Sonn­tags­ge­dan­ken: Kain und Abel

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Jeder kennt die­se sym­bo­lisch zu ver­ste­hen­de bibli­sche Geschich­te. Eva hat­te zwei Söh­ne, deren Namen schon stut­zig machen. Kain bedeu­tet: „Ich habe mir einen Mann erwor­ben“, Abel dage­gen: „Krank­heit“ oder „Nich­tig­keit“. Eva zog also Kain dem Abel vor. Vie­le Eltern han­deln so. Da liebt man beson­ders das Nest­häk­chen, das tüch­tig­ste, char­man­te­ste Kind, da muss man sich beson­ders um ein kran­kes küm­mern, was bei den ande­ren Neid aus­löst, ein Gefühl der Demü­ti­gung. Da legen die Eltern oft schon in der Kind­heit die Saat für den spä­te­ren Krieg der Geschwister.

Die bei­den Brü­der aus die­ser Geschich­te wol­len Gott ein Dank­op­fer dar­brin­gen. Kain glaubt also an Gott, will sei­ne reli­giö­sen Pflich­ten erfül­len. Doch die­se from­me Kulis­se reißt bei Kain, sobald ihm etwas gegen den Strich geht, sobald er sich unge­recht behan­delt fühlt. Reagie­ren wir anders? Gott ver­wirft näm­lich sein Opfer und nimmt das Abels an. Kain dach­te, Gott müs­se nach sei­ner Pfei­fe tan­zen, Gott wür­de ihn, den Erfolg­rei­chen, den Belieb­ten, seg­nen. Der Gott der Bibel aber stellt sich auf die Sei­te des Schwä­che­ren. War­um aber nimmt Gott nicht bei­de Opfer an? Kennt er Kains wah­ren Cha­rak­ter? Will er ihn testen? Letzt­lich kön­nen wir Got­tes Wege nicht ergrün­den, und soll­ten uns auch nicht anma­ßen, das zu versuchen.

Kain steht auf gegen Gott und damit auch gegen sei­nen Bru­der. Wer auf Got­tes Ord­nung pfeift, wer sich selbst in den Mit­tel­punkt stellt, sich zum Maß­stab erhebt, bei dem rei­ßen die mora­li­schen Bin­dun­gen. Gott warnt Kain noch, aber der will nicht hören. Wol­len wir es? Der Gott der Bibel ist kein abstrak­tes Irgend­was, kei­ne dunk­le Schick­sals­macht, er will den Kon­takt zum Men­schen, will aus­glei­chen, war­nen, will den Men­schen ein glück­li­ches Zusam­men­le­ben ermög­li­chen. Gott stellt Kain zur Rede, denn Gott ver­gisst die Miss­han­del­ten, die Kaputt­ge­mach­ten nicht; und Kain bekennt nach eini­gem hin und her sei­ne Schuld. Schlim­mer als die Kain-Typen sind die Gleich­gül­ti­gen und die Selbst­ge­rech­ten. Kain muss nun im Lan­de nir­gend­wo woh­nen, d. h. er muss ruhe­los, miss­trau­isch, furcht­sam her­um­ir­ren. Wer nicht auf Gott ver­traut, der ver­liert sei­ne inne­re Ruhe. Gott ver­nich­tet Kain nicht, son­dern auch die­ser Bru­der­mör­der steht noch unter dem Segen Got­tes. Wel­cher Trost: Für Gott ist wirk­lich nie­mand verloren.

Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de

Infos zu Chri­sti­an Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/​Aisch
  • Stu­di­um der evang. Theo­lo­gie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vika­ri­at in Schorn­weiss­ach-Vesten­bergs­greuth 1993 – 1996
  • Pro­mo­ti­on zum Dr. theol. 1995
  • Ordi­na­ti­on zum ev. Pfar­rer 1996
  • Dienst in Nürnberg/​St. Johan­nis 1996 – 1999
  • seit­her in Neustadt/​Aisch
  • blind