Neue Eli­te­stu­di­en­gän­ge für die Uni­ver­si­tät Bayreuth

Symbolbild Bildung

Zwei­fa­cher Erfolg in der neu­en Aus­wahl­run­de des Eli­te­netz­werks Bayern

Gro­ßer Erfolg für die Uni­ver­si­tät Bay­reuth, die vor weni­gen Tagen ihr 40jähriges Jubi­lä­um fei­er­te: Sie koor­di­niert gleich zwei der sechs neu­en Stu­di­en­an­ge­bo­te, die das Eli­te­netz­werk Bay­ern (ENB) ab 2016 för­dert. Kei­ne ande­re baye­ri­sche Uni­ver­si­tät wur­de im Aus­wahl­ver­fah­ren des ENB in die­ser Wei­se berück­sich­tigt. „Unser Pro­fil als Cam­pus-Uni­ver­si­tät, die her­aus­ra­gen­de For­schungs­schwer­punk­te mit neu­ar­ti­gen, inter­dis­zi­pli­när ange­leg­ten Stu­di­en­gän­gen ver­bin­det, wird durch die­se För­der­ent­schei­dung wei­ter gestärkt“, erklärt Uni­ver­si­täts­prä­si­dent Prof. Dr. Ste­fan Leib­le. „Bereits in den ver­gan­ge­nen Jah­ren waren wir mit zahl­rei­chen Eli­te­stu­di­en­gän­gen und Dok­to­ran­den­kol­legs am Eli­te­netz­werk Bay­ern betei­ligt. Der erneu­te Erfolg in unse­rem Jubi­lä­ums­jahr zeigt, dass unse­re Uni­ver­si­tät einen viel­ver­spre­chen­den Weg ein­ge­schla­gen hat, der sowohl in der wis­sen­schaft­li­chen Fach­welt als auch in der Hoch­schul- und Bil­dungs­po­li­tik gro­ße Aner­ken­nung findet.“

Ein Éli­te-Pro­gramm für Lehr­amts­stu­die­ren­de der MINT-Fächer

Die För­de­rung von Stu­di­en­an­ge­bo­ten, die sich an beson­ders lei­stungs­fä­hi­ge Stu­die­ren­de wen­den, hat sich in Deutsch­land bis­lang auf fach­wis­sen­schaft­li­che Stu­di­en­gän­ge kon­zen­triert. Für hoch­mo­ti­vier­te und begab­te Stu­die­ren­de in Lehr­amts­stu­di­en­gän­gen gibt es hin­ge­gen kei­ne ver­gleich­ba­ren Initia­ti­ven. Hier setzt das neue Éli­te-Pro­gramm „MINT-Lehr­amt PLUS“ an, das die Uni­ver­si­tät Bay­reuth und die Uni­ver­si­tät Würz­burg ab dem Win­ter­se­me­ster 2016/2017 anbie­ten wer­den. Stu­die­ren­de der MINT-Fächer Bio­lo­gie, Che­mie, Infor­ma­tik, Mathe­ma­tik oder Phy­sik für das Lehr­amt an Gym­na­si­en erwer­ben hier ver­tief­te fach­wis­sen­schaft­li­che Kom­pe­ten­zen – sei es im Rah­men bestehen­der Master­stu­di­en­gän­ge oder in For­schungs­pro­jek­ten, die spe­zi­ell im Éli­te-Pro­gramm bear­bei­tet wer­den. Dabei wer­den sie gezielt an eine selb­stän­di­ge Aus­ein­an­der­set­zung mit neu­en For­schungs­fra­gen her­an­ge­führt. Zudem befas­sen sich die Stu­die­ren­den mit aktu­el­len For­schungs­the­men der Fach­di­dak­tik, aber auch der Päd­ago­gik, der Psy­cho­lo­gie und der empi­ri­schen Bil­dungs­for­schung. Nicht zuletzt för­dert das Éli­te-Pro­gramm auch beruf­li­che Schlüs­sel­qua­li­fi­ka­tio­nen: inter­kul­tu­rel­le Kom­pe­tenz, Rechts- und Orga­ni­sa­ti­ons­kom­pe­tenz, Team­fä­hig­keit und die Fähig­keit zum eigen­stän­di­gen For­schen. Feri­en­aka­de­mien in der vor­le­sungs­frei­en Zeit sol­len die Fähig­keit der Stu­die­ren­den stär­ken, über her­kömm­li­che Fächer­gren­zen hin­weg an der Erör­te­rung all­ge­mei­ner For­schungs- und Bil­dungs­fra­gen teilzunehmen.

