Bam­ber­ger Vol­ker-Hin­ni­ger-Preis geht an Seba­sti­an Tröger

Sebastian Tröger, "Die Große Angst". Foto: Tim Hufnagl
Sebastian Tröger, "Die Große Angst". Foto: Tim Hufnagl

Ein­stim­mi­ge Ent­schei­dung von Jury und Kultursenat

Der Senat für Bil­dung, Kul­tur und Sport der Stadt Bam­berg hat ein­stim­mig die Ent­schei­dung der Jury befür­wor­tet, den mit 3.000 € dotier­ten Vol­ker-Hin­ni­ger-Preis 2017 an den Künst­ler Seba­sti­an Trö­ger zu verleihen.

Seba­sti­an Trö­ger wur­de 1986 in Erlan­gen gebo­ren. Nach sei­nem Stu­di­um an der Aka­de­mie der Bil­den­den Kün­ste Nürn­berg und an der Hoch­schu­le für Gestal­tung in Karls­ru­he lebt er als frei­er Künst­ler in Nürn­berg. Sein Aus­stel­lungs­ra­di­us ist aber inzwi­schen weit über­re­gio­nal. So ist er aktu­ell an Aus­stel­lun­gen in der Stadt­ga­le­rie in Kiel und in der Kunst­hal­le Würth in Schwä­bisch Hall beteiligt.

„Seba­sti­an Trö­ger ist ein Künst­ler-Künst­ler: In sei­nen Arbei­ten bespielt er das wei­te Ver­weis­sy­stem der Kunst­ge­schich­te, und legt zugleich offen, wie sei­ne eige­ne Posi­ti­on als Künst­ler in die­se kunst­hi­sto­ri­schen Erzäh­lun­gen ver­strickt ist,“ beschreibt der bekann­te Kunst­wis­sen­schaft­ler und Phi­lo­soph Jacob Bir­ken den jun­gen Aus­nah­me­künst­ler in einem Text, in dem er auf sein aktu­el­les Werk „Die gro­ße Angst“ ein­geht. „Male­ri­sche Gesten, Moti­ve und Titel bezie­hen sich auf die ehr­wür­di­gen Vor­bil­der der hohen Kunst, aber eben­so auf den All­tag des Künst­lers zwi­schen ‚emer­ging artist‘ und bun­des­deut­schem Mit­bür­ger. Das geschieht oft mit eini­gem Witz, der wie im klas­si­schen Slap­stick nicht nur das Ehr­wür­di­ge auf die Schip­pe nimmt, son­dern auch melan­cho­lisch bezeugt, dass es weder vor dem All­tag noch der Kunst­ge­schich­te ein Ent­rin­nen gibt.“

Im Namen der Jury begrün­det Prof. Jochen Flin­zer die Ent­schei­dung fol­gen­der­ma­ßen: „Die Male­rei Seba­sti­an Trö­gers ist expres­siv und sehr direkt. Sie ist stark geprägt von einem guten Humor. Trotz der Wir­kung von Spon­ta­nei­tät sind sei­ne Arbei­ten sehr über­legt und reflek­tiert. Humor und Ernst­haf­tig­keit sind kein Gegen­satz bei ihm. Inten­siv setzt er sich mit Kunst­ge­schich­te aus­ein­an­der, deren Wer­ke und Ideen er auf über­ra­schen­de Wei­se zitiert. Seba­sti­an Trö­ger denkt sei­ne Male­rei­en wei­ter. Er erforscht instal­la­ti­ve For­men der Prä­sen­ta­ti­on. Auch als Musi­ker bringt er sich in sei­ne Aus­stel­lun­gen ein und gibt ihnen so erst­mals einen per­for­ma­ti­ven Cha­rak­ter. „Sound“ und Male­rei gehen eine inten­si­ve Bezie­hung ein.

