ADFC Bam­berg: Hoher Rad­ver­kehrs­an­teil ist Rücken­wind für Fahr­rad­fah­rer und sogar gut für den Autoverkehr

Hinter dem neuen Mitglieder-Lastenfahrrad präsentiert sich das neue ADFC-Vorstandsteam (v.l.n.r.) Armin Lieb, Sarah Swift, Harald Pappenscheller, Elke Pappenscheller und Michael Schilling.

Hin­ter dem neu­en Mit­glie­der-Lasten­fahr­rad prä­sen­tiert sich das neue ADFC-Vor­stands­team (v.l.n.r.) Armin Lieb, Sarah Swift, Harald Pap­pen­schel­ler, Elke Pap­pen­schel­ler und Micha­el Schilling.

Sei­nen ver­kehrs­po­li­ti­schen Bericht bei der dies­jäh­ri­gen Mit­glie­der­ver­samm­lung des All­ge­mei­nen Deut­schen Fahr­rad-Clubs (ADFC) e.V. begann Vor­stands­mit­glied Harald Pap­pen­schel­ler vor fast 40 anwe­sen­den Mit­glie­dern mit einem Pau­ken­schlag: Laut einer reprä­sen­ta­ti­ven Haus­halts­be­fra­gung ist der Rad­ver­kehrs­an­teil in Bam­berg auf sen­sa­tio­nel­le 30 % gestie­gen. Die­se Stei­ge­rung wirkt wie Rücken­wind auf die Belan­ge aller Rad­fah­rer. Aber der hohe Rad­ver­kehrs­an­teil kommt allen zu Gute. Die Lebens- und Auf­ent­halts­qua­li­tät in der Stadt steigt durch weni­ger Lärm und bes­se­re Luft. Und nicht zuletzt pro­fi­tie­ren aber selbst Auto­fah­rer davon, wenn man sich nur vor­stellt, wenn nur die Hälf­te aller Rad­ler ihre Wege mit dem Auto zurück­le­gen wür­den, wie die Stadt im moto­ri­sier­ten Ver­kehr ersticken wür­de. Daher for­dert der ADFC Bam­berg, dass dem Rad­ver­kehr nun auch mehr Platz im Stra­ßen­raum gege­ben wird, der zumin­dest sei­nem Anteil am Modal-Split ent­spricht. Und eben­falls müs­sen end­lich aus­rei­chen­de Haus­halts­mit­tel für den Rad­ver­kehr zur Ver­fü­gung gestellt wer­den. Statt der 5 EUR je Ein­woh­ner, wie in der Rad­ver­kehrs­stra­te­gie der Stadt beschlos­sen, wur­de im aktu­el­len städ­ti­schen Haus­halt der „Fahr­rad­stadt Bam­berg“ kein ein­zi­ger Euro eingestellt.

Aus­führ­lich wur­de mit den Mit­glie­dern die Situa­ti­on an der Kreu­zung Star­ken­feld-/An­na­stra­ße, an der es in den letz­ten Jah­ren eini­ge schwe­re Unfäl­le gege­ben hat, erör­tert. Der ADFC setz­te sich hier vor allem für Tem­po 30 für den Kfz-Ver­kehr auf der Star­ken­feld­stra­ße ein und wand­te sich ener­gisch gegen eine Ver­län­ge­rung der Mit­tel­in­sel, die ein Blockie­ren der vor­fahrts­be­rech­tig­ten Rad­furt durch war­ten­den Auto­ver­kehr för­dern wird. Lei­der hat der Umwelt­se­nat in der Zwi­schen­zeit genau Gegen­tei­li­ges beschlos­sen. Der freie Fluss des Auto­ver­kehrs scheint den Mit­glie­dern im Umwelt­se­nat wich­ti­ger zu sein als die Sicher­heit von Rad­fah­rern und Fuß­gän­gern. Durch die Ver­län­ge­rung der Mit­tel­in­sel muss sich der Rad­ler auf der City­rou­te 8 künf­tig zwi­schen den zurück­stau­en­den Autos durch­schlän­geln. Da dadurch weder siche­res noch zügi­ges Rad­fah­ren mög­lich ist, wird sich der ADFC für die Auf­he­bung der Rad­we­ge­be­nut­zungs­pflicht in der Star­ken­feld­stra­ße ein­set­zen. Zum letzt­jäh­ri­gen Dau­er­the­ma Lan­ge Stra­ße for­dern die Akti­ven des ADFC die Umge­stal­tung der Stra­ße zu einer bord­stein­frei­en Tem­po 20-Zone bald­mög­lichst anzu­ge­hen und das jet­zi­ge Pro­vi­so­ri­um end­lich zu beseitigen.

