Mei­nungs­frei­heit und Blas­phe­mie: Die deut­sche Schrift­stel­ler­ver­ei­ni­gung PEN tagt in Bamberg

Symbolbild Bildung

„Eine Demo­kra­tie ohne ein paar hun­dert Wider­sprech­künst­ler ist undenk­bar“, schrieb einst Jean Paul; Kul­tur­staats­mi­ni­ste­rin Moni­ka Grüt­ters zitier­te die Wor­te des gro­ßen Dich­ters aus Fran­ken in ihrer Gedenk­re­de auf Gün­ter Grass, den vor einem Jahr ver­stor­be­nen PEN-Ehren­prä­si­den­ten. Das PEN-Zen­trum Deutsch­land nahm sie als Mot­to für die dies­jäh­ri­ge Jah­res­ta­gung, zu der sich vom 21.–24. April rund 150 Autorin­nen und Autoren, Über­set­zer, Her­aus­ge­ber und Lite­ra­tur­kri­ti­ker in Bam­berg ver­sam­meln werden.

Erst­mals wird in Bam­berg der nach sei­nem Stif­ter benann­te und mit 4.000 € dotier­te Kurt Sigel-Preis für Lyrik ver­lie­hen, den als erster Preis­trä­ger der Lyri­ker Dani­el Falb (*1977) erhält. Sei­ne Gedich­te rag­ten unter mehr als 1100 Ein­sen­dun­gen her­aus, weil sie Maß­stä­be für die Qua­li­tät poli­tisch und gesell­schaft­lich rele­van­ter Poe­sie heu­te set­zen, lob­te die Jury, der Doro­thea von Tör­ne, Hans Thill und Her­bert Wies­ner ange­hör­ten. Die Lau­da­tio hält Doro­thea von Törne.

„Wri­ters-in-Pri­son“ und „Wri­ters-in-Exi­le“ hei­ßen zwei inter­na­tio­nal aus­ge­rich­te­te Pro­gram­me des Zen­trums, betreut von den bei­den Vize­prä­si­den­ten Sascha Feu­chert und Fran­zis­ka Sperr. Die­se wer­den bei der Auf­takt­ver­an­stal­tung nach der Preis­ver­lei­hung im Mit­tel­punkt ste­hen, wenn zum einen die Mei­nungs­frei­heit in der Tür­kei auf dem Prüf­stand steht und zum ande­ren die Gäste vor­ge­stellt wer­den, die im Rah­men des von der Kul­tur­staats­mi­ni­ste­rin finan­zier­ten „Wri­ters in Exile“-Programms in Deutsch­land ein Exil gefun­den haben. Die der­zei­ti­gen Sti­pen­dia­ten kom­men aus Chi­na, Geor­gi­en, Kolum­bi­en, Syri­en und Viet­nam sowie – als Sti­pen­di­at der Stadt Darm­stadt – aus Kamerun.

„Befreit Gott von den Gläu­bi­gen!“: Um die eige­ne Auf­klä­rung geht es am Frei­tag­nach­mit­tag, wenn der Straf­recht­ler und Bun­des­rich­ter Tho­mas Fischer, der Theo­lo­ge und Sozio­lo­ge Horst Herr­mann, von dem das Titel­zi­tat stammt, die Lite­ra­tur­kri­ti­ke­rin Sig­rid Löff­ler und der Phi­lo­soph Chri­stoph Tür­cke (Impuls­re­fe­rat) über Frei­heit des Aus­drucks und Blas­phe­mie dis­ku­tie­ren; PEN-Gene­ral­se­kre­tä­rin Regu­la Vens­ke moderiert.

Jedes Jahr wer­den neue Mit­glie­der in den Club gewählt. Im Rah­men eines lan­gen Lese­abends stel­len sich die­se Neu­en der Öffent­lich­keit, mode­riert von der Bam­ber­ger Schrift­stel­le­rin Tan­ja Kin­kel, der Nina Geor­ge als Zeit­wäch­te­rin assi­stiert. Zu den Zuge­wähl­ten, auf deren Kurz­le­sun­gen sich das Bam­ber­ger Publi­kum freu­en kann, gehö­ren u.a. Zoë Beck, Bar­ba­ra Krohn, Rosa Yas­sin Hassan und Fri­do­lin Schley. Die­ses For­mat „Will­kom­men im Club“ gibt es nun zum drit­ten Mal; es erreg­te in den Vor­jah­ren in Schwä­bisch Hall und Mag­de­burg gro­ßes Interesse.

Neben dem Ver­eins-All­tag mit Berich­ten, Debat­ten, Reso­lu­tio­nen und neu­er­li­chen Zuwah­len wird auch ein Tref­fen des PEN-Freun­des­krei­ses statt­fin­den, der das huma­ni­tär aus­ge­rich­te­te Enga­ge­ment des Schrift­stel­ler­ver­eins unter­stützt; Inter­es­sier­te sind herz­lich will­kom­men. Mit einer Mati­née zu Lite­ra­tur und bil­den­der Kunst geht die Jah­res­ver­samm­lung am Sonn­tag­vor­mit­tag zu Ende. Die Koor­di­na­to­rin des Freun­des­krei­ses Jut­ta Sau­er stellt das von ihr her­aus­ge­ge­be­ne Buch „Men­schen und Mas­ken. Lite­ra­ri­sche Begeg­nun­gen mit dem Maler Felix Nuss­baum“ vor und mode­riert, Alban Niko­lai Herbst, Ali­s­sa Wal­ser und Fer­idun Zai­mo­g­lu lesen.

Alle genann­ten Ver­an­stal­tun­gen sind öffent­lich; der Ein­tritt ist frei.