Sonn­tags­ge­dan­ken: (K)ein hoff­nungs­lo­ser Fall

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Da trägt sich eine Fami­li­en­tra­gö­die zu: Ange­stif­tet von sei­ner Mut­ter Rebek­ka betrügt Jakob sei­nen alters­schwa­chen Vater und sei­nen etwas nai­ven Bru­der Esau. Die Gau­ne­rei kommt her­aus, Jakob muss flie­hen. Wie ging es wohl zuhau­se wei­ter? Hat sich Esau an sei­ner Mut­ter gerächt? Hat Isaak sei­ner Frau ver­zie­hen? Hat sie ihre Tat bereut? Oder mach­te sich feind­se­li­ges Schwei­gen breit? Wie lan­ge muss­te der Hass gewach­sen sein, dass Eltern und Geschwi­ster ein­an­der das antun konn­ten! Kon­flik­te zwi­schen Ehe­part­nern, zwi­schen Eltern und Kin­dern, zwi­schen den Geschwi­stern sind nor­mal. Wich­tig ist es, recht­zei­tig, ehr­lich, ver­nünf­tig alles zu bespre­chen, nach akzep­ta­blen Lösun­gen zu suchen, was nur mit Got­tes Bei­stand gelingt. Wenn es dann doch zum offe­nen Streit kommt, soll­te jeder bemüht sein, den ersten Schritt zur Ver­söh­nung zu tun. Erpres­sungs­ver­su­che, Dro­hun­gen, Kla­gen und Vor­wür­fe zer­stö­ren dage­gen die Familie.

Jakobs Fami­lie hat an die­sem Punkt ver­sagt. So lebens­nah erzählt die Bibel. Jakob flieht, getrie­ben von Angst, von Schuld­ge­füh­len, einem unge­wis­sen Schick­sal ent­ge­gen. Heu­te geht es vie­len jugend­li­chen Aus­rei­ßern ähn­lich. Sie schwe­ben in der Gefahr, ent­we­der selbst kri­mi­nell zu wer­den oder einem Ver­bre­cher in die Hän­de zu fal­len. Der Land­strei­cher Jakob träumt Selt­sa­mes, dass Gott ihm erschei­ne. Gott aber beschimpft oder ver­lacht ihn nicht, son­dern ver­spricht, dass er Jakob durch Höhen und Tie­fen beglei­ten wer­de, ja dass Jakob die­ses Land als Eigen­tum erhal­ten wird, dass er zum Segen für alle Völ­ker wird. Jakob ver­traut die­sem Traum – zu Recht.

Der Gott der Bibel ist kei­ne abstrak­te Idee, etwa das Ide­al der Gerech­tig­keit, erst recht kein dump­fes Schick­sal. Nach mensch­li­chem Maß war Jakob erle­digt, man hielt ihn damals, man hält sei­ne Schick­sals­ge­nos­sen heu­te für aso­zi­al, für Her­um­trei­ber, für Para­si­ten. Doch so wie Gott mit die­sem Jakob gro­ße Plä­ne hat­te, will er auch die Obdach­lo­sen, die Dro­gen­süch­ti­gen, die Straf­ge­fan­ge­nen unse­rer Zeit glück­lich machen. Viel­leicht kann man­cher von denen noch sei­nen Mit­men­schen zum Segen wer­den. Die Gestrau­chel­ten soll­ten sich nur vor Trotz und Selbst­mit­leid hüten.

Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de

Infos zu Chri­sti­an Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/​Aisch
  • Stu­di­um der evang. Theo­lo­gie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vika­ri­at in Schorn­weiss­ach-Vesten­bergs­greuth 1993 – 1996
  • Pro­mo­ti­on zum Dr. theol. 1995
  • Ordi­na­ti­on zum ev. Pfar­rer 1996
  • Dienst in Nürnberg/​St. Johan­nis 1996 – 1999
  • seit­her in Neustadt/​Aisch
  • blind