Forch­hei­mer Grü­ne: Ost­span­ge ist ein Prüf­stein für OB-Wahl

Bei einer sehr gut besuch­ten Mit­glie­der­ver­samm­lung der Forch­hei­mer Grü­nen war die bevor­ste­hen­de OB-Wahl das vor­herr­schen­de The­ma. Nach­dem die Grü­nen kei­nen eige­nen Kan­di­da­ten stel­len, stand die Fra­ge im Mit­tel­punkt, ob man eine Wahl­emp­feh­lung abge­ben sol­le. In einer regen Dis­kus­si­on gli­chen die Teil­neh­mer ihre wesent­li­chen Posi­tio­nen mit den Aus­sa­gen der OB-Kan­di­da­ten ab. Dabei kri­stal­li­sier­te sich ein The­ma sowohl für die Stadt als auch für das Umland als beson­ders wich­tig her­aus, näm­lich die geplan­te Ost­um­ge­hung, die die Grü­nen vehe­ment ablehnen.

Stef­fen Mül­ler-Eicht­may­er mach­te deut­lich, dass die Ost­um­ge­hung nicht nur öko­lo­gisch, son­dern auch ver­kehrs­po­li­tisch ein gro­ßer Feh­ler ist. „Die­se ‚Gro­ße Lösung‘ wür­de selbst bei Auf­nah­me in den Bun­des­ver­kehrs­we­ge­plan Jahr­zehn­te bis zur Rea­li­sie­rung brau­chen und somit den ver­kehrs­be­la­ste­ten Bür­gern nicht hel­fen, son­dern im Gegen­teil ver­nünf­ti­ge, in abseh­ba­rer Zeit umsetz­ba­re klei­ne Lösun­gen wie die Orts­um­ge­hung Gos­berg ver­hin­dern“ kri­ti­sier­te Mül­ler-Eicht­may­er, der selbst in Reuth wohnt. Reuth wer­de durch die Umge­hung – anders als erhofft – kaum ent­la­stet. Dafür aber ver­hin­de­re die Pla­nung das von den Grü­nen schon lan­ge bean­trag­te alter­na­ti­ve Ver­kehrs­kon­zept zur Ent­la­stung der Bewoh­ner des Forch­hei­mer Ostens.

Wer den Ost­ast der Süd­um­ge­hung wol­le, neh­me dage­gen in Kauf, „dass Reuth und das gesam­te unte­re Wie­sent­tal über alle Hän­ge hin­weg sogar mehr Lärm­be­la­stung abbe­kom­men“, so der FGL-Ver­kehrs­exper­te. „Denn die weit über­di­men­sio­nier­te Tras­se wird abseh­bar mas­siv zusätz­li­chen Fern – und Schwer­last­ver­kehr anziehen.“

FGL-Vor­stands­spre­cher Emme­rich Huber wies außer­dem auf die Kosten für den Steu­er­zah­ler von über 40 Mil­lio­nen Euro hin. Dafür bekom­me man „kei­nen ver­kehrs­po­li­ti­schen Nut­zen, aber dafür die Ver­nich­tung von über 50 Hekt­ar wert­vol­ler Natur- und Kul­tur­land­schaf­ten, Was­ser­schutz­ge­bie­te und land­wirt­schaft­li­cher Wie­sen und Äcker“. Außer­dem wür­den rie­si­ge Flä­chen ver­sie­gelt und der CO²-Aus­stoß geför­dert. Schließ­lich dür­fe man nicht ver­ges­sen, dass Land­schafts­bild vor dem Wal­ber­la und damit der Tou­ris­mus beschä­digt würde.

Stadt­rä­tin Sabi­ne Dittrich brach­te es auf den Punkt: „Ich ver­ste­he nicht, wie so vie­le Poli­ti­ker wegen gefühl­ter Beein­träch­ti­gung von Sicht­ach­sen Wind­kraft bekämp­fen, aber ande­rer­seits sich für die­se gigan­ti­sche Land­schafts- und Hei­mat­zer­stö­rung ein­set­zen. Ich kann mir nicht vor­stel­len jemand zu unter­stüt­zen, der öko­lo­gisch der­art unver­ant­wort­lich handelt“.

Zum The­ma Ost­span­ge hat sich bis­her nur der SPD-Kan­di­dat Uwe Kirsch­stein im Sin­ne der Grü­nen klar geäu­ßert. Für eine Wahl­emp­feh­lung reicht das den Grü­nen aber noch nicht, denn zum einen, erläu­tert Huber, habe man noch nicht mit allen 4 Kan­di­da­ten gespro­chen und zum ande­ren sei­en gera­de poten­ti­ell grün ori­en­tier­te Wäh­ler selbst in der Lage, Wahl­aus­sa­gen zu prü­fen und sich zu ent­schei­den. Außer­dem erwar­ten die Grü­nen, dass sich die Rat­haus-SPD hier klar hin­ter Kirsch­stein stellt und neben der Aus­sa­ge in den Medi­en zur Ost­span­ge noch sicht­ba­re Akti­vi­tä­ten über die SPD-Schie­ne auf Lan­des- und Bun­des­ebe­ne folgen.

Bei wei­te­ren wich­ti­gen The­men wie Kul­tur, Trans­pa­renz, Innen­stadt­ge­stal­tung, Ver­kehr, Wohn­raum und Flä­chen­ver­brauch wol­len die Grü­nen kurz­fri­stig die Kan­di­da­ten auf ihre Posi­tio­nen abklop­fen. Inso­fern ist das letz­te Wort in Rich­tung einer Wahl­emp­feh­lung noch nicht gespro­chen, auch wenn die Mehr­zahl der Grü­nen sich das eher für die Stich­wahl vor­stel­len kön­nen – denn dar­auf, dass es eine Stich­wahl geben wird, wür­den fast alle wetten.

Emme­rich Huber, Spre­cher Grü­ne Forchheim