Igel­nach­wuchs auf den Stra­ßen und in hei­mi­schen Gär­ten unterwegs

Ach­tung! Tem­po run­ter, bit­te auch für Igel­kin­der – Vor­sicht vor falsch ver­stan­de­ner Tierliebe

Auf Bay­erns Stra­ßen und in Bay­erns Gär­ten herrscht der­zeit Hoch­be­trieb: Der Igel­nach­wuchs streift umher und ist auf der Suche nach Fut­ter. Daher ist jetzt eine gute Zeit, den belieb­ten Tie­ren im hei­mi­schen Gar­ten zu hel­fen und ihnen aus­rei­chend Unter­schlupf und Nah­rung zu bie­ten. So müs­sen sie sich nicht auf die gefähr­li­che Wan­de­rung über Stra­ßen bege­ben. Der Lan­des­bund für Vogel­schutz (LBV) rät trotz­dem, gera­de jetzt etwas vor­sich­ti­ger zu fah­ren. Außer­dem gibt der LBV hilf­rei­che Tipps zum Umgang mit Igel­kin­dern und warnt vor über­trie­be­ner Sorg­falt, wenn es um schein­bar hilf­lo­se Igel geht.

Da die mei­sten Igel­kin­der im August und Sep­tem­ber gebo­ren wer­den und die ersten Aus­flü­ge im Alter von cir­ca vier Wochen unter­neh­men, herrscht gera­de Hoch­be­trieb in Gär­ten, Parks, Wäl­dern und eben­so auf Stra­ßen. Igel sind nacht­ak­tiv und lau­fen rela­tiv unbe­darft über Stra­ßen. Des­halb soll­ten Auto­fah­rer gera­de in der Abend- bis zur Mor­gen­däm­me­rung beson­ders auf­merk­sam und vor­aus­schau­end fah­ren. Rollt sich ein Igel den­noch vor das Auto: „Vor­sich­tig brem­sen, ohne die nach­fol­gen­den Autos zu gefähr­den, nicht das Lenk­rad ver­rei­ßen und den Igel mög­lichst zwi­schen die Rei­fen neh­men, denn die mei­sten Autos haben aus­rei­chend Boden­frei­heit“, rät LBV-Igel-Exper­tin Mar­ti­na Gehret.

Außer­dem errei­chen den LBV ver­mehrt Anru­fe, was zu tun ist, wenn man schein­bar ver­las­se­ne Igel­ba­bies umher­lau­fen sieht. „Wenn ein Nest ohne Mut­ter­tier gefun­den wird, ist erst ein­mal Ruhe ange­sagt. Igel­müt­ter müs­sen auch auf Nah­rungs­su­che gehen und ver­las­sen das Nest schon mal für ein paar Stun­den“, so Geh­ret. „Daher soll­te man vor­erst abwar­ten und genau beob­ach­ten, ob die Jun­gen wirk­lich so ver­las­sen sind, wie sie aus­se­hen.“ Oft wer­den Igel­kin­der von besorg­ten Igel­freun­den ein­ge­sam­melt oder das Nest wird gestört. „Im Schlimm­sten Fall ver­lässt die Mut­ter dann das gestör­te Nest und kommt nicht wie­der,“ so Geh­ret weiter.

Aber wie erkannt man Igel, die wirk­lich Hil­fe benö­ti­gen? „Tat­säch­lich hilfs­be­dürf­ti­ge Igel­kin­der krie­chen tags­über über den Rasen, fie­pen laut oder lie­gen auf der Sei­te“, erklärt Mar­ti­na Geh­ret. „In eini­gen Fäl­len sind sie mit Flie­gen­ei­ern oder Maden befal­len“. Nur in sol­chen Situa­tio­nen ist Eile gebo­ten, denn die ver­wai­sten Igel­säug­lin­ge kön­nen dann ohne mensch­li­che Hil­fe nicht mehr über­le­ben. Der Gang zum Tier­arzt oder fach­kun­di­ge Hil­fe ist unum­gäng­lich. Wer sich nicht sicher ist, was in so einer Situa­ti­on genau zu tun ist, fin­det Rat unter www​.lbv​.de/​i​g​e​l​-​g​e​f​u​n​den.

Den­noch kön­nen Natur­freun­de den nied­li­chen und nütz­li­chen Gar­ten­be­woh­nern hel­fen, indem sie eine Trän­ke und eine Fut­ter­stel­le auf­stel­len und die Igel so bei der Nah­rungs­su­che unter­stüt­zen. Damit wird ver­hin­dert, dass unter­ge­wich­ti­ge Igel im Win­ter in mensch­li­che Obhut genom­men wer­den müs­sen. Oft kom­men die Tie­re regel­mä­ßig abends zu bekann­ten Fut­ter­stel­len. Für den Fut­ter­tel­ler eig­net sich ein Gemisch aus Kat­zen­fut­ter, Igel­trocken­fut­ter und unge­würz­tem Rühr­ei. „Auf kei­nen Fall soll­ten Spei­se­re­ste oder Obst gefüt­tert wer­den, auch Milch ver­tra­gen Igel abso­lut nicht“, warnt die Igel-Exper­tin. Um Krank­hei­ten zu ver­mei­den, müs­sen Fut­ter­re­ste täg­lich ent­fernt und das Was­ser erneu­ert wer­den. Doch auch vor Mit­fres­sern oder Regen soll­te das Fut­ter geschützt sein.