Bam­ber­ger GAL will Baum­schei­ben als natur­na­he Kleinst­le­bens­räu­me erhalten

Stadt ist der Bio­di­ver­si­tät ver­pflich­tet – „Lava­schot­ter ist wie STOPP-Schild für Natur“

Man sieht sie mitt­ler­wei­le aller­or­ten, nicht nur in der Innen­stadt, auch in der Gar­ten­stadt, in Bam­berg-Ost, in der Wun­der­burg…: Stra­ßen­bäu­me, die von brau­nen Lava­stei­nen umge­ben sind. Eine bedenk­li­che Ent­wick­lung aus Sicht der Bam­ber­ger Grü­nen, denn die so genann­ten Baum­schei­ben stel­len in der Stadt einen nicht zu ver­nach­läs­si­gen­den Lebens­raum für Insek­ten und Pflan­zen dar. Die umwelt­po­li­ti­sche GAL-Spre­che­rin Ger­trud Leu­mer stellt des­halb jetzt einen Antrag, mit dem sie errei­chen will, dass die zuneh­men­de „Ver­stei­ne­rung von Baum­schei­ben“ gestoppt bzw. rück­gän­gig gemacht wird. Statt­des­sen möch­te sie, dass das Gar­ten­amt natur­na­he Alter­na­ti­ven umsetzt und mit einem Pro­gramm die Bio­di­ver­si­tät in Baum­schei­ben för­dert. Außer­dem sol­len Baum­pa­ten­schaf­ten von Anwoh­ne­rIn­nen gezielt geför­dert werden.

„Es ist erstaun­lich, wie wich­tig selbst so klei­ne Flä­chen wie die rund um Stra­ßen­bäu­me für die Bio­di­ver­si­tät sind“, erklärt die gelern­te Lan­des­pfle­ge-Inge­neu­rin, „sie die­nen als Tritt­stei­ne, die es ermög­li­chen, dass sich Tier- und Pflan­zen­ar­ten über die Stadt ver­brei­ten. Doch wenn man sie mit lebens­feind­li­chen Stei­nen füllt, ist das wie ein STOPP-Schild für die Natur.“ Bereits 30% der Bam­ber­ger Baum­schei­ben sind mit Lava­stei­nen bedeckt, unter denen ein Unkrauf­vlies liegt, um jeg­li­chen Pflan­zen­wuchs zu ver­hin­dern. Die­se Zahl nann­te das städ­ti­sche Gar­ten­amt auf Anfra­ge der GAL. Dort ist man zufrie­den dar­über, denn die Pfle­ge sol­cher Baum­schei­ben sei kosten­gün­stig und wenig arbeitsintensiv.

Doch der Kosten­fak­tor ist für die GAL nicht der ein­zi­ge Aspekt, der zählt. „Bam­berg ist im Jahr 2010 dem Bünd­nis ‚Kom­mu­nen für bio­lo­gi­sche Arten­viel­falt“ bei­getre­ten“, erin­nert Ger­trud Leu­mer, „da kön­nen wir nicht ein paar Jah­re spä­ter syste­ma­tisch Kleinst­le­bens­räu­me zer­stö­ren – das ist ein Unding.“ Der Lava­schot­ter in den Baum­schei­ben hat laut Leu­mer mit der Zeit uner­war­te­te Aus­ma­ße ange­nom­men. Mit der Befül­lung von beson­ders schwer zu pfle­gen­den Baum­schei­ben in der Innen­stadt habe sich vor Beginn die­ser Ent­wick­lung der Natur­schutz­bei­rat ein­ver­stan­den erklärt. „Aber dass es nun fast ein Drit­tel aller Stra­ßen­bäu­me in ganz Bam­berg betrifft, ist ein Schuss weit übers Ziel hin­aus – und völ­lig in die fal­sche Rich­tung“, kom­men­tiert Leu­mer. Sie will des­halb den Natur­schutz­bei­rat als fach­lich bera­ten­des Gre­mi­um erneut mit dem The­ma befassen.

