Ber­gung des Fisch­be­stan­des aus dem Gründ­leins­bach und Über­sied­lung in den Lei­ten­bach (Land­kreis Bamberg)

Ret­tung in letz­ter Minute

Rettung in letzter Minute

Ret­tung in letz­ter Minute

Die Hit­ze­wel­le hat auch dem Gründ­leins­bach bei Hall­stadt (Land­kreis Bam­berg) mas­siv zuge­setzt. Bis auf eini­ge weni­ge tie­fe­re Stel­len im Bach­bett, so genann­te Gum­pen, ist der Bach bis zum Wochen­en­de aus­ge­trock­net gewe­sen. „Obwohl der Gründ­leins­bach ein unauf­fäl­li­ges Gewäs­ser ist, beher­berg­te er einen der besten Rut­ten­be­stän­de in Ober­fran­ken. Dies haben wir bei den Befi­schun­gen zur Was­ser­rah­men­richt­li­nie in den letz­ten Jah­ren fest­ge­stellt. Sein Aus­trock­nen ist nicht nur für den Ang­ler­ver­ein Hall­stadt son­dern auch für den Fisch­ar­ten­schutz in Ober­fran­ken kata­stro­phal“, erläu­tert Dr. Tho­mas Spei­erl, Lei­ter der Fach­be­ra­tung für Fische­rei des Bezirks Oberfranken.

„Regel­mä­ßig sind wir den Bach in den letz­ten Tagen abge­lau­fen, haben die Fische mit Keschern und Net­zen gebor­gen, wo es uns mög­lich war“, erklärt Gewäs­ser­wart Mar­co Demel. “Beson­ders enga­giert bei der Sache war unse­re Jugend­grup­pe, die ihre freie Zeit in den Feri­en nun nutz­ten um wirk­lich akti­ven Gewäs­ser- und Fisch­ar­ten­schutz zu betrei­ben“, so Demel nicht ganz ohne Stolz. Vie­le Fische konn­ten so vor dem siche­ren Tod geret­tet und in den noch gut was­ser­füh­ren­den Lei­ten­bach umge­setzt werden.

Trotz­dem konn­ten nicht alle Fische aus den ver­blie­be­nen Gum­pen gebor­gen wer­den, so dass am ver­gan­ge­nen Frei­tag eine Grup­pe von Fischern und Jung­fi­schern zusam­men mit der Fach­be­ra­tung für Fische­rei des Bezirks Ober­fran­ken noch­mals am Gründ­leins­bach unter­wegs war.

„Mit dem Elek­tro­fi­sche­rei­ge­rät las­sen sich die Fische auch aus tie­fen Gewäs­ser und aus der Deckung her­vor­ho­len. So kön­nen wir noch die Fische ber­gen, die die Fischer allein mit Keschern und Netz nicht erwischt haben“, erklärt Fisch­wirt­schafts­mei­ster Simon Abt von der Fach­be­ra­tung für Fische­rei des Bezirks Ober­fran­ken den Kol­le­gen des Ang­ler­ver­eins Hall­stadt die Wirk­sam­keit der Elek­tro­fi­sche­rei. Schnell hat­ten die Jung­fi­scher Eimer und Wan­nen sowie ein Häl­ter­becken mit Sau­er­stoff auf einem Anhän­ger bereit­ge­stellt und inner­halb von drei Stun­den die noch ver­blie­be­nen Gum­pen abgefischt.

Rutten

Rut­ten

Wie sich zeig­te, war es höch­ste Eisen­bahn die Fische aus den Rest­was­ser­gum­pen zu holen. „An vie­len Orten waren die Was­ser­tem­pe­ra­tu­ren bereits grenz­wer­tig und weit über 20 Grad Cel­ci­us. Solch hohe Tem­pe­ra­tu­ren ver­tra­gen beson­ders Rut­ten und Bach­fo­rel­len nicht über län­ge­re Zeit“, so Abt wei­ter. Trotz der enga­gier­ten Ret­tungs­ak­tio­nen der letz­ten Tage konn­ten nicht alle Fische lebend gebor­gen wer­den, Rut­ten und Bach­fo­rel­len waren beson­ders stark betroffen.

