Wel­che Bedeu­tung haben die Bier­kel­ler und Braue­rei­en in Stadt und Land­kreis Bamberg?

Präsentation der Studie - Prof. Dr. Marc Redepenning, Tina Höller, Sebastian Scholl, Landrat Johann Kalb, Lorenz Lütke, Dennis Flach, David Konietzny. (Foto: Rudolf Mader)
Präsentation der Studie - Prof. Dr. Marc Redepenning, Tina Höller, Sebastian Scholl, Landrat Johann Kalb, Lorenz Lütke, Dennis Flach, David Konietzny. (Foto: Rudolf Mader)
Präsentation der Studie - Prof. Dr. Marc Redepenning, Tina Höller, Sebastian Scholl, Landrat Johann Kalb, Lorenz Lütke, Dennis Flach, David Konietzny. (Foto: Rudolf Mader)

Prä­sen­ta­ti­on der Stu­die – Prof. Dr. Marc Rede­pen­ning, Tina Höl­ler, Seba­sti­an Scholl, Land­rat Johann Kalb, Lorenz Lüt­ke, Den­nis Flach, David Konietz­ny. (Foto: Rudolf Mader)

Insti­tut für Geo­gra­phie der Uni­ver­si­tät Bam­berg stell­te in Frens­dorf sei­ne Stu­die vor

Im Zeit­raum von Juni 2015 bis März 2016 führ­te das Insti­tut für Geo­gra­phie der Otto-Fried­rich-Uni­ver­si­tät Bam­berg in Zusam­men­ar­beit mit der Wirt­schafts­för­de­rung des Land­krei­ses im Rah­men eines stu­den­ti­schen For­schungs­se­mi­nars eine Stu­die zur regio­na­len und kul­tu­rel­len Bedeu­tung des Braue­rei­we­sens in Stadt und Land­kreis Bam­berg durch. Am Mon­tag prä­sen­tier­ten die Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter des Insti­tuts im Bau­ern­mu­se­um Bam­ber­ger Land in Frens­dorf die Ergebnisse.

Bei der Vor­stel­lung ging Land­rat Johann Kalb in sei­ner Begrü­ßung auf die beson­de­re Bedeu­tung der Brau­tra­di­ti­on und Bier­kul­tur in Stadt und Land­kreis ein. Nicht umsonst hat die Regi­on mit rund 70 Braue­rei­en die höch­ste Braue­rei­dich­te welt­weit. Zum Erhalt die­ser ein­zig­ar­ti­gen Braue­rei­land­schaft sind viel­fäl­ti­ge Anstren­gun­gen erfor­der­lich, die neben den rein betriebs­wirt­schaft­li­chen Abläu­fen auch enge­re Koope­ra­tio­nen der Brau­er unter­ein­an­der berück­sich­ti­gen soll­ten. „Beim Pro­jekt ‚36 Kreis­la – Land­kreis­bier‘ ist dies ein­drucks­voll gelun­gen“, so Kalb in sei­ner Begrü­ßung. Er dank­te der Uni­ver­si­tät Bam­berg und allen an der Stu­die betei­lig­ten Akteu­ren für die gute Zusam­men­ar­beit und wünscht sich für die Zukunft wei­te­re der­ar­ti­ge Projekte.

Braue­rei­we­sen und Bierkellerkultur

Prof. Marc Rede­pen­ning und Seba­sti­an Scholl vom Lehr­stuhl Geo­gra­phie I erläu­ter­ten die Zie­le der Stu­die und den wis­sen­schaft­li­che Ansatz: Schwer­punk­te der Stu­die waren einer­seits Unter­su­chun­gen über die sozio­kul­tu­rel­le, orts­be­zo­ge­ne Bedeu­tung der tra­di­tio­nel­len Bier­kel­ler für Ein­hei­mi­sche und Tou­ri­sten. Ande­rer­seits sind die Struk­tu­ren der in Stadt und Land­kreis Bam­berg ansäs­si­gen Braue­rei­en ana­ly­siert wor­den. Hier stan­den vor allem Fra­gen zur Regio­na­li­tät in der Pro­duk­ti­on und Wert­schöp­fung, zur Rele­vanz von Netz­werk-struk­tu­ren unter den Braue­rei­en sowie zur jewei­li­gen Unter­neh­mens­phi­lo­so­phie im Mittelpunkt.

Ein zen­tra­les Anlie­gen der Stu­die war die Gewin­nung von aktu­el­len empi­ri­schen Daten zum Braue­rei­we­sen und der Bier­kel­ler­kul­tur in der Regi­on. Die Ergeb­nis­se lie­fern damit wich­ti­ge und bis­her feh­len­de Erkennt­nis­se zur gesell­schaft­li­chen Bewer­tung, Aner­ken­nung und Öko­no­mie eines Pro­duk­tes, das bereits seit dem frü­hen Mit­tel­al­ter eine beson­de­re Rol­le für die ört­li­che Bevöl­ke­rung und in der regio­na­len Ent­wick­lung ein­ge­nom­men hat und ein­nimmt. Die Stu­die trägt dazu bei, das bereits bestehen­de Wis­sen zur Ent­wick­lung des Braue­rei­we­sens in Stadt und Land­kreis Bam­berg mit aktu­el­len Daten aus einer kul­tur­geo­gra­phi­schen Per­spek­ti­ve zu ergänzen.

Die Stu­di­en­ergeb­nis­se im Detail stell­ten Tina Höl­ler, Den­nis Flach, David Konietz­ny und Lorenz Lüt­ke, Stu­die­ren­de aus dem Master­stu­di­en­gang Sozi­al- und Bevöl­ke­rungs­geo­gra­phie, vor.

