Sonn­tags­ge­dan­ken: Trotz allem das Leben wagen

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Als der über­zeug­te Pro­te­stant Georg Michae­lis mit­ten in der Not, in den Wir­run­gen des 1. Welt­krie­ges Reichs­kanz­ler wer­den soll­te, erbat er sich Bedenk­zeit. Da las er das Bibel­wort: „Der HERR, Dein Gott, ist mit Dir in allem, was Du tun wirst.„Daraufhin nahm er das Ange­bot Kai­ser Wil­helm II. an, ein Feh­ler. Er war nicht der Rich­ti­ge für die­se Aufgabe.

Der Ber­li­ner Bür­ger­mei­ster Fritz Reu­ter drückt die glei­che Erfah­rung in sei­ner Grab­in­schrift so aus:

„Der Anfang, das Ende, o HERR, sie sind Dein,
die Span­ne dazwi­schen, das Leben, war mein.
Und irrt‘ ich im Dun­kel und fand nicht heraus:
bei Dir, HERR, ist Klar­heit und Licht ist Dein Haus.“

Heu­te tasten wir auch den Anfang, das Ende des mensch­li­chen Lebens an. Die Eltern wol­len selbst ent­schei­den, ob und wann sie Kin­der in die Welt set­zen und der Druck wächst, behin­der­te im Mut­ter­leib zu töten. Ande­rer­seits neh­men sich vie­le das Recht, ihr Leben selbst zu been­den. Ich den­ke, es fehlt uns Men­schen manch­mal die hei­li­ge Scheu, die Ehr­furcht vor dem Leben.

Auch Chri­sten kön­nen sich irren, kön­nen trotz bester Absich­ten ver­sa­gen, Schuld auf sich laden. Got­tes Hei­li­ger Geist aber beglei­tet uns seit dem Tag der Tau­fe, stärkt uns auf unse­rem Weg, geht mit uns ins Kran­ken­haus, ins Gefäng­nis. Auch die „Span­ne“ zwi­schen Geburt und Tod liegt in Got­tes Hand. Gera­de auch hier soll der Christ sich kon­kret bewäh­ren, indem er sich gründ­lich über­legt, was jetzt dran ist. Nie­mand soll sich des­we­gen unter Druck gesetzt füh­len oder ande­re unter Druck set­zen. Gott will, dass ich das Gute tue, dass ich glück­lich bin. Woher weiß ich das? Lesen wir doch täg­lich in der Bibel, öff­nen wir uns betend sei­nem Hei­li­gen Geist.

Dass die Bibel selbst bei über­zeug­ten Chri­sten, bei viel­be­wun­der­ten Genies einen lebens­lan­gen Kampf gegen die mensch­li­che Schwä­che füh­ren muss, ver­rät fol­gen­de Anek­do­te: auf den Groß­va­ter des oben erwähn­ten Kai­sers wur­de ein Atten­tat ver­übt. Der alte Mann brach blut­über­strömt zusam­men. Reichs­kanz­ler Otto von Bis­marck tob­te vor Wut. Doch las er abends die Tages­lo­sung in der Bibel: „Fürch­tet Euch nicht vor denen, die den Leib töten, aber die See­le nicht töten kön­nen.“ Der Kanz­ler konn­te sich frei­lich noch nicht ganz von der Macht der Rach­sucht befrei­en, denn er schrieb an den Rand: „Aber Schuf­te sind sie doch.“

Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de

Infos zu Chri­sti­an Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/​Aisch
  • Stu­di­um der evang. Theo­lo­gie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vika­ri­at in Schorn­weiss­ach-Vesten­bergs­greuth 1993 – 1996
  • Pro­mo­ti­on zum Dr. theol. 1995
  • Ordi­na­ti­on zum ev. Pfar­rer 1996
  • Dienst in Nürnberg/​St. Johan­nis 1996 – 1999
  • seit­her in Neustadt/​Aisch
  • blind