„Land­kreis unter Strom“: Gut besuch­tes Refe­rat in Hundshaupten

Foto: Helmut Pfefferle

Foto: Hel­mut Pfefferle

Wenn aus einem ein­stün­di­gen Refe­rat über zwei Stun­den leb­haf­te Dis­kus­si­on und Fra­ge­run­de wer­den, so wird klar, wie stark das The­ma Men­schen berührt. „Land­kreis unter Strom“ – unter die­sem Titel infor­mier­te Dipl.- Ing. (FH) Chri­sti­an Spon­sel, Lei­ter Abtei­lung Ser­vice Anlagen/​Netze der Stadt­wer­ke Forch­heim, im Grü­nen Klas­sen­zim­mer in Hunds­haup­ten über die siche­re Strom­ver­sor­gung der Stadt und des Land­krei­ses. Den über­wie­gend sehr fach­kun­di­gen Zuhö­rern ver­deut­lich­te er den Zusam­men­hang von Strom­ver­brauch und die dazu benö­tig­te zeit­glei­che Lei­stung, und die damit ver­bun­de­nen heu­ti­gen Anfor­de­run­gen an die Ver­sor­ger. Außer­dem wur­de die Auf­tei­lung der ein­zel­nen Ver­brau­cher­grup­pen in Stadt und Land­kreis the­ma­ti­siert. So liegt der Anteil des Ver­brau­ches in der Stadt Forch­heim bei den Haus­hal­ten ledig­lich bei 24 Pro­zent, 73 Pro­zent jedoch bei Indu­strie und Gewer­be. Die Stadt ver­schlingt dabei immer­hin 40 Pro­zent des gan­zen Strom­be­darfs des Landkreises.

Des­we­gen ist u.a. eine siche­re Ver­sor­gung das bin­den­de Ziel, um die ener­ge­ti­schen Rah­men­be­din­gun­gen des Indu­strie­stand­or­tes wei­ter zu garan­tie­ren. Wie schwie­rig das in Zei­ten der Ein­spei­sung erneu­er­ba­rer Ener­gien wur­de, zeigt, dass 2010 noch 1.588 Stun­den aus­reich­ten, in denen die Netz­be­trei­ber regu­lie­rend ein­grei­fen muss­ten, um das Netz zu sta­bi­li­sie­ren. 2015 waren es schon 8.453 Stun­den, also fast durch­ge­hend das gan­ze Jahr! Der Erfolg ist die fast 100%ige Ver­sor­gungs­si­cher­heit. In der Stadt Forch­heim sogar noch bes­ser als der Bun­des­durch­schnitt, wäh­rend in Län­dern wie Polen, Tsche­chi­en oder Ita­li­en „Black­outs“ nichts Außer­ge­wöhn­li­ches sind.

So wur­den die Stadt­wer­ke vom Strom- und Gas­ver­sor­ger zum moder­nen „Ener­gie­ma­na­ger“, der nicht nur regu­lie­rend für eine siche­re Strom­ver­sor­gung sorgt, son­dern auch die „Wär­me­wen­de“ aktiv gestal­tet. Hin­sicht­lich der not­wen­di­gen Ein­grif­fe und Netz­er­wei­te­run­gen im Strom­netz führt dies natür­lich zu einem erhöh­ten Per­so­nal- und Kosten­auf­wand, der auf alle Ver­brau­cher umge­legt wer­den muss. Vie­le Geset­ze und Ver­ord­nun­gen ver­pflich­ten die Ver­sor­ger zur pri­mä­ren Abnah­me erneu­er­ba­rer Ener­gien – für die Umwelt sicher gut, für die Kosten der Strom­kun­den im Bereich der rei­nen Ener­gie­ko­sten momen­tan auch, jedoch über­kom­pen­siert durch staat­li­che Ent­gel­te, Steu­ern und Abga­ben (EEG Abga­be) und des­we­gen per Sal­do der­zeit nicht.

Bio­mas­se und Was­ser­kraft, bei uns nen­nens­wert genutzt, sind plan­bar, so Spon­sel, aber der zuneh­men­de, unkal­ku­lier­ba­re Anteil an „Zap­pel­strom“ aus Pho­to­vol­ta­ik sorgt für Hek­tik an den Schalt­pul­ten. Wind­kraft wird des­we­gen im Land­kreis nicht genutzt, weil selbst eine Betei­li­gung an einer Anla­ge im wind­rei­chen Nord­deutsch­land zu vie­le Zwei­fel an der Wirt­schaft­lich­keit hin­ter­lie­ßen. Das Risi­ko wäre hier bei uns noch grö­ßer und den Anteils­eig­nern der Stadt­wer­ke, den Forch­hei­mer Bür­ge­rin­nen und Bür­ger, nicht zu vermitteln.

Spon­sel bemän­gel­te, dass das hohe Poten­ti­al an Ein­spa­run­gen und Effi­zi­enz­stei­ge­rung weder von Indu­strie noch Haus­hal­ten aus­rei­chend genutzt wird. Eben­so wird viel­fach die Abwär­me von Maschi­nen in die Umwelt ver­schleu­dert. Neben den Stadt­wer­ken kann hier auch Domi­nik Big­ge, Kli­ma­ma­na­ger des Land­krei­ses, der auch unter den Zuhö­rern saß, bera­tend für Kom­mu­nen und Haus­hal­te tätig wer­den. Sanie­rung von Hei­zun­gen, Aus­tausch gro­ßer Strom­fres­ser, wie die Gefrier­tru­he im Kel­ler, sind Maß­nah­men, die schnell greifen.

Denn, so bilan­zier­te Hel­mut Pfef­fer­le, Vor­stand des Ver­ei­nes für den Schutz des Natur­parks Frän­ki­sche Schweiz e.V., der die Ver­an­stal­tung initi­iert hat, „der umwelt­freund­lich­ste und bil­lig­ste Strom ist der, den ich nicht verbrauche“.

Der gute Besuch und das hohe Inter­es­se ver­deut­licht die Aktua­li­tät des Themas.