„My mother wouldn’t belie­ve it!“ – Eine jüdi­sche Familiengeschichte

Barbara Steinberger

Bar­ba­ra Steinberger

Bar­ba­ra Stein­ber­ger, Toch­ter von Eri­ka Löbl, zu Besuch im Histo­ri­schen Muse­um Bamberg

Ein bewe­gen­der Moment war es für Bar­ba­ra Stein­ber­ger, als sie das gedruck­te Tage­buch ihrer Mut­ter in der Aus­stel­lung „Jüdi­sches in Bam­berg“ durch­blät­ter­te. „My mother wouldn’t belie­ve it!“, ihre Mut­ter, Eri­ka Löbl, hät­te nie­mals geglaubt, ein­mal Teil einer Aus­stel­lung zu sein. Erst nach ihrem Tod 1996 tauch­ten ihre per­sön­li­chen Auf­zeich­nun­gen aus den Jah­ren 1937 bis 1943 auf. Auf Anre­gung der Fami­lie wur­de das Tage­buch vor kur­zem unter dem Titel „Von Bam­berg nach Qui­to. Das Tage­buch der Eri­ka Löbl“ vom Stadt­ar­chiv Bam­berg und den Muse­en der Stadt Bam­berg herausgegeben.

Das zwei­tei­li­ge Tage­buch zeich­net ein inti­mes Bild einer zunächst unbe­schwer­ten Jugend als jüdi­sches Mäd­chen in Bam­berg, die jedoch ab Ende der 1930er Jah­re zuneh­mend unter dem Ein­druck anti­se­mi­ti­scher Aus­gren­zung und ste­ti­gen Rück­schlä­gen bei der geplan­ten Emi­gra­ti­on aus Nazi-Deutsch­land steht. Getrennt von Eltern und Freun­den flüch­te­ten Eri­ka Löbl und ihr Bru­der Wer­ner im Juni 1939 mit einem Kin­der­trans­port nach Eng­land. Erst im Sep­tem­ber 1942, nach drei Jah­ren Tren­nung, fand die Fami­lie im süd­ame­ri­ka­ni­schen Exil wie­der zusammen.

Für Bar­ba­ra Stein­ber­ger, die heu­te in New York lebt, hat das Tage­buch ihrer Mut­ter einen ganz beson­de­ren emo­tio­na­len Wert. Des­halb nutz­te sie jüngst die Gele­gen­heit für einen Zwi­schen­stopp in Bam­berg auf ihrer Rück­rei­se von Isra­el, wo sie anläss­lich des 90. Geburts­ta­ges ihres Onkels Wer­ner Löbl war. Beein­druckt zeig­te sie sich auch von der Aus­stel­lung, durch die sie Mar­len Bon­ke M.A., wis­sen­schaft­li­che Volon­tä­rin der Muse­en der Stadt Bam­berg, und Horst Geh­rin­ger, Lei­ter des Stadt­ar­chivs Bam­berg, führ­ten. Das Schick­sal ihrer Fami­lie ist im Kon­text der Geschich­te ein anschau­li­ches Bei­spiel für die Aus­ein­an­der­set­zung mit reli­gi­ös oder poli­tisch moti­vier­ter Ver­fol­gung und daher gera­de heu­te wie­der von beun­ru­hi­gen­der Aktualität.

Von Bam­berg nach Qui­to. Das Tage­buch der Eri­ka Löbl
hg. v. Horst Geh­rin­ger und Regi­na Hanemann
Ver­öf­fent­li­chun­gen des Stadt­ar­chivs Bam­berg, Bd. 24
Bam­berg 2016
Im Histo­ri­schen Muse­um und im Buch­han­del erhält­lich für 17 Euro.

Die neue Abtei­lung „Jüdi­sches in Bam­berg“ – her­vor­ge­gan­gen aus der erfolg­rei­chen Son­der­aus­stel­lung in der Stadt­ga­le­rie Bam­berg – Vil­la Des­sau­er, ist im Histo­ri­schen Muse­um Bam­berg von April bis Novem­ber (heu­er bis 6. Novem­ber !), von Diens­tag bis Sonn­tag von 9 bis 17 Uhr zu sehen. Infor­ma­tio­nen z.B. zum muse­ums­päd­ago­gi­schen Pro­gramm fin­den Sie unter www​.muse​um​.bam​berg​.de