Ein­füh­rung des neu­en Bundesmeldegesetzes

Am 1. Novem­ber tritt das neue Gesetz in Kraft – Die Stadt­ver­wal­tung Bay­reuth weist auf die damit ver­bun­de­nen Ände­run­gen hin

Mit dem neu­en Bun­des­mel­de­ge­setz, das am 1. Novem­ber die­ses Jah­res in Kraft tritt, wird das Mel­de­recht in Deutsch­land erst­mals ver­ein­heit­licht. Mit dem neu­en Gesetz wird unter ande­rem das Ziel ver­folgt, die Daten der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger noch bes­ser zu schüt­zen, Ver­wal­tungs­ab­läu­fe zu ver­ein­fa­chen und Kosten zu senken.

Das Mel­de­we­sen war bis­her in sei­nen wesent­li­chen Grund­zü­gen im Mel­de­rechts­rah­men­ge­setz gere­gelt. Dane­ben haben die ein­zel­nen Bun­des­län­der eige­ne lan­des­recht­li­che Bestim­mun­gen zum Mel­de­we­sen erlas­sen, die die rah­men­recht­li­chen Vor­ga­ben umsetz­ten. Durch das neue Bun­des­mel­de­ge­setz wer­den erst­mals bun­des­weit und unmit­tel­bar gel­ten­de Vor­schrif­ten für die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger sowie für die mit dem Voll­zug des Mel­de­rechts befass­ten Behör­den geschaf­fen. Damit ist und bleibt das Mel­de­we­sen zen­tra­ler Dienst­lei­ster für die Bereit­stel­lung von Daten vor allem für den öffent­li­chen Bereich, wie bei­spiels­wei­se für die Vor­be­rei­tung von Wahlen.

Mit dem neu­en Gesetz wer­den neben­bei auch die IT-Stan­dards ver­ein­heit­licht, um die Daten von rund 82 Mil­lio­nen Bür­ge­rin­nen und Bür­gern in mehr als 5.200 Mel­de­re­gi­stern noch effek­ti­ver als bis­her ver­ar­bei­ten zu kön­nen. Das neue Mel­de­recht ent­la­stet die Ver­wal­tung sowie die Wirt­schaft und stärkt die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger im Hin­blick auf ihr Recht auf infor­ma­tio­nel­le Selbst­be­stim­mung. So muss bei­spiels­wei­se bei einer ein­fa­chen Mel­de­re­gi­ster­aus­kunft, die für gewerb­li­che Zwecke bean­tragt wird, künf­tig die­ser Zweck ange­ge­ben wer­den. Die im Rah­men der Aus­kunft erlang­ten Daten dür­fen dann auch nur hier­für ver­wen­det werden.

Aus­künf­te für Wer­bung oder Adress­han­del sind künf­tig nur noch zuläs­sig, wenn die Betrof­fe­nen in die Über­mitt­lung ihrer Mel­de­da­ten für die­se Zwecke aus­drück­lich ein­ge­wil­ligt haben. Die Ein­wil­li­gung muss gegen­über der Aus­kunft ver­lan­gen­den Stel­le erklärt wer­den. Sie kann auch gegen­über der Mel­de­be­hör­de als eine gene­rel­le Ein­wil­li­gung für einen oder bei­de der genann­ten Zwecke erklärt werden.

Mit dem neu­en Mel­de­recht wird die Mel­de­pflicht in Kran­ken­häu­sern und ähn­li­chen Ein­rich­tun­gen abge­schafft, solan­ge Bür­ge­rin­nen und Bür­ger für eine Woh­nung in Deutsch­land gemel­det sind. Das Gesetz sieht zudem eine Ver­ein­fa­chung der Hotel­mel­de­pflicht vor.