Ger­trud Leu­mer äußert aller­dings auch Ver­ständ­nis für das Gar­ten­amt, das mit knap­pen Per­so­nal­res­sour­cen viel­fäl­ti­ge Auf­ga­ben bewäl­ti­gen muss. Doch aus ihrer Sicht gibt es Alter­na­ti­ven in der Grün­flä­chen­ge­stal­tung, die mit anspruchs­lo­sen stand­ort­na­hen Wild­kräu­tern arbei­ten, „so dass wenig Pfle­ge und Kosten anfal­len und den­noch natür­li­cher Lebens­raum geschaf­fen wird.“

Die GAL-Stadt­rä­tin befürch­tet zudem, dass die Stadt mit ihren Baum­schei­ben ein schlech­tes Bei­spiel gibt: „Immer mehr Pri­vat­leu­te gestal­ten ihre Vor­gär­ten als ste­ri­le und natur­feind­li­che Stein­wü­sten, obwohl auch klei­ne Gar­ten­flä­chen so wert­vol­le Natur­oa­sen in der Stadt sein könn­ten. Die Stadt soll­te dem ent­ge­gen­wir­ken, über Bio­di­ver­si­tät im urba­nen Raum auf­klä­ren und ein posi­ti­ve Vor­rei­ter­rol­le übernehmen.“

1 Antwort

  1. Ferenc sagt:

    Immer­hin bleibt Bam­berg konsequent:

    Die Stadt ist Mit­glied im Kli­ma­bünd­nis, hat indes ihre selbst­ge­steck­ten Zie­le bis­lang zu 0 % erreicht. Ins­be­son­de­re im Ver­kehr gibt es kei­ne nen­nens­wer­te Bewegung.

    Bam­berg nennt sich fahr­rad­freund­lich. Doch Maß­nah­men, die den Rad­ver­kehr betref­fen, haben nur eine Chan­ce auf Umset­zung, wenn sie

    - vor­ran­gig dem Auto­ver­kehr nüt­zen (Ver­drän­gung auf unge­eig­ne­te und gefähr­li­che Rad­ver­kehrs­an­la­gen, um die Fahr­bahn von Fahr­rä­dern freizuhalten);

    - kei­nes­falls dem Auto­ver­kehr irgend­et­was abver­lan­gen – die Umwand­lung eines Auto­stell­plat­zes in sechs bis zehn Fahr­rad­stell­plät­ze hät­te nahe­zu kei­ne Chan­ce auf Realisierung;

    - über­wie­gend bis voll­stän­dig von ande­ren finan­ziert wer­den (Fahr­rad­park­haus am Bahn­hof), so daß gerin­gem Eigen­auf­wand hoch­wer­ti­ge Image­pfle­ge gegenübersteht.

    Bam­berg strebt angeb­lich Bar­rie­re­frei­heit an. Doch rück­sichts­los zuge­park­te Geh­we­ge, die kaum Raum für Roll­stüh­le, Rol­la­to­ren, Kin­der­wa­gen etc. belas­sen, sind von den Ord­nungs­be­hör­den groß­zü­gig über­se­he­ner Nor­mal­zu­stand. Mehr­fach ist das Geh­weg­par­ken sogar wider­recht­lich ange­ord­net, ohne daß genü­gen­der frei­er Geh­weg­quer­schnitt verbleibt.

    Bam­berg erhebt den Anspruch, fami­li­en­freund­lich zu sein. Vom Man­gel an bezahl­ba­rem Wohn­raum bis zum Feh­len siche­rer Ver­kehrs­we­ge (zuge­park­te Geh­we­ge – sie­he vor­ste­hen­de Aus­füh­run­gen! ekla­tan­ter Man­gel siche­rer (!) Fahr­bahn­que­run­gen an Haupt­ver­kehrs­stra­ßen; …) reiht sich ein Kri­tik­punkt an den anderen.

    Daß auch die Mit­glied­schaft im Bünd­nis „Kom­mu­nen für bio­lo­gi­sche Arten­viel­falt“ in erster Linie eine lee­re, vor allem der Image­wer­bung die­nen­de Hül­se ist, ver­wun­dert daher wenig.