit­ten im Win­ter Weiß­stör­che zu beob­ach­ten. Ins­ge­samt ist die Anzahl der in Bay­ern über­win­tern­den Stör­che erneut deut­lich ange­stie­gen. Mit über 250 vom LBV erfass­ten Vögeln wur­de der Vor­jah­res­re­kord um mehr als 50 Stör­che über­trof­fen. Die­se Vögel zie­hen es vor, den gefähr­li­chen Flug ins Win­ter­quar­tier nach Afri­ka erst gar nicht mehr anzu­tre­ten. „Der­zeit errei­chen uns meh­re­re Mel­dun­gen aus Bad Aib­ling, wo sich immer noch sechs bis acht der Vögel auf­hal­ten, die auch im Som­mer dort leben“, so die LBV-Weiß­storch­be­auf­trag­te Oda Wie­ding. „Beson­ders auf­fäl­lig sind natür­lich die Win­ter­stör­che weit abseits ihrer im Som­mer besetz­ten Nester, wie aktu­ell im Groß­raum München.“

Neben der für den LBV span­nen­den Ent­wick­lung gan­zer über­som­mern­der Trupps wie bei Bad Aib­ling, blei­ben ver­ein­zelt sogar erst­mals Jung­vö­gel mit ihren Eltern in Bay­ern. „Nor­ma­ler­wei­se flie­gen die­se vor den Alt­vö­geln ab, in Michel­au in Ober­fran­ken ist der Jung­vo­gel aber geblie­ben“, berich­tet die LBV-Exper­tin Oda Wie­ding. Seit Jah­ren beob­ach­tet der LBV, dass immer mehr Weiß­stör­che in Bay­ern über­win­tern. „Neben schon län­ger bekann­ten Über­win­te­rern im Alt­mühl­tal oder im Min­del­tal sind uns die­ses Jahr noch mehr neue Win­ter­stör­che gemel­det wor­den“, so Wie­ding. Fast alle Regie­rungs­be­zir­ken mel­den neue Win­ter­gä­ste: Bad Aib­ling (Ober­bay­ern), Fron­ten­hau­sen (Nie­der­bay­ern), Sün­ching (Ober­pfalz), Michel­au (Ober­fran­ken), Lau­in­gen (Schwa­ben) und Ale­s­heim (Mit­tel­fran­ken), hier scheint auch das neu ange­sie­del­te zwei­te Paar blei­ben zu wollen.

Wie alle ande­ren Zug­vö­gel flie­gen Stör­che nor­ma­ler­wei­se wegen des man­geln­den Nah­rungs­an­ge­bots in der kal­ten Jah­res­zeit in den Süden. Natur­schüt­zern stellt sich nun aber die Fra­ge, ob die ver­füg­ba­re Nah­rungs­men­ge noch Ein­fluss auf das ursprüng­li­che Über­win­te­rungs­ver­hal­ten der Vögel hat? „Doch wegen des eher trocke­nen Som­mers und somit weni­ger Mäu­sen zum Bei­spiel im Raum Bam­berg wer­den dort zur­zeit tat­säch­lich weni­ger über­win­tern­de Stör­che gezählt als in den Vor­jah­ren“, sagt Wie­ding. „Dies bedeu­tet also, die Stör­che pas­sen sich doch auch den Umge­bungs­be­din­gun­gen an und haben durch­aus die Fähig­keit zum Weg­zug nicht völ­lig verloren.“

Die ste­ti­ge Zunah­me des Phä­no­mens von immer mehr über­win­tern­den Stör­chen ist kein ech­ter Indi­ka­tor für den Kli­ma­wan­del. „Das Ver­hal­ten der mei­sten die­ser Vögel wur­de durch mensch­li­ches Ein­grei­fen beein­flusst“, erklärt Wie­ding. Hier­bei han­delt es sich um den nach­ge­wie­se­nen Ein­fluss von ehe­ma­li­gen Zucht­sta­tio­nen in der Schweiz, dem Elsaß und Baden-Württemberg.

Mit mög­li­chen Käl­te­ein­brü­chen im Frei­staat kom­men die über­win­tern­den Vögel gut zurecht. Regel­mä­ßi­ge Anfra­gen besorg­ter Anwoh­ner kann die LBV-Exper­tin beru­hi­gen: „Sofern es Feucht­wie­sen mit Grä­ben gibt, fin­det der Storch, ähn­lich wie der Grau­rei­her, genü­gend Mäu­se, Wür­mer und klei­ne Fische. Außer­dem hält er sich bei Käl­te durch Auf­plu­stern sei­nes Gefie­ders warm.“ Zur Not kön­nen Stör­che inner­halb von vier Tagen das Mit­tel­meer errei­chen, solan­ge kom­men sie auch kom­plett ohne Fut­ter aus.

Wohin genau in den Süden ande­re baye­ri­schen Stör­che gezo­gen sind, das kön­nen Natur­freun­de auf einer Kar­te im Inter­net live mit­ver­fol­gen. Dort fin­den sie die genau­en Zug­rou­ten und Auf­ent­halts­or­te von Jung­stör­chen, die mit Satel­li­ten­sen­dern aus­ge­stat­tet wur­den: www​.lbv​.de/​s​e​n​d​e​r​s​t​o​e​r​che