Ent­täu­schen­des konn­te Harald Pap­pen­schel­ler aus dem Bam­ber­ger Land­kreis berich­ten. Hier wur­de die Mit­glied­schaft in der Arbeits­ge­mein­schaft Fahr­rad­freund­li­cher Kom­mu­nen (AGFK) nach der Vor­berei­sung durch die Bewer­tungs­kom­mis­si­on der AGFK durch Land­rat Kalb gekün­digt. Dies erfolg­te letzt­lich nur, weil man sich das Geld für ein von der AGFK als not­wen­dig erach­te­tes Rad­ver­kehrs­kon­zept spa­ren woll­te. Den Arbeits­kreis „Rad­ver­kehr im Land­kreis“, in dem auch der ADFC ver­tre­ten ist, wird es erfreu­li­cher­wei­se wei­ter­hin geben.

Vor­stands­mit­glied Elke Pap­pen­schel­ler berich­te­te über die erst­mals im letz­ten Som­mer durch­ge­führ­te Fahr­rad-Fahr­schu­le für Erwach­se­ne. Hier wur­de sechs Frau­en, die teil­wei­se noch nie oder seit vie­len Jah­ren nicht mehr Fahr­rad gefah­ren sind, das Rad­fah­ren wie­der von Grund auf bei­gebracht, so dass sie sich zumin­dest sta­bil auf dem Rad fort­be­we­gen kön­nen. In die­sem Jahr ist eine Neu­auf­la­ge der Fahr­rad-Fahr­schu­le geplant.

Bei den ver­eins­in­ter­nen Infor­ma­tio­nen war die Stei­ge­rung der Mit­glie­der­zah­len ein wei­te­rer Höhe­punkt. So ver­tritt der ADFC in Stadt und Land­kreis Bam­berg sowie der ange­schlos­se­nen Kreis­grup­pe im Land­kreis Lich­ten­fels nun über 500 Men­schen. Wegen der guten Finanz­la­ge des Kreis­ver­bands konn­te im ver­gan­ge­nen Jahr ein Lasten­fahr­rad ange­schafft wer­den, das von den Mit­glie­dern des ADFC kosten­frei aus­ge­lie­hen wer­den kann. Dass sich dar­über hin­aus eine ADFC-Mit­glied­schaft lohnt, ist auch durch die neue ADFC-Pan­nen­hil­fe begrün­det, die Mit­glie­dern eine bun­des­wei­te Unter­stüt­zung bei Fahr­rad­de­fek­ten rund um die Uhr bie­tet. Micha­el Schil­ling gab bekannt, dass es auch im Jahr 2016 ein umfang­rei­ches Tou­ren­pro­gramm geben wird. Es beinhal­tet wie­der Ange­bo­te für alle mög­li­chen Ziel­grup­pen vom Anfän­ger bis zum kon­di­ti­ons­star­ken Tou­ren­rad­ler, für Moun­tain­bi­ker über Renn­rad­ler und neu auch für Lie­ge­rad­fah­rer. Wie immer wird es auch die belieb­ten Fei­er­abend­tou­ren geben, aber auch inter­es­san­te Mehr­ta­ges­tou­ren in die Rhön und in Bam­bergs Part­ner­stadt Prag. Das Rad­tou­ren­pro­gramm wird an der Bam­ber­ger Fahr­rad­mes­se am 16. April 2016 der Öffent­lich­keit vorgestellt.

Bei den abschlie­ßen­den Vor­stands­wah­len wur­de ein neu­es Füh­rungs­team für die kom­men­den zwei Jah­re gewählt. Zu den bis­he­ri­gen Vor­stands­mit­glie­dern Micha­el Schil­ling, Elke und Harald Pap­pen­schel­ler wur­den neu in das nun fünf­köp­fi­ge Vor­stands­team Sarah Swift und Armin Lieb ein­stim­mig gewählt.