Befra­gung auf Bierkellern

Die Unter­su­chung setzt sich aus zwei inhalt­li­chen Schwer­punk­ten zusam­men: Erstens wur­de die sozio­kul­tu­rel­le Dimen­si­on des regio­na­len Bie­res aus Sicht der Kon­su­men­ten und die orts­be­zo­ge­ne Bedeu­tung der Bier­kel­ler in den Som­mer­mo­na­ten erforscht. Die Befra­gun­gen mit über 700 Teil­neh­mern fan­den im Juni und Juli 2015 auf ins­ge­samt 12 Bier­kel­lern in Stadt (zwei Bier­kel­ler) und Land­kreis Bam­berg (zehn Bier­kel­ler) statt. Die räum­li­che Lage, die sich oft­mals durch eine idyl­li­sche, land­schaft­lich reiz­vol­le Umge­bung mit kur­zen Anfahrts­we­gen für loka­le Bewoh­ner aus­zeich­net, ist ein bedeut­sa­mes Erken­nungs­merk­mal und ein wich­ti­ger Besuchs­grund. Zusam­men mit einer gemüt­li­chen Atmo­sphä­re wird der Bier­kel­ler für sei­ne Nut­zer zu einem beson­de­ren Treff­punkt, der sozi­al inte­gra­tiv ist und sei­nen Besu­chern die Mög­lich­keit des Ver­zehrs oft loka­ler und regio­na­ler Pro­duk­te bie­tet. Die Beson­der­hei­ten der Bier­kel­ler zei­gen sich auch an den Ein­schät­zun­gen der nah­erho­lungs­su­chen­den Gäste, die sie als einen Bestand­teil loka­ler Iden­ti­tät und regio­nal­spe­zi­fi­scher Lebens­qua­li­tät bewer­ten. Die Mehr­heit der Nah­erho­ler sucht Bier­kel­ler mehr­mals pro Monat auf.

Braue­rei­en als Familienbetriebe

Auf Sei­ten der Braue­rei­en selbst sind ins­be­son­de­re die loka­len Beschäf­ti­gungs­ef­fek­te und die Fami­li­en­tra­di­ti­on der Betrie­be her­vor­zu­he­ben. Eine Ent­schei­dung für die Aus­übung des Brau­er­be­ru­fes, trotz erheb­li­chen öko­no­mi­schen Drucks, wird größ­ten­teils auf­grund der Lei­den­schaft für das Brau­hand­werk und aus Fami­li­en­tra­di­ti­on getrof­fen. Teils auf­tre­ten­de Pro­ble­me in der Rekru­tie­rung von geeig­ne­tem Per­so­nal wer­den häu­fig über die Mit­ar­beit von Fami­li­en­mit­glie­dern kom­pen­siert. Die Betrie­be beschäf­ti­gen in Stadt und Land­kreis nicht nur über 1.000 Men­schen, son­dern sie zeich­nen sich als aus­ge­spro­chen wohn­ort­na­he Arbeit­ge­ber aus. Zudem hat knapp die Hälf­te der befrag­ten Unter­neh­men bereits über die Nach­fol­ge ent­schie­den und die­se auch gere­gelt. Einen wich­ti­gen Bei­trag zum Bestehen der Klein­tei­lig­keit lei­stet die Ver­net­zung der Braue­rei­en unter­ein­an­der. Dabei ermög­li­chen Orga­ni­sa­tio­nen geziel­te Hil­fe­stel­lun­gen, etwa im Bereich des fach­li­chen Aus­tauschs oder bei der über­re­gio­na­len Ver­mark­tung und der Reprä­sen­ta­ti­on der ober­frän­ki­schen Braue­rei­en nach außen.

Zusam­men­spiel von Kon­su­men­ten, Pro­du­zen­ten und Organisationen

Ins­ge­samt gibt das Pro­jekt Ein­sich­ten in die kul­tu­rel­le Bedeut­sam­keit des Bie­res sowie sozia­le und öko­no­mi­sche Aspek­te des Braue­rei­we­sens in Stadt und Land­kreis Bam­berg. Es wird deut­lich, dass die aus­ge­präg­te und cha­rak­te­ri­sie­ren­de Klein­tei­lig­keit der Braue­rei­en, die mehr­heit­lich einen Aus­stoß von weni­ger als 3.000 hl auf­wei­sen und im Durch­schnitt 17 Mit­ar­bei­ter beschäf­ti­gen, ein Ergeb­nis des gegen­sei­ti­gen Zusam­men­spiels von Kon­su­men­ten, Pro­du­zen­ten und Orga­ni­sa­tio­nen ist. Bei einem abschlie­ßen­den gemüt­li­chen Aus­klang wur­den die Stu­di­en­ergeb­nis­se im Detail diskutiert.

Die Stu­die steht im Inter­net zum Down­load bereit unter:
www​.land​kreis​-bam​berg​.de/​T​o​u​r​i​s​m​u​s​-​F​r​e​i​z​e​i​t​/​G​e​n​u​s​s​r​e​g​i​o​n​-​B​a​m​b​e​r​g​/​B​i​e​r​k​u​l​tur
www​.uni​-bam​berg​.de/​g​e​o1/

Unter­stützt wur­de die Erstel­lung der Stu­die vom Bier­land Ober­fran­ken, dem Ver­band der Pri­va­ten Braue­rei­en in Bay­ern und dem Uni­ver­si­täts­bund Bamberg.