Anet­te Kram­me (SPD): Poli­tik trifft Gesundheit

Zu einem Mei­nungs­aus­tausch zur Zukunft der ärzt­li­chen Ver­sor­gung im länd­li­chen Raum hat­te Par­la­men­ta­ri­sche Staats­se­kre­tä­rin und Bun­des­tag­ab­ge­ord­ne­te Anet­te Kram­me Ver­tre­ter des Haus­arzt­ver­eins Bay­reuth sowie Kom­mu­nal­po­li­ti­ker gela­den. Beglei­tet wur­de sie von ihrer Bun­des­tags­kol­le­gin Sabi­ne Ditt­mar, Mit­glied des Gesund­heits­aus­schus­ses im Bun­des­tag, die selbst als Haus­ärz­tin 15 Jah­ren in der Pra­xis tätig war.

„Es steht die zen­tra­le Fra­ge im Raum, wie wir auch in Zukunft eine opti­ma­le medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung in den länd­li­chen Gebie­ten sicher­stel­len und auf ent­ste­hen­de Ver­sor­gungs­lücken reagie­ren kön­nen“, fass­te Anet­te Kram­me zusam­men. Pro­gno­sen gin­gen davon aus, dass bis zum Jahr 2016 vor­aus­sicht­lich 300 Haus­ärz­te in Ober­fran­ken ihre Tätig­keit been­den. Dem aktu­el­len Trend zufol­ge wer­den in die­sem Zeit­raum nur ca. 50 ‑70 Haus­ärz­te nach­rücken. „Die­se Lücke von rund 30 Pro­zent wer­de sich ins­be­son­de­re auf dem Land bemerk­bar machen“, so Anet­te Kramme.

Sabi­ne Ditt­mar berich­te­te über das erst jüngst ver­ab­schie­de­te Ver­sor­gungs­stär­kungs­ge­setz, mit dem ein wich­ti­ger Schritt gegan­gen wur­de, um die ambu­lan­te Ver­sor­gung in Deutsch­land zukunfts­si­cher zu machen. „Ich weiß, dass das noch nicht aus­reicht“, gab die Gesund­heits­po­li­ti­ke­rin klar zu. „Aber es ist ein erster Anfang.“

Beson­ders stolz sei sie, dass es gelun­gen sei, die Bedarfs­pla­nung zu öff­nen. Bis zum 31. Dezem­ber 2016 soll die Selbst­ver­wal­tung eine neue Bedarfs­pla­nung zur ärzt­li­chen Ver­sor­gung erar­bei­ten. „Dazu soll nicht mehr die Rela­ti­on von Ein­woh­ner­zahl pro Arzt zugrun­de gelegt wer­den, son­dern der tat­säch­li­che Ver­sor­gungs­be­darf. Dabei spie­len z. B. die Sozi­al- und die Mor­bi­di­täts­struk­tur (Art und Anzahl von Erkran­kun­gen) sowie die demo­gra­fi­sche Ent­wick­lung eine Rol­le“, erläu­ter­te Sabi­ne Ditt­mar. Zudem sol­le die Pla­nung klein­räu­mi­ger erfol­gen, damit nicht wie bis­her über- und unter­ver­sorg­te Regio­nen in einem Pla­nungs­ge­biet lie­gen. Auch die Erhö­hung der Aus­bil­dungs­stel­len für All­ge­mein­me­di­zi­ner von 5000 auf 7500 Stel­len begrüß­te die Abgeordnete.

In der sich anschlie­ßen­den Dis­kus­si­on kamen vie­le Fra­gen auf, was denn getan wer­den müs­se, um gera­de in länd­li­chen Regio­nen die Ärz­te­ver­sor­gung sicher­zu­stel­len. „Ich habe den schön­sten Beruf, den ich mir vor­stel­len kann. Um aber mehr Land­ärz­te zu gewin­nen, müs­sen ein­fach die Rah­men­be­din­gun­gen ange­passt wer­den, z.B. müs­sen die Bereit­schafts­dien­ste für die Ärz­te ver­bes­sert wer­den“, erläu­ter­te Dr. Ste­fan Wirth, Vor­sit­zen­der des Haus­arzt­ver­eins Bay­reuth Stadt und Land. Auch die regel­mä­ßi­gen Wochen­ar­beits­zei­ten von 60 bis 70 Stun­den wür­den abschrecken. „Und schließ­lich haben jun­ge Ärz­te natür­lich auch Angst vor der allei­ni­gen Ver­ant­wor­tung, eine Pra­xis zu füh­ren.“ Hin­zu kämen das Damo­kles­schwert mög­li­cher Regres­se und die ste­tig wach­sen­de Büro­kra­tie. „Das schreckt vie­le jun­ge Kol­le­gen ab“, ist sich Dr. Wirