ADFC Bam­berg: „Quo vadis Lan­ge Straße?“

„Auf hal­bem Weg ste­hen­ge­blie­ben“ – unter die­sem Mot­to fasst der All­ge­mei­ne Deut­sche Fahr­rad-Club (ADFC) Bam­berg die jüng­sten Beschlüs­se des Umwelt­se­nats bezüg­lich der Lan­gen Stra­ße zusammen.

Die neue­sten Pla­nun­gen der Stadt­ver­wal­tung sehen vor, dass der Rad­ver­kehr in der Lan­gen Stra­ße vom Schön­leins­platz Rich­tung Obst­markt im gesam­ten Ver­lauf auf einer vier Meter brei­ten Fahr­bahn gemein­sam mit dem Auto- und Lini­en­bus­ver­kehr in einem soge­nann­ten ver­kehrs­be­ru­hig­ten Geschäfts­be­reich mit Tem­po 20 als Höchst­ge­schwin­dig­keit geführt wer­den soll. In Gegen­rich­tung wird sich für den Rad­ver­kehr lei­der nichts verbessern.

Zwar ist es durch­aus posi­tiv, dass durch die Umge­stal­tung der Lan­gen Stra­ße das seit über einem Jahr bestehen­de und für vie­le Rad­ler als sehr unbe­frie­di­gend emp­fun­de­ne Pro­vi­so­ri­um mit der Eng­stel­le an der Ein­mün­dung Hel­ler­stra­ße durch eine ste­ti­ge und gerad­li­ni­ge Füh­rung des gesam­ten Ver­kehrs ersetzt und das Tem­po auf 20 km/​h begrenzt wird. Der Rad­ver­kehr soll vom Schön­leins­platz an zunächst über einen Schutz­strei­fen und dann auf der Fahr­bahn geführt wer­den. Jedoch wird die­se mit vier Metern Brei­te jedoch sehr knapp bemes­sen sein, sodass ein lega­les Über­ho­len von Rad­fah­rern durch Kraft­fahr­zeu­ge mit dem not­wen­di­gen 1,50m Sei­ten­ab­stand bei heu­te übli­chen KfZ-Brei­ten nicht mög­lich sein wird. Des­halb wird der ADFC allen Rad­lern emp­feh­len, nach dem Umbau selbst­be­wusst in der Mit­te der Fahr­bahn zu fah­ren, sodass weder Auto- noch Bus­fah­rer auf die Idee kom­men, hier Rad­fah­rer ille­gal – also mit zu gerin­gem Sei­ten­ab­stand – zu über­ho­len. „Wenn den Auto- und Bus­fah­rern nicht unmiss­ver­ständ­lich klar gemacht wird, dass sie Rad­fah­rer hier kei­nes­falls über­ho­len dür­fen, wird es zu gefähr­li­chen Situa­tio­nen kom­men“ so die besorg­te Mei­nung von ADFC-Vor­stands­mit­glied Sarah Swift. Damit schei­nen die Rad­fah­rer wohl als „mensch­li­che Ver­kehrs­be­ru­hi­gung“ her­hal­ten zu müs­sen. Wie unge­dul­di­ge Auto­fah­rer und unsi­che­re Rad­fah­rer mit die­ser Situa­ti­on umge­hen wer­den, bleibt abzuwarten.

Noch schlim­mer und über­aus ent­täu­schend ist es für den ADFC aller­dings, dass es in Gegen­rich­tung wei­ter­hin bei dem mit 1,25m nach heu­ti­gen Regel­wer­ken viel zu schma­len Rad­weg alles beim Alten blei­ben soll. Anschei­nend hat­te die Stadt­ver­wal­tung hier mal wie­der nicht den Mut, eine fahr­rad­freund­li­che­re Lösung durch­zu­set­zen. Es ist schon heu­te nicht mög­lich, das hohe Rad­ver­kehrs­auf­kom­men in der Lan­gen Stra­ße auf die­sem Weg ver­nünf­tig abzu­wickeln. „Wenn noch mehr Men­schen zum Umstei­gen auf das Fahr­rad bewegt wer­den sol­len, benö­ti­gen wir gera­de hier eine aus­rei­chend brei­te Rad­ver­kehrs­füh­rung, die das Rad­fah­ren wirk­lich attrak­tiv macht. Statt­des­sen wer­den sich Rad­fah­rer auch in Zukunft mit Fuß­gän­gern, Lie­fer­ver­kehr und par­ken­den Autos her­um­är­gern müs­sen. Obwohl gera­de die­se Kon­flik­te im Sit­zungs­vor­trag genau­so beschrie­ben wur­den, wird sich hier wohl lei­der nichts ändern. Wie­der ein­mal schei­nen ein paar Kfz-Kurz­zeit­park­plät­ze wich­ti­ger zu sein, als eine zeit­ge­mä­ße Rad­ver­kehrs­an­la­ge.“ kri­ti­siert ADFC-Vor­stands­mit­glied Elke Pap­pen­schel­ler die­se fahr­rad­un­freund­li­che Planung.

An der gesam­ten Pla­nung wur­de der ADFC im Vor­feld wie­der ein­mal nicht betei­ligt, son­dern nur vor voll­ende­te Tat­sa­chen gestellt. Nach Mei­nung des ADFC hät­te die Stadt­ver­wal­tung in den erst vor weni­gen Wochen statt­fin­den­den Sit­zun­gen des Fahr­rad­fo­rums bzw. der Arbeits­grup­pe Rad­ver­kehr die Pla­nun­gen vor­stel­len und dis­ku­tie­ren müs­sen. So fra­gen sich die Akti­ven des ADFC schon, wofür die­se Gre­mi­en über­haupt exi­stie­ren, wenn sie bei so ele­men­ta­ren The­men nicht mit ein­be­zo­gen werden.

Somit ist der Beschluss des Umwelt­se­nats ein scha­ler Kom­pro­miss, der wohl zum allei­ni­gen Ziel hat, die Fuß­gän­ger-Auf­ent­halts­qua­li­tät in der Lan­gen Stra­ße zu erhö­hen. Die­se kann aus Sicht des ADFC aller­dings nur durch eine wesent­li­che Ver­rin­ge­rung des Auto­ver­kehrs – sowohl des flie­ßen­den als auch des ruhen­den – erfol­gen. Und lei­der scheint den Ver­ant­wort­li­chen in Poli­tik und Ver­wal­tung auch der Mut zu feh­len, den gesam­ten Stra­ßen­raum so umzu­ge­stal­ten, dass für den Rad­ver­kehr ein kom­for­ta­bles Durch­fah­ren der Lan­gen Stra­ße in bei­de Rich­tun­gen ermög­licht wird. Damit ver­ge­ben die städ­ti­schen Ver­ant­wort­li­chen wie­der ein­mal eine gute Chan­ce, mehr Men­schen zum Umstei­gen vom PKW auf das Fahr­rad zu bewegen.
Micha­el Schilling
Mit­glied im Vor­stand des ADFC-Kreis­ver­band Bam­berg e.V.