Ober­frän­ki­sche Wirt­schaft wünscht sich eine eini­ge Union

Strei­tig­kei­ten in der EU sind Risi­ken für den Stand­ort und die wirt­schaft­li­che Entwicklung

Die seit Mona­ten schwe­len­de Unei­nig­keit inner­halb der Euro­päi­schen Uni­on sowie eine dro­hen­de neue Ban­ken­kri­se könn­ten die ober­frän­ki­sche Wirt­schaft in Tur­bu­len­zen brin­gen – das befürch­ten die Unter­neh­men, die von der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth im Rah­men ihrer Herbst-Kon­junk­tur­be­fra­gung nach mög­li­chen Risi­ken für ihre eige­ne wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung und die des Wirt­schafts­stand­or­tes befragt wor­den sind. „Die Wirt­schaft erwar­tet von der Poli­tik Pla­nungs­si­cher­heit und Ori­en­tie­rung. Die EU muss wie­der zu einer ech­ten ‚Uni­on‘ wer­den und gemein­sa­me Lösun­gen für die anste­hen­den Her­aus­for­de­run­gen fin­den“, so IHK-Prä­si­dent Heri­bert Trunk.

Die Ergeb­nis­se sind alar­mie­rend und unter­strei­chen die Bedeu­tung der Euro­päi­sche Uni­on in der aktu­ell undurch­sich­ti­gen Gemenge­la­ge aus poli­ti­schen und wirt­schaft­li­chen Her­aus­for­de­run­gen: 70 Pro­zent der befrag­ten Unter­neh­men stu­fen die Unei­nig­keit inner­halb der EU als kon­kre­tes wirt­schaft­li­ches Risi­ko für die eige­ne Ent­wick­lung ein. „Zukunfts­ri­si­ken sehen unse­re Unter­neh­men also weni­ger im eige­nen Betrieb oder der Ent­wick­lung der Märk­te, son­dern in der Unei­nig­keit, die die euro­päi­schen Ent­schei­dungs­or­ga­ne seit Mona­ten lähmt. Man hat aktu­ell kein Zutrau­en in die Pro­blem­lö­sungs­kom­pe­tenz der EU“, so Trunk.

Kommt die Ban­ken­kri­se zurück?

Für 69 Pro­zent der befrag­ten Unter­neh­men birgt auch das Risi­ko einer neu­en Ban­ken­kri­se eine mög­li­che Gefahr – ein The­ma, von dem man dach­te, es vor län­ge­rer Zeit in den Griff bekom­men zu haben. Aber: „Die Gefahr neu­er Tur­bu­len­zen auf den Finanz­märk­ten ist für die ober­frän­ki­sche Wirt­schaft sehr real“, so IHK-Haupt­ge­schäfts­füh­re­rin Chri­sti Degen mit Blick auf die jüng­sten Dis­kus­sio­nen um deut­sche Groß­ban­ken und die anhal­ten­de Niedrigzinsphase.

Als weni­ger bedroh­lich neh­men die befrag­ten Unter­neh­men offen­bar den beschlos­se­nen „Brexit“ und die ange­spann­te Lage in der Tür­kei wahr. Bei­de The­men wer­den aber von immer­hin noch rund 40 Pro­zent als poten­zi­el­les wirt­schaft­li­ches Risi­ko emp­fun­den. „Letzt­lich ist aber auch die Bewer­tung die­ser The­men mit dem Wunsch nach einer star­ken, eini­gen EU ver­bun­den“, sagt IHK-Prä­si­dent Trunk. „Die EU muss auf­hö­ren, sich vor allem mit sich selbst zu befas­sen und wie­der Ver­trau­en in die Zukunfts­fä­hig­keit Euro­pas wecken. Dies muss den poli­tisch Ver­ant­wort­li­chen in allen EU-Mit­glieds­staa­ten bewusst sein“, so der IHK-Präsident.

Sei­ne Kri­tik an der Euro­päi­schen Uni­on will der IHK-Prä­si­dent auch per­sön­lich vor­tra­gen. Gele­gen­heit dazu hat er bereits am Frei­tag die­ser Woche, wenn der Vor­sit­zen­de der EVP-Frak­ti­on im Euro­päi­schen Par­la­ment, Man­fred Weber (MdEP) Gast der öffent­li­chen IHK-Voll­ver­samm­lung im Stadt­schloss Lich­ten­fels sein wird. Das The­ma sei­nen Vor­trags passt: „Nach dem Brexit-Votum: Wie sieht das Euro­pa der Zukunft aus?“.