Micha­el Lüders in Bay­reuth: „Wer den Wind sät – Was west­li­che Poli­tik im Ori­ent anrichtet“

Michael Lüders

Micha­el Lüders

Micha­el Lüders, lang­jäh­ri­ger Nah­ost-Kor­re­spon­dent der ZEIT, wird am Frei­tag, den 20. Novem­ber um 19.30 Uhr auf Ein­la­dung des Evan­ge­li­schen Bil­dungs­wer­kes sein neu­es Buch über die desa­strö­sen Fol­gen der west­li­chen Inter­ven­tio­nen im Nahen und Mitt­le­ren Osten im Evan­ge­li­schen Gemein­de­haus Bay­reuth, Richard-Wag­ner-Str. 24 vorstellen.

Lüders Recher­che beginnt im Jahr 1953: Im Iran ereig­ne­te sich der Sün­den­fall schlecht­hin, der Sturz des ersten demo­kra­tisch gewähl­ten Regie­rung und ihres Pre­mier­mi­ni­sters Mos­sa­degh. Der woll­te die ira­ni­sche Erd­öl­in­du­strie ver­staat­li­chen. 90 Pro­zent des in Euro­pa gehan­del­ten Öls stamm­ten damals aus dem Iran. Groß­bri­tan­ni­en sah sein Mono­pol auf das ira­ni­sche Öl bedroht. Zusam­men mit den USA brach­ten sie Mos­sa­degh durch einen prä­zi­se geplan­ten Putsch zu Fall. Dabei war Ame­ri­ka Mos­sa­deghs gro­ßes Vor­bild. Eine Erfolg ver­spre­chen­de Demo­kra­tie wur­de zer­schla­gen und gegen die Dik­ta­tur des Schahs ein­ge­tauscht. 60 Jah­re spä­ter ver­öf­fent­licht die CIA Doku­men­te, die bele­gen, wie der Sturz Mos­sa­deghs durch Groß­bri­tan­ni­en und die USA geplant wur­de. 2009 räum­te Prä­si­dent Oba­ma in Kai­ro die Betei­li­gung am Putsch ein. Der gegen­wär­ti­ge Prä­si­dent der USA sagt damals in sei­ner Rede in Kai­ro: „Mit­ten im Kal­ten Krieg spiel­ten die Ver­ei­nig­ten Staa­ten eine Rol­le beim Sturz einer demo­kra­tisch gewähl­ten ira­ni­schen Regierung.“

Lüders sieht in die­sem Putsch die Keim­zel­le für die Isla­mi­sche Revo­lu­ti­on im Iran 1979. Die­se wie­der­um sei der Aus­lö­ser vie­ler ande­rer Pro­ble­me, nicht zuletzt des Krie­ges des Iraks gegen den Iran, den Sad­dam Hus­sein ent­fes­selt hat.

Mit der Ira­ni­schen Revo­lu­ti­on kam Aya­tol­lah Kho­mei­ni an die Macht. Sein Gegen­spie­ler war der ira­ki­sche Dik­ta­tor Sad­dam Hus­sein. Hus­sein hät­te den Krieg gegen Iran nach zwei Jah­ren ver­lo­ren, schreibt Lüders, wäre er nicht noch sechs wei­te­re Jah­re mas­siv mit Geld und Waf­fen aus dem Westen unter­stützt wor­den. Erst nach­dem Sad­dam Hus­sein 1990 den Tabu­bruch begon­nen hat­te und Kuweit besetz­te, hieß es auf ein­mal, Sad­dam Hus­sein sei ja wie ein zwei­ter Hitler.

Nach Lüders unter­stütz­te die USA die Mud­scha­hed­din und die Tali­ban Afgha­ni­stan, weil sie der Sowjet­uni­on ihr „Viet­nam-Desa­ster“ besche­ren wol­len. Dass sie damit Isla­mi­sti­sche Fun­da­men­ta­li­sten mit Waf­fen und Know How ver­sor­gen, ist für sie zweit­ran­gig. „Es hät­te die­sen 11. Sep­tem­ber 2001 wahr­schein­lich nicht gege­ben“, so Lüders, „hät­ten die Ame­ri­ka­ner nicht Osa­ma Bin Laden über Jah­re hin­weg finan­ziert und bewaff­net, als einen der füh­ren­den Kämp­fer gegen die sowje­ti­sche Besat­zung in Afghanistan.“

Die Ver­an­stal­tung wird unter­stützt durch das Bun­des­pro­gramm „Demo­kra­tie leben“. Die Teil­nah­me ist offen für alle Inter­es­sier­ten, der Ein­tritt ist frei.