Sonn­tags­ge­dan­ken: Fritz­chens Rat

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Die Mäu­se­fa­mi­lie hun­ger­te und fror in der Win­ters­not. Da erin­ner­ten sich die klei­nen grau­en Tier­chen, dass Fritz­chen im Som­mer kei­ne Vor­rä­te gesam­melt hat­te, weder Speck­schwar­ten noch Käse­rin­den. Statt­des­sen lag er untä­tig auf den Stei­nen und erklär­te gewich­tig, er samm­le Son­nen­strah­len. Nun frag­ten ihn die Sei­nen: „Also, wo sind jetzt Dei­ne Strah­len?“ Fritz­chen ant­wor­tet schwär­me­risch: „Schließt die Augen! Stellt Euch vor, es wäre Som­mer und ihr spiel­tet im saf­ti­gen, grü­nen Gras, vom hel­len, war­men Som­mer­licht umflos­sen.“ Die Mäu­se taten wie ihnen gehei­ßen und seufz­ten woh­lig und zufrieden.

Mich erfüllt die­se Geschich­te mit gemisch­ten Gefüh­len: Natür­lich kön­nen wir durch eine opti­mi­sti­sche Lebens­ein­stel­lung, durch auto­ge­nes Trai­ning, wie man heu­te sagt, die posi­ti­ven, lebens­be­jaen­den Kräf­te in uns stär­ken. Hier hat sich ein schier unüber­seh­ba­rer Markt an Büchern und Semi­na­ren ent­wickelt, die vie­len Rat­su­chen­den zumin­dest begrenzt hel­fen kön­nen. Aber müs­sen wir nicht gegen die Ver­tre­ter der Selbst­hil­fe, ja gegen die Maus namens Fritz­chen, den glei­chen Vor­wurf erhe­ben, mit dem sich auch Pau­lus kon­fron­tiert sah? Sei­ne Geg­ner war­fen ihm vor, er kön­ne zwar schö­ne Reden hal­ten, auf­wüh­len­de, ja auto­ri­tä­re Brie­fe schrei­ben. Aber das sei doch alles nur Schall und Rauch, fau­ler Zau­ber. Das­sel­be Argu­ment füh­ren die Geg­ner des Chri­sten­tums, ja die Geg­ner der Reli­gi­on stets an: Essen und Trin­ken, Zer­streu­ung, Ver­gnü­gen jeder Art oder auch nur der Göt­ze Nr. 1, das Geld, das sei­en kon­kre­te, greif­ba­re Din­ge. Aber Gott.? Der Apo­stel aber ließ sich nicht klein­krie­gen und wir soll­ten ihm dar­in fol­gen. Er fühl­te sich von Chri­stus per­sön­lich beru­fen, ermu­tigt, ver­pflich­tet, die Fro­he Bot­schaft deut­lich, ohne Abstri­che wei­ter­zu­tra­gen. Mit unse­rer Tau­fe sind wir alle zu Mis­sio­na­ren ein­ge­setzt, die Mut­ter, die ihre Kin­der erzieht eben­so wie der Hand­wer­ker im Betrieb, die Ver­käu­fe­rin an der Kas­se eben­so wie der Arzt im Kran­ken­haus. Wir soll­ten die Fro­he Bot­schaft nicht dem jewei­li­gen Zeit­geist anpas­sen, um es auf die­se Wei­se allen irgend­wie recht zu machen. Das Evan­ge­li­um schei­det die Gei­ster, weil es zur Ent­schei­dung auf­ruft: Las­sen wir Chri­stus unse­ren HERRN sein!

Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de

Infos zu Chri­sti­an Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/​Aisch
  • Stu­di­um der evang. Theo­lo­gie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vika­ri­at in Schorn­weiss­ach-Vesten­bergs­greuth 1993 – 1996
  • Pro­mo­ti­on zum Dr. theol. 1995
  • Ordi­na­ti­on zum ev. Pfar­rer 1996
  • Dienst in Nürnberg/​St. Johan­nis 1996 – 1999
  • seit­her in Neustadt/​Aisch
  • blind