Seba­sti­an Trö­ger ist ein jun­ger Künst­ler, der sich aber schon eine erstaun­lich kla­re Hal­tung erar­bei­tet hat. Sei­ne Arbei­ten zei­gen in Ihrer Viel­falt den­noch eine gro­ße Offen­heit, so dass sich eine gute wei­te­re künst­le­ri­sche Ent­wick­lung erwar­ten lässt. Seba­sti­an Trö­gers künst­le­ri­sche Arbeit hat die Jury über­zeugt, ihn ein­stim­mig für den Vol­ker-Hin­ni­ger-Preis vorzuschlagen.“

Der Vol­ker-Hin­ni­ger-Preis wird seit 1992 in zwei­jähr­li­chem bzw. seit dem Jahr 2002 in drei­jähr­li­chem Tur­nus ver­lie­hen. 1990 hat­te sei­ne Mut­ter Gre­tel Hin­ni­ger ihn, zum Geden­ken an ihren 1988 ver­un­glück­ten Sohn gestif­tet, den Künst­ler Vol­ker Hin­ni­ger. Der Preis soll der För­de­rung jun­ger Künst­ler die­nen. Laut Stif­tungs­sat­zung wird der Preis an eine jun­ge Künst­le­rin bzw. einen jun­gen Künst­ler ver­lie­hen, die/​der zum Zeit­punkt der Preis­ver­lei­hung nicht älter als 41 Jah­re sein darf. Der Preis ist aus­schließ­lich auf die bil­den­de Kunst beschränkt. Die Jury­mit­glie­der stel­len mög­li­che Kandidatinnen/​Kandidaten in der Jury­sit­zung vor. Die Höhe des Preis­gel­des errech­net sich aus den Erträ­gen des Schen­kungs­ka­pi­tals (ursprüng­lich 100.000 DM/51.129,19 €, erhöht durch Zustif­tung von 50.000 € nach dem Tod von Gre­tel Hin­ni­ger). Die Preis­ver­lei­hung ist mit einer Aus­stel­lung der Wer­ke der Preisträgerin/​des Preis­trä­gers in der Vil­la Des­sau­er verbunden.

Der Jury gehö­ren laut Stif­tungs­ver­trag der­zeit fol­gen­de Per­so­nen an:

  • Bür­ger­mei­ster Dr. Chri­sti­an Lan­ge als Kul­tur­re­fe­rent (Vor­sit­zen­der der Jury),
  • Dr. Regi­na Hane­mann als Direk­to­rin der Muse­en der Stadt Bamberg,
  • Dr. Bar­ba­ra Kah­le als Vor­sit­zen­de des Kunst­ver­eins Bam­berg und
  • Chri­sta Thiel (Nach­lass­ver­wal­te­rin von Vol­ker Hin­ni­ger) sowie die Künst­ler und Kunstsachverständigen
  • Andrea Brandl M.A., Lei­te­rin der Muse­en und Gale­rien der Stadt Schweinfurt,
  • Stu­di­en­rä­tin Johan­na Kees­mann, Kunst­er­zie­he­rin am Maria-Ward Gym­na­si­um Bamberg,
  • Prof. Jochen Flin­zer, Aka­de­mie der Bil­den­den Kün­ste Nürnberg,
  • Frie­do­lin Kleu­der­lein, Künst­ler und ehem. Kunsterzieher.

Bis­he­ri­ge Preisträger:

1992 Micha­el See­ling, Essen (Bild­hau­er)
Künst­ler­grup­pe „Das Insti­tut“, Bam­berg (Dr. Hubert Sowa, Frie­do­lin Kleu­der­lein, Bern­hard Küm­mel­mann, Tom Eisen)
1994 Jür­gen Knub­ben, Rott­weil (Metall­bild­hau­er)
1996 Chri­sti­ne Gru­ber, Bam­berg (Male­rin)
Bernd Wagen­häu­ser, Bam­berg (Bild­hau­er)
1998 Han­nes Arnold, Herolds­berg, (Bild­hau­er)
2000 Feli­ci­tas Aga, Kro­nach (Male­rin)
2002 Wolf­gang May, Nürnberg/​Wien (Instal­la­ti­ons- und Performancekünstler)
2005 Justi­ne Otto, Ham­burg (Male­rin)
2008 Richard Wient­zek, Bam­berg (Maler)
2011 Anke Arman­di, Wien, (Male­rin)
2014 Son­ja Ismayr, Bam­berg (Foto­gra­fin)