Den­noch konn­ten durch die enga­gier­te Akti­on gro­ße Bestän­de von Fluss­bar­schen, Gründ­lin­gen, Hecht, Aal und vie­le Jung­fi­sche ver­schie­de­ner Weiß­fisch­ar­ten wie Aitel und Hasel noch vor dem siche­ren Tod geret­tet wer­den. Die Fische wur­den von den Jung­fi­schern in die Häl­ter­becken gebracht, dort ver­sorgt und abschlie­ßend in den nahe gele­ge­nen Lei­ten­bach aus­ge­setzt, der noch aus­rei­chend Was­ser führ­te und aus dem ein Rück­zug in den Main leicht mög­lich ist.

„Von der gemein­sa­men Ret­tungs­ak­ti­on sowie vom Ein­satz unse­rer Jung­fi­scher bin ich begei­stert. Eini­ge der geret­te­ten Fisch­ar­ten kön­nen wir viel­leicht spä­ter als Laich­fi­sche in den Gründ­leins­bach zurück­set­zen“, so das Fazit vom stell­ver­tre­ten­den Ver­eins­vor­sit­zen­den Chri­sti­an Hirsch­lein. „Die Hall­städ­ter Fischer haben vor­bild­lich reagiert und sofort die Initia­ti­ve ergrif­fen. Das ist in vie­len Fäl­len die ein­zi­ge Maß­nah­me, die man direkt ergrei­fen kann, abge­se­hen davon, dass natür­lich mög­lichst die gesam­ten Was­ser­ent­nah­men aus den stark betrof­fe­nen Gewäs­sern zu unter­bin­den sind“, erläu­tert Dr. Tho­mas Spei­erl, Lei­ter der Fach­be­ra­tung für Fische­rei des Bezirks Ober­fran­ken. Jeder der in aus­trock­nen­den Gewäs­sern Fisch­be­stän­de in Gefahr sieht, soll­te unver­züg­lich die Fische­rei­be­rech­tig­ten oder die ent­spre­chen­den Fach­be­hör­den benach­rich­ti­gen, appel­liert der Fische­rei­rat an die Allgemeinheit.

Die aktu­el­len Schä­den in den Gewäs­sern sei­en noch nicht abzu­se­hen, aber in den kom­plett aus­ge­trock­ne­ten Gewäs­sern wer­de es vie­le Jah­re dau­ern und einen hohen Ein­satz von den Fische­rei­be­rech­tig­ten erfor­dern, um die ursprüng­li­chen Fisch­be­stän­de wie­der auf­zu­bau­en. Beson­ders schwer­wie­gend sei­en sol­che Fäl­le wie der Gründ­leins­bach. „Gemein­sam mit dem Ang­ler­ver­ein muss durch geziel­ten Besatz ver­sucht wer­den, den regio­nal bedeut­sa­men Rut­ten­be­stand wie­der auf­zu­bau­en. Hilf­reich wäre es zudem, wenn an der Wehr­an­la­ge am Orts­aus­gang ein Fisch­auf­stieg errich­tet wird, um die Wie­der­be­sie­de­lung aus dem Main zu unter­stütz­ten“, so Speierl.

INFO:

Ins­ge­samt sind die Hit­ze­wel­len in die­sem Som­mer ein Rie­sen­schlag für die hei­mi­schen Fisch­be­stän­de. „Die aktu­el­len Nie­der­schlä­ge mit Nie­der­schlags­men­gen zwi­schen 15 bis 50 Liter pro Qua­drat­me­ter über das Wochen­en­de haben zwar kurz­zei­tig die Lage etwas ent­spannt, auch im Gründ­leins­bach fließt wie­der etwas Was­ser“, so der Fische­rei­rat Dr. Tho­mas Spei­erl. Soll­te der Regen aber zur Wochen­mit­te bereits wie­der enden und die Tem­pe­ra­tu­ren wie­der anstei­gen, wird die Situa­ti­on für die Fische­rei wei­ter kri­tisch bleiben.