IHK infor­miert Unter­neh­men über das Pro­jekt „Flücht­lin­ge in Aus­bil­dung und Arbeit

Aus­bil­dung als Schlüs­sel zur Integration

Mehr als 60 Unter­neh­men haben sich bis­her bei der IHK dar­über infor­miert, wie unbe­glei­te­te min­der­jäh­ri­ge Flücht­lin­ge über Prak­ti­ka und Aus­bil­dung den Weg in die Arbeits­welt fin­den und dabei hel­fen kön­nen, dem Fach­kräf­te­man­gel in Ober­fran­ken die Stirn zu bie­ten. In drei Ver­an­stal­tun­gen in Bay­reuth, Bam­berg und Hof gaben Ver­tre­ter von IHK und Agen­tur für Arbeit einen Über­blick über Unter­stüt­zungs­an­ge­bo­te sowie recht­li­che Rah­men­be­din­gun­gen. Aus­bil­der berich­te­ten von ihren bis­he­ri­gen Erfahrungen.

IHK-Haupt­ge­schäfts­füh­re­rin Chri­sti Degen freu­te sich über das Inter­es­se der Unter­neh­mens­ver­tre­ter. Die Fach­kräf­te von mor­gen aus­zu­bil­den, sei dabei sicher­lich nicht deren ein­zi­ge Moti­va­ti­on. „Es geht vie­len von Ihnen auch dar­um, gesell­schaft­li­che Ver­ant­wor­tung zu übernehmen.“

„Sehr höf­lich, inter­es­siert und moti­viert“: Die Unter­neh­mens­ver­tre­ter, die bereits Flücht­lin­ge in ihrem Betrieb beschäf­tigt haben, berich­tet fast alle­samt von ähn­li­chen Erfah­run­gen: So etwa sei der jun­ge Mann aus dem Irak, der im IT-Bereich des BAUR Ver­sands in Burg­kunst­adt ein Prak­ti­kum absol­vier­te, sehr freund­lich und auf­ge­schlos­sen gewe­sen, berich­tet Aus­bil­dungs­lei­ter Max-Josef Weis­mei­er. „Es zeich­ne­te sich jedoch schnell ab, dass eine sehr inten­si­ve Betreu­ung nötig sein wür­de.“ Auf­grund der sprach­li­chen Bar­rie­re sei­en vie­le jun­ge Flücht­lin­ge in pra­xis­ori­en­tier­te­ren Aus­bil­dungs­be­ru­fen womög­lich bes­ser auf­ge­ho­ben. Uwe Rosen­ber­ger, Lei­ter der Aus­bil­dung bei der Bay­ern­werk AG, berich­te­te Ähn­li­ches: Ein jun­ger Mann aus Soma­lia, der seit fünf Jah­ren in Deutsch­land lebt und Elek­tro­ni­ker wer­den möch­te, hat­te im drei­wö­chi­gen Prak­ti­kum sei­ne gro­ße Moti­va­ti­on unter Beweis gestellt, stößt jedoch noch an sprach­li­che Gren­zen, wenn es ums Fach­vo­ka­bu­lar geht. Seit dem 1. März absol­vie­re er eine Ein­stiegs­qua­li­fi­zie­rung und Rosen­ber­ger hofft, dass der jun­ge Mann im Herbst reif ist für eine Aus­bil­dung. „Es ist ein span­nen­des Pro­jekt“, sagt der Aus­bil­dungs­lei­ter. Die Spra­che wer­de aber auch in den Prü­fun­gen das größ­te Pro­blem blei­ben, wenn die Flücht­lin­ge unter Zeit­druck die Auf­ga­ben ver­ste­hen und bear­bei­ten müssen.

Bemüht und freund­lich, aber im tech­ni­schen Sprach­ge­brauch schnell an sprach­li­chen Gren­zen ange­langt: Die­se Erfah­run­gen hat auch die REHAU AG mit jun­gen Prak­ti­kan­ten aus Syri­en und Eri­trea gemacht, berich­tet Chri­sti­an Beer, tech­ni­scher Aus­bil­der. An der Moti­va­ti­on indes hapert es nicht: Die Flücht­lin­ge sei­en inter­es­sier­ter als man­che ein­hei­mi­schen Prak­ti­kan­ten, so hät­ten es die REHAU-Azu­bis aus­ge­drückt, die die Neu­lin­ge stets unter ihre Fit­ti­che nehmen.

Mit einem mehr­stu­fi­gen Vor­ge­hen will die IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth Flücht­lin­ge in pas­sen­de Unter­neh­men ver­mit­teln. In den kom­men­den Wochen sol­len die Jugend­li­chen in den Berufs­schu­len einen Kom­pe­tenz­check absol­vie­ren, um ihre Fähig­kei­ten und Inter­es­sen ken­nen­zu­ler­nen – und pas­sen­de Beru­fe gleich dazu. Es schlie­ßen sich ein ein­wö­chi­ges Schnup­per­prak­ti­kum vor den Som­mer­fe­ri­en an und ein län­ge­res Prak­ti­kum im Som­mer. „Noch spre­chen wir von nur rund 60 Flücht­lin­gen“, so Degen. Grö­ßer wird die Her­aus­for­de­rung in einem Jahr, dann sind rund 500 jun­ge Flücht­lin­ge im zwei­ten Schul­jahr an der Berufs­schu­le und auf der Suche nach Prak­ti­ka und Aus­bil­dungs­plät­zen. „Umso wich­ti­ger ist es, dass wir Hand in Hand mit unse­ren Koope­ra­ti­ons­part­nern han­deln, mit Kom­mu­nen, Agen­tur für Arbeit, HWK, DGB, vbw und Berufs­schu­len“, so Degen.

Die IHK bie­tet dabei ein Gesamt­pa­ket, das bis zu Schu­lun­gen für Betrie­be im inter­kul­tu­rel­len Umgang mit Flücht­lin­gen und aus­bil­dungs­be­glei­ten­den Sprach­kur­sen reicht. Das Ziel ist es, dass vie­le Flücht­lin­ge eine fun­dier­te Aus­bil­dung absol­vie­ren, anstatt als Hilfs­ar­bei­ter ver­meint­lich „schnel­les Geld“ zu ver­die­nen, sag­te Ingrid Krauß, die bei der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth Koor­di­na­to­rin der Flücht­lings­pro­jek­te und Ansprech­part­ne­rin für Unter­neh­men ist. Die­se errei­chen sie unter der Tele­fon­num­mer 0921/886–241 oder per E‑Mail (i.​krauss@​bayreuth.​ihk.​de).