Neu: Vor­aus­ge­füll­ter Meldeschein

Eine Neu­heit stellt der „vor­aus­ge­füll­te Mel­de­schein“ dar, der bis zum 1. Mai 2018 von allen Bun­des­län­dern ver­pflich­tend ein­zu­füh­ren ist. Der vor­aus­ge­füll­te Mel­de­schein ist ein Ver­fah­ren zur elek­tro­ni­schen Anfor­de­rung von Mel­de­da­ten bei der Anmel­dung in der Mel­de­be­hör­de. Im Fal­le einer Anmel­dung wer­den die Mel­de­da­ten im auto­ma­ti­sier­ten Ver­fah­ren von der bis­her zustän­di­gen Mel­de­be­hör­de bereit­ge­stellt. Damit wird eine erneu­te Daten­er­fas­sung bei der Anmel­dung unnö­tig. Der vor­aus­ge­füll­te Mel­de­schein führt zu einer erheb­li­chen Arbeits­er­leich­te­rung bei der Ver­wal­tung und ent­la­stet die Bür­ge­rin­nen und Bür­gern, da sie bei der Mel­de­be­hör­de in die­sem Ver­fah­ren den Mel­de­schein nicht mehr selbst aus­fül­len müs­sen. Gleich­zei­tig wer­den mit dem neu­en Ver­fah­ren Feh­ler bei der Daten­ver­ar­bei­tung ver­hin­dert. Die Mel­de­da­ten, die in der bis­her zustän­di­gen Mel­de­be­hör­de bereits gespei­chert sind, machen sich buch­stäb­lich elek­tro­nisch auf den Weg zur Zuzugs­mel­de­be­hör­de, sicher, blitz­schnell und aktu­ell. Es ist selbst­ver­ständ­lich, dass durch den Ein­satz bewähr­ter IT-Stan­dards eine siche­re Daten­über­tra­gung gewähr­lei­stet wird. Zum Ein­satz kommt ein Ver­fah­ren, das auch von den Daten­schutz­be­auf­trag­ten des Bun­des und der Län­der emp­foh­len wird.

Mit­wir­kungs­pflicht von Wohnungseigentümern

Wie­der ein­ge­führt wird die 2002 abge­schaff­te Mit­wir­kungs­pflicht des Woh­nungs­ei­gen­tü­mers bei der An- und Abmel­dung (z. B. beim Weg­zug in das Aus­land). Damit sol­len soge­nann­te Schein­an­mel­dun­gen wirk­sa­mer ver­hin­dern wer­den. Künf­tig muss bei der Anmel­dung in der Mel­de­be­hör­de eine vom Woh­nungs­ei­gen­tü­mer aus­ge­stell­te Beschei­ni­gung vor­ge­legt wer­den, mit der der Ein­zug in die anzu­mel­den­de Woh­nung bestä­tigt wird.

Schon bis­her bestand die Mög­lich­keit, bei einer Gefahr für Leben, Gesund­heit, per­sön­li­che Frei­heit oder ähn­li­chen schutz­wür­di­gen Inter­es­sen der mel­de­pflich­ti­gen Per­son eine Mel­de­re­gi­ster­aus­kunft an Per­so­nen oder Stel­len dadurch zu ver­hin­dern, dass für Bür­ge­rin­nen und Bür­ger eine Aus­kunfts­sper­re im Mel­de­re­gi­ster ein­ge­tra­gen wird. Künf­tig gibt es zudem die Mög­lich­keit eines beding­ten Sperr­ver­merks für Per­so­nen, die in Ein­rich­tun­gen zum Schutz vor häus­li­cher Gewalt, in Ein­rich­tun­gen zur Behand­lung von Sucht­er­kran­kun­gen, in Kran­ken­häu­sern, Pfle­ge­hei­men oder son­sti­gen Ein­rich­tun­gen, die der Betreu­ung pfle­ge­be­dürf­ti­ger oder behin­der­ter Men­schen oder der Heim­erzie­hung die­nen, einer Auf­nah­me­ein­rich­tung für Asyl­be­wer­ber woh­nen oder sich in einer Justiz­voll­zugs­an­stalt befin­den. Damit soll spe­zi­ell für den dort woh­nen­den Per­so­nen­kreis gewähr­lei­stet wer­den, dass eine Wei­ter­ga­be von Mel­de­da­ten an Pri­va­te unter­bleibt, soweit deren schutz­wür­di­ge Inter­es­sen dadurch beein­träch­tigt würden.

Mit dem neu­en Gesetz wird kein bun­des­ein­heit­li­ches Mel­de­re­gi­ster geschaf­fen. Die Län­der behal­ten ihre bis­he­ri­gen dezen­tra­len Mel­de­re­gi­ster auf Orts­ebe­ne sowie gege­be­nen­falls bestehen­de zen­tra­le Mel­de­da­ten­be­stän­de. Für Sicher­heits- und Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den besteht künf­tig eine gesetz­li­che Garan­tie, dass sie jeder­zeit, rund um die Uhr und auto­ma­ti­siert die wich­tig­sten Mel­de­da­ten der Ein­woh­ne­rin­nen und Ein­woh­ner abru­fen können.

Das Gesetz sieht auch vor, die Bestim­mun­gen über das Ver­fah­ren der Mel­de­re­gi­ster­aus­kunft im Zusam­men­hang mit Aus­künf­ten für Wer­bung und Adress­han­del auf wis­sen­schaft­li­cher Basis zu eva­lu­ie­ren, um die maß­geb­li­chen Rege­lun­gen auf ihre Wirk­sam­keit und Voll­zugs­taug­lich­keit hin zu über­prü­fen. Hier­für hat der Gesetz­ge­ber einen Zeit­raum von vier Jah­ren nach Inkraft­tre­ten des Geset­zes vorgesehen.