Land­kreis Bam­berg: BN und LBV kla­gen für den Schutz der Buchenwälder

Forst­be­trieb plant Holz­ein­schlag in ehe­ma­li­gem Schutzgebiet

Der BUND Natur­schutz in Bay­ern und der Lan­des­bund für Vogel­schutz haben vor dem Baye­ri­schen Ver­wal­tungs­ge­richts­hof Kla­ge ein­ge­reicht, um das auf Bestre­ben des Mini­ste­ri­ums offi­zi­ell auf­ge­ho­be­ne Wald­schutz­ge­biet „Der Hohe Buche­ne Wald im Ebra­cher Forst“ vor einem geplan­ten Holz­ein­schlag zu schüt­zen. Die Auf­he­bung trä­te am 1. Sep­tem­ber in Kraft.

Eine Nor­men­kon­troll­kla­ge wur­de nun ein­ge­lei­tet und soll die Recht­mä­ßig­keit der Aus­wei­sung des Schutz­ge­bie­tes durch das Land­rats­amt Bam­berg bestä­ti­gen. Die Natur­schutz­ver­bän­de wer­den not­falls bis vor das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt ziehen.

Durch einen gleich­zei­tig gestell­ten Eil­an­trag soll die Auf­he­bung der Schutz­ge­biets­ver­ord­nung bis zur end­gül­ti­gen Klä­rung außer Voll­zug gesetzt wer­den. Denn der Forst­be­trieb Ebrach hat ange­kün­digt, die­ses Jahr schon jetzt, im Som­mer, mit dem Holz­ein­schlag zu begin­nen. Nun gilt es für Fle­der­mäu­se, Specht und Co. zu ret­ten, was zur ret­ten ist: Tau­sen­de von dicken Bäu­men, die durch die Auf­he­bung zum Fäl­len frei­ge­ge­ben werden.

„Durch das Schutz­ge­biet durf­ten sich die Wäl­der end­lich auf klei­ner Flä­che frei ent­fal­ten und die Bäu­me hat­ten eine Chan­ce, alt zu wer­den, auch abseits der zuge­bil­lig­ten klei­nen Tritt­stei­ne. Jetzt ste­hen die Holz­ern­te­ma­schi­nen wie­der in den Start­lö­chern.“ so Hubert Wei­ger, Vor­sit­zen­der des Bund Naturschutz.

Nor­bert Schäf­fer, Vor­sit­zen­der des Lan­des­bun­des für Vogel­schutz, kri­ti­siert: „Die Baye­ri­sche Staats­re­gie­rung ist offen­sicht­lich vor­ran­gig an Gewin­nen aus dem Holz­ver­kauf inter­es­siert, dabei hat die Staats­re­gie­rung eine beson­de­re Ver­ant­wor­tung für den Schutz der Buchen­wäl­der. Wenn jetzt bereits kurz nach Auf­he­bung des Schutz­ge­bie­tes Holz­ein­schlag in dem Gebiet droht, zeigt sich, dass alle Beteue­run­gen der Staats­re­gie­rung zu einem ande­ren Schutz­kon­zept für die alten Buchen­be­stän­de im Stei­ger­wald nur Lip­pen­be­kennt­nis­se sind. Es zeigt auch, wie wich­tig das jetzt von der Regie­rung von Ober­fran­ken auf­ge­ho­be­ne Schutz­ge­biet war.“

Aus­ver­kauf eines frän­ki­schen Schat­zes bae­ri­scher Natur

2007 lan­de­ten die Buchen­wäl­der im Nord­stei­ger­wald auf dem 5. Platz der mög­li­chen Anwär­ter für das deut­sche Welt­na­tur­er­be der UNESCO – allein ein geeig­ne­tes Schutz­ge­biet fehl­te für eine Bewer­bung. In den dar­auf fol­gen­den acht Jah­ren Natio­nal­park-Dis­kus­si­on ver­hin­der­te die Baye­ri­sche Staats­re­gie­rung eine sach­li­che Auf­klä­rung der Bevöl­ke­rung über Pro und Con­tra die­ser ein­ma­li­gen Chan­ce. Auch die wirt­schaft­li­chen Vor­tei­le, die für die frän­ki­sche Stei­ger­wald­re­gi­on durch ein inter­na­tio­na­les Wald­schutz­ge­biet in Aus­sicht ste­hen, wer­den ein­fach tot­ge­schwie­gen. Ihre Blocka­de­po­li­tik setzt die Staats­re­gie­rung nun fort in der über­stürz­ten Wie­der-Auf­he­bung eines Schutz­ge­bie­tes, das der dama­li­ge Bam­ber­ger Land­rat Gün­ther Denz­ler im April 2014 aus­ge­wie­sen hat­te. Das Veto des Natur­schutz­bei­rats der Regie­rung von Ober­fran­ken wur­de dabei vom Mini­ste­ri­um igno­riert, eben­so wie 2011 der Antrag der Gemein­de Ebrach auf Aus­wei­sung eines grö­ße­ren Natur­schutz­ge­bie­tes. Dabei umfasst das Wald­schutz­ge­biet gera­de mal 0,1 % der Wald­flä­che, die im Auf­trag der Bür­ger von den Baye­ri­schen Staats­for­sten bewirt­schaf­tet wird. Zahl­rei­che Bür­ger vor Ort enga­gie­ren sich mit viel Lie­be und Enga­ge­ment für ihr Schutz­ge­biet. Jetzt wird sich zei­gen, ob die Baye­ri­schen Staats­for­sten zumin­dest so viel Anstand haben, sich mit dem Holz­ein­schlag bis zur end­gül­ti­gen Klä­rung zurückzuhalten.

„Selbst im Jahr des Wald­na­tur­schut­zes gerät in Bay­ern der Natur-Wald mit sei­nen sel­ten gewor­de­nen Tier‑, Pilz- und Pflan­zen­ar­ten unter die Räder, wie­der geht es nur um Wirt­schafts-Wald“, bedau­ern Hubert Wei­ger und Nor­bert Schäf­fer. „Das gan­ze Vor­ge­hen ist ein­ma­lig in der deut­schen Natur­schutz­ge­schich­te und eines Rechts­staats unwürdig.“

Umso mehr wer­den die Natur­schutz­ver­bän­de nun ihren Ein­satz für die wert­vol­len Buchen­wäl­der ver­stär­ken und dem Wald ihre Stim­me lei­hen, dies­mal auch vor Gericht.