„Wer das Pro­gramm ‚MINT-Lehr­amt PLUS‘ erfolg­reich abschließt, bringt für eine Viel­zahl von Berufs­fel­dern sehr gute Vor­aus­set­zun­gen mit“, erklärt Prof. Dr. Vol­ker Ulm, der Spre­cher des Éli­te-Pro­gramms. So könn­ten sich die Absol­ven­ten über eine Pro­mo­ti­on für eine beruf­li­che Lauf­bahn in der Wis­sen­schaft qua­li­fi­zie­ren. Gera­de für uni­ver­si­tä­re Leh­rer­bil­dung in den MINT-Fächern wür­den schon heu­te ver­mehrt hoch­qua­li­fi­zier­te Bewer­ber gesucht, die fach­wis­sen­schaft­li­che Kom­pe­ten­zen mit einem aus­ge­präg­ten Ver­ständ­nis für das Berufs­feld Schu­le mit­brin­gen. Eben­so sei­en die Absol­ven­ten auf ver­ant­wor­tungs­vol­le Auf­ga­ben im Schul­dienst, bei­spiels­wei­se in der Begab­ten­för­de­rung an Gym­na­si­en, bestens vor­be­rei­tet. Und auch für Unter­neh­men sei ihr außer­ge­wöhn­li­ches Qua­li­fi­ka­ti­ons­pro­fil attraktiv.

Prof. Ulm, der an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth den Lehr­stuhl für Mathe­ma­tik und ihre Didak­tik inne­hat, erhofft sich von ‚MINT-Lehr­amt PLUS‘ eine bil­dungs­po­li­ti­sche Signal­wir­kung: „Eine Gesell­schaft, deren Wohl­stand wesent­lich von Bil­dung, Wis­sen­schaft und Hoch­tech­no­lo­gie abhängt, muss dafür sor­gen, dass das Berufs­feld Schu­le für beson­ders begab­te Stu­die­ren­de in den MINT-Fächern attrak­tiv ist. Mit dem neu­en Éli­te-Pro­gramm wol­len wir das Bewusst­sein für die­se Zusam­men­hän­ge schärfen.“

Inter­na­tio­na­le Spit­zen­for­schung im Grenz­be­reich von Phy­sik und Biologie

Auch mit einem wei­te­ren Stu­di­en­an­ge­bot im Eli­te­netz­werk Bay­ern betritt die Uni­ver­si­tät Bay­reuth Neu­land. Das Eli­te­stu­di­en­pro­gramm „Bio­lo­gi­cal Phy­sics“ wen­det sich an beson­ders begab­te Stu­die­ren­de der Bio­lo­gie und Phy­sik, ist aber – im Unter­schied zu übli­chen Bio­phy­sik-Master­stu­di­en­gän­gen – kein Phy­sik-Master­stu­di­en­gang, der spe­zi­ell auf bio­lo­gi­sche Fra­gen aus­ge­rich­tet ist. Viel­mehr absol­vie­ren die Stu­die­ren­den einen voll­wer­ti­gen dis­zi­pli­nä­ren Master­stu­di­en­gang der Phy­sik oder der Bio­lo­gie, bele­gen aber dar­über hin­aus ein gemein­sa­mes, Fächer ver­bin­den­des und for­schungs­ori­en­tier­tes Stu­di­en­pro­gramm. Die Dozen­ten sind in unter­schied­li­chen Dis­zi­pli­nen zuhau­se: der Theo­re­ti­schen Phy­sik, der Expe­ri­men­tal­phy­sik, der Bio­in­for­ma­tik, der Gene­tik, der Zell­bio­lo­gie und der Mikro­bio­lo­gie. Auch die Bay­reu­ther Lich­ten­berg-Pro­fes­sur für die Simu­la­ti­on und Model­lie­rung von Bio­flui­den ist an den Lehr­ver­an­stal­tun­gen beteiligt.

