Vogel­stim­men­wan­de­rung des Bund Natur­schutz Kirchehrenbach/​Weilersbach

Dieses Turmfalkenmännchen präsentierte sich den Exkursionsteilnehmern mit seiner Beute.

Die­ses Turm­fal­ken­männ­chen prä­sen­tier­te sich den Exkur­si­ons­teil­neh­mern mit sei­ner Beute.

Der frü­he Vogel fängt den Wurm

Wofür steht man am Sonn­tag, noch dazu am Mut­ter­tag, schon lan­ge vor sechs Uhr mor­gens auf und fährt nach Kirch­eh­ren­bach? Auf Ein­la­dung der Bund Natur­schutz Orts­grup­pe Kirchehrenbach/​Weilersbach ver­sam­mel­te sich eine Grup­pe von 20 Teil­neh­mern um Nor­bert Braun, des­sen fach­kun­di­ge Vogel­stim­men­wan­de­run­gen sich unter Natur­freun­den und ‑ken­nern längst her­um­ge­spro­chen haben.

Ohne Umschwei­fe gab der Exkur­si­ons­lei­ter eine knap­pe Ein­füh­rung in die Laut­äu­ße­run­gen der Vögel. So unter­schei­det man Rufe, wie sie beim War­nen, Locken oder Bet­teln ertö­nen, vom revier­an­zei­gen­den Gesang, der glei­cher­ma­ßen an Weib­chen und Kon­kur­ren­ten gerich­tet ist. Man­che Vogel­ar­ten wie der Buch­fink haben dabei ein recht ein­ge­schränk­tes Reper­toire, wäh­rend ande­re wie der Star ihr Lied vari­ie­ren und sogar alle mög­li­chen Geräu­sche imitieren.

Bei herr­li­chem Mor­gen­licht ging es dann in gemäch­li­chen Tem­po durch die Flur Rich­tung Wie­sen­t­hau, beglei­tet vom kla­gen­den Ruf des sel­te­nen Wen­de­hal­ses. Fasa­nen­gockel, Kuckuck, Feld­schwirl, Neun­tö­ter – in rascher Fol­ge wuchs unter Mit­hil­fe der Teil­neh­mer die Liste der aku­stisch und optisch aus­ge­mach­ten Sän­ger und Rufer. Gedul­dig ent­wirr­te Nor­bert Braun das viel­stim­mi­ge Vogel­kon­zert, wies dane­ben auf Lebens­rauman­sprü­che, Ver­hal­ten und Häu­fig­keit hin: Bei­spiels­wei­se konn­te der eben aus dem Win­ter­quar­tier zurück­ge­kehr­te Neun­tö­ter auf sei­nen Sitz­war­ten in den Hecken am Weges­rand in über­ra­schen­der Dich­te ange­trof­fen wer­den. Blau­mei­se, Sing­dros­sel, Gold­am­mer, Pirol und Grün­specht – schon war man bei über 20 Arten. Im Sing­flug stieg die Feld­ler­che in den blau­en Him­mel, um sich dann wie ein Stein fal­len zu las­sen. Der Baum­pie­per wie­der­um blieb ein­fach auf sei­nem Zweig sit­zen und tat dem Exkur­si­ons­lei­ter den Gefal­len nicht, den ange­kün­dig­ten spek­ta­ku­lä­ren Revier­flug vor­zu­füh­ren. Dafür konn­te man jetzt im direk­ten Ver­gleich den pres­sen­den Gesang der Mönchs­gras­mücke und das „Orgeln“ der Gar­ten­gras­mücke stu­die­ren. Das „jack­jack“ der Doh­len beglei­te­te den Auf­stieg zur Hochfläche.

Über das Pla­teau des Wal­ber­la führ­te dann der Weg in einer Schlei­fe zurück Rich­tung Aus­gangs­punkt. Noch eine Woche zuvor wäre das Vogel­kon­zert im Tru­bel des Wal­ber­la-Festes unter­ge­gan­gen, jetzt hin­ge­gen herrsch­te beschau­li­che Ruhe. Zwar ließ die San­ges­freu­de der Gefie­der­ten gegen 9:00 Uhr nach, doch wuss­te Nor­bert Braun den Pflan­zen­reich­tum der Ehren­bürg zu nut­zen, indem er die Vogel­stim­men­ex­kur­si­on kur­zer­hand in eine bota­ni­sche über­ge­hen ließ: Tür­ken­bund, Aron­stab, Salo­mon­sie­gel, Früh­jahrs­platt­erb­se, Teu­fels­kral­le – auch sie vor einer Woche kaum beach­tet – stan­den jetzt im Mit­tel­punkt der Betrachtung.

Der Abstieg von den Mager­ra­sen­stand­or­ten durch den Mit­tel­wald mit sei­nen alle 15 Jah­re auf­ge­lich­te­ten Abtei­lun­gen brach­te dann wie­der ganz ande­re Anblicke als die Kirsch­gär­ten beim Anstieg. Hier waren statt des erwar­te­ten Wald­laub­sän­gers die Stro­phen des Rot­kehl­chens und eine ganz eigen­ar­ti­ge Vari­an­te des Kohl­mei­sen­ge­san­ges zu vernehmen.

Am Ende lau­te­te die Bilanz: 47 Vogel­ar­ten, vier Stun­den Natur­ge­nuss, unauf­dring­li­che Wis­sens­er­wei­te­rung und vie­le Gesprä­che der Teil­neh­mer unter­ein­an­der; aber auch das Bewusst­sein, dass ange­sichts von Nut­zungs­kon­flik­ten, Ver­än­de­run­gen bezüg­lich Kli­ma und Bewirt­schaf­tungs­wei­se, hier vor allem die Ablö­sung der alten Streu­obst­wie­sen und Hoch­stäm­me durch Nie­der­stamm­plan­ta­gen, alles im Fluss ist.

Mit einem Geschenk bedank­te sich Annet­te For­ster-Senne­fel­der von der BN- Orts­grup­pe bei Nor­bert Braun und ent­ließ die Grup­pe nach der erleb­nis­rei­chen Wan­de­rung zu einer Zeit, wo ande­re noch (immer) im Bett lagen.

Text/​Foto: Anne­lo­re Schneider