FC Ein­tracht Bam­berg 2010 e.V.: Inter­view mit Petr Skarabela

„Es hat bei mir schon lan­ge gekribbelt“

Auf der Bam­ber­ger Trai­ner­bank sitzt seit 27. Okto­ber ein bekann­tes Gesicht: Petr Ska­ra­bela, einst Pro­fi beim SSV Ulm und bei der SpVgg Greu­ther Fürth, hat­te schon zwi­schen Juni 2012 und April 2013 das Sagen beim FC Ein­tracht Bam­berg – damals in der Regio­nal­li­ga. Nun kehr­te der 47-jäh­ri­ge Tsche­che, der in Neustadt/​Aisch wohnt und arbei­tet, zurück. Er will den FCE eine Klas­se tie­fer in ruhi­ge­re Fahr­was­ser füh­ren und der Mann­schaft in der Bay­ern­li­ga zur nöti­gen Sta­bi­li­tät verhelfen.

Herr Ska­ra­bela, bei den ersten Trai­nings­ein­hei­ten wur­den Sie von vie­len FCE­lern und ehe­ma­li­gen Weg­ge­fähr­ten, die Sie noch von Ihrem ersten Enga­ge­ment her ken­nen, sehr herz­lich begrüßt. Außer­dem hat­te man den Ein­druck, dass Sie sich sofort bei Ihrem alten und neu­en Ver­ein ein­ge­fun­den haben und sich wohl füh­len. Kann man sagen, Sie sind sport­lich und als Trai­ner wie­der zu Hau­se angekommen?

Petr Skarabela:Im Grun­de genom­men, kann man das schon so sagen. Ich bin auf jeden Fall wie­der ger­ne im Geschäft – und Bam­berg ist eine sehr gute Adres­se. Ich ken­ne hier zumin­dest im Umfeld noch vie­le Leu­te und auch den Ver­ein. Als Mathi­as Zeck bei mir ange­ru­fen und gefragt hat, ob ich als Trai­ner zurück­kom­men will, habe ich nicht lan­ge über­legt. Es hat bei mir ja schon lan­ge gekrib­belt. Und jetzt, nach der ersten Woche, bin ich schon froh, es getan zu haben…

Der FC Ein­tracht hat ein phan­ta­sti­sches neu­es Ver­eins­zen­trum, die zwei­te Mann­schaft ist auf dem Sprung in die Kreis­li­ga, das Nach­wuchs­lei­stungs­zen­trum boomt. Das alles gab es vor drei Jah­ren noch nicht, als Sie zum ersten Mal beim FCE unter­schrie­ben hat­ten. Was unter­schei­det für Sie den FCE von 2012 und den FCE von 2015, dass Sie noch ein­mal den Sprung auf die Trai­ner­bank wagen?

Die Vor­aus­set­zun­gen sind ja ganz anders als die vor drei Jah­ren. Bis auf Mir­za Mekic und Vic­tor Gradl arbei­te mit einer völ­lig ande­ren Mann­schaft. Sie ist jung und sie ist hung­rig. Ein wei­te­rer wich­ti­ger Aspekt ist, dass die Struk­tu­ren im Ver­ein noch ein Stück pro­fes­sio­nel­ler gewor­den sind. Vor allem die Trai­nings­be­din­gun­gen im Win­ter waren vor drei Jah­ren rich­tig schlecht. Wir waren damals froh, dass wir auf dem Kunst­ra­sen in Hall­stadt trai­nie­ren durf­ten, aber auch die­ser Platz war nicht in bestem Zustand. Jetzt – mit dem neu­en Ver­eins­zen­trum – sind die Bedin­gun­gen phan­ta­stisch. Das macht jedem Trai­ner Spaß, hier zu arbei­ten. Allei­ne das Funk­ti­ons­ge­bäu­de und der Kunst­ra­sen­platz an der Armee­stra­ße, das ist Profibereich!

Sie haben die Mann­schaft eben schon ein wenig beschrie­ben. Der 2:1‑Auswärtssieg in Regens­burg war nach dem Trai­ner­wech­sel ein wich­ti­ger Neu­be­ginn für das Team und ein idea­ler Ein­stieg für Sie, weil nur wenig Zeit für die Vor­be­rei­tung geblie­ben war. Und für den Ver­ein war der Erfolg wich­tig, damit so schnell wie mög­lich wie­der Ruhe ins Umfeld kommt. Wie sind denn die ersten Ein­drücke von der Mannschaft?

Sehr gut! In der ersten Woche haben wir ja nur zwei­mal trai­niert, so dass ich nicht jeden Spie­ler per­sön­lich ken­nen­ler­nen konn­te. Ab sofort ist drei­mal in der Woche Trai­ning ange­sagt. Was ich schon sagen kann, ist, dass die Mann­schaft spie­le­risch gro­ßes Poten­zi­al hat. Sie hat Ver­ständ­nis für das Kurz­pass­spiel und will die Din­ge spie­le­risch lösen. Das gefällt mir gut. In Regens­burg woll­ten die Jungs in den letz­ten zehn Minu­ten unbe­dingt den Sieg und jeder hat für den ande­ren alles gege­ben und sich in die Bäl­le gewor­fen. Das war klas­se! Aller­dings kön­nen wir auch in die­sem Punkt sicher noch eine Schip­pe drauflegen!

Es folgt jetzt vor der Win­ter­pau­se noch ein har­tes Pro­gramm – aus­schließ­lich gegen Spit­zen­mann­schaf­ten. Zwei Heim­spie­le in Fol­ge gegen Aub­stadt und Hof. Dann aus­wärts in Wei­den. Und zum Schluss am 1. Advent zu Hau­se gegen Hai­bach. Wo glau­ben Sie, steht unse­re Mann­schaft nach die­sen vier Spie­len? Und wie wird das Team die Sai­son abschließen?

Am Sams­tag habe ich schon gese­hen, dass sich die Mann­schaft leich­ter tut, wenn sie es mit spie­le­risch stär­ke­ren Team zu tun hat. Es wird immer dann schwie­rig, wenn der Geg­ner Beton anrührt. Die näch­sten vier Geg­ner sind alle­samt tech­nisch ver­siert, das könn­te ein Vor­teil für uns sein. Es wird nicht ein­fach, aber es ist schon ein gro­ßer Anreiz beson­ders Mann­schaf­ten wie Hof und Wei­den zu schla­gen. Ich den­ke, das Team ist nach dem Abstieg nun in der Bay­ern­li­ga ange­kom­men. Es wäre natür­lich schön, wenn wir schon zur Win­ter­pau­se auf einem ein­stel­li­gen Tabel­len­platz stün­den. Aller­dings dür­fen wir nicht ver­ges­sen: Wir haben die zweit­jüng­ste Mann­schaft der Liga. Und wir haben zusam­men noch nichts erreicht, son­dern erst ein Spiel gewonnen…

Unse­re welt­be­rühm­ten Bam­ber­ger Sym­pho­ni­ker bekom­men 2016 einen neu­en Chef­di­ri­gen­ten: Jakub Hruša, er ist ein Lands­mann von Ihnen. Sie haben auf eige­nen Wunsch erst ein­mal einen Ver­trag bis Sai­son­ende beim FCE unter­schrie­ben. Könn­te es den­noch sein, dass Bam­berg nicht nur musi­ka­lisch, son­dern auch im Fuß­ball für lan­ge, lan­ge Zeit tsche­chi­sche Fest­wo­chen erlebt?

Um im Bild zu blei­ben, sagen wir mal so: Es wäre schön, wenn wir in Bam­berg auf lan­ge Sicht im Fuß­ball die erste Gei­ge spie­len und an die musi­ka­li­schen Erfol­ge mei­nes Lands­manns irgend­wann mal anknüp­fen könn­ten! (lacht)Nein, im Ernst: Wir wis­sen, wie anspruchs­voll das Bam­ber­ger Fuß­ball­pu­bli­kum ist, die Leu­te kom­men vor allem dann, wenn der Erfolg da ist. Und da wol­len wir hin: Wir wol­len attrak­ti­ven und erfolg­rei­chen Offen­siv­fuß­ball bie­ten – und uns Schritt für Schritt wei­ter­ent­wickeln. Das sind wir unse­rem Publi­kum schuldig!

Das Gespräch führ­te Adri­an Grodel.