Eine Beson­der­heit des Pro­gramms liegt in sei­ner fach­li­chen Ori­en­tie­rung. „Vie­le der gro­ßen Fra­gen, die die zukünf­ti­ge Ent­wick­lung unse­rer Gesell­schaft prä­gen wer­den, lie­gen im Grenz­be­reich zwi­schen Bio­lo­gie und Phy­sik“, erklärt Prof. Dr. Ste­phan Küm­mel, der Spre­cher des Pro­gramms. „Bei­spiels­wei­se hat die Natur die Fra­ge, wie Son­n­ener­gie effi­zi­ent genutzt wer­den kann, mit der Pho­to­syn­the­se äußerst effi­zi­ent beant­wor­tet. Um zu ver­ste­hen, wie die Natur dabei vor­geht, braucht man Wis­sen aus der Bio­lo­gie und aus der Phy­sik.“ Das Ziel des Pro­gramms ist es daher, beson­ders begab­te Stu­die­ren­de an die­sen span­nen­den und zugleich her­aus­for­dern­den Grenz­be­reich zwi­schen zwei Fächern her­an­zu­füh­ren. Ver­bin­dun­gen zwi­schen Phy­sik und Bio­lo­gie wer­den dabei nicht nur im Bereich der ‚klas­si­schen‘ Bio­phy­sik, son­dern auch auf Gebie­ten der Quan­ten­phy­sik und der Mole­ku­lar­bio­lo­gie unter­sucht. Die For­schungs­the­men erstrecken sich von der Ein­zel­mo­le­kül­spek­tro­sko­pie über die Ener­gie­ge­win­nung durch licht­sam­meln­de Pro­zes­se (‚Light Har­ve­st­ing‘) bis hin zu Trans­port­pro­zes­sen in Zel­len und zu gen­tech­ni­schen Ver­fah­ren. Sozia­le Schlüs­sel­qua­li­fi­ka­tio­nen sol­len eben­falls nach­drück­lich geför­dert wer­den. „Alle betei­lig­ten Dozen­ten legen gro­ßen Wert auf eine inten­si­ve per­sön­li­che Betreu­ung der Stu­die­ren­den“, erklärt Prof. Küm­mel. „Dies geschieht bei­spiels­wei­se in einem inter­dis­zi­pli­nä­ren Prak­ti­kum, das die Stu­die­ren­den in klei­nen Arbeits­grup­pen mit For­schungs­tech­no­lo­gien und ‑ver­fah­ren ver­traut macht, die inner­halb der regu­lä­ren Master­stu­di­en­gän­ge nicht ein­ge­setzt wer­den können.“

Die inter­na­tio­na­le Aus­rich­tung des Eli­te­stu­di­en­pro­gramms, das in eng­li­scher Spra­che ange­bo­ten wird, ist eine wei­te­re Spe­zia­li­tät. Alle Stu­die­ren­den absol­vie­ren min­de­stens einen For­schungs­auf­ent­halt an einer inter­na­tio­nal füh­ren­den Ein­rich­tung im Aus­land. „Hier bewährt sich das dich­te Netz­werk inter­na­tio­na­ler For­schungs­part­ner­schaf­ten, das die Uni­ver­si­tät Bay­reuth über vie­le Jah­re hin­weg auf­ge­baut hat“, sagt Prof. Küm­mel und ver­weist auf renom­mier­te Uni­ver­si­tä­ten und For­schungs­in­sti­tu­te, zwi­schen denen die Teil­neh­mer des Stu­di­en­pro­gramms wäh­len kön­nen. Die Uni­ver­si­ty of Cali­for­nia at Ber­ke­ley, das Euro­pean Mole­cu­lar Bio­lo­gy Labo­ra­to­ry (EMBL), das Labo­ra­toire Inter­di­sci­pli­naire de Phy­si­que Gre­no­ble, die Uni­ver­si­ty of Oxford, die Tam­pe­re Uni­ver­si­ty of Tech­no­lo­gy oder die Nan­yang Tech­no­lo­gi­cal Uni­ver­si­ty in Sin­ga­pur sind nur eini­ge Bei­spie­le. Zudem wer­den nam­haf­te Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler aus dem Aus­land regel­mä­ßig nach Bay­reuth ein­ge­la­den. Inner­halb Bay­erns ist dar­über hin­aus eine enge Koope­ra­ti­on mit dem Max-Planck-Insti­tut für Bio­che­mie in Mar­tins­ried ver­ein­bart worden.

Das Eli­te­stu­di­en­pro­gramm „Bio­lo­gi­cal Phy­sics“ star­tet zum Win­ter­se­me­ster 2016/2017 und will die Stu­die­ren­den aus ihrem jewei­li­gen Master­stu­di­en­gang gezielt in die Pro­mo­ti­ons­pha­se beglei­ten. Die Bay­reu­ther Gra­du­ier­ten­schu­le für Mathe­ma­tik und Natur­wis­sen­schaf­ten (Bay­NAT) bil­det den insti­tu­tio­nel­len Rah­men für inter­dis­zi­pli­nä­re Pro­mo­ti­ons­pro­gram­me, die inhalt­lich auf den For­schungs­the­men von „Bio­lo­gi­cal Phy­sics“ auf­bau­en und einen zügi­gen Abschluss der Dis­ser­ta­ti­ons­pro­jek­te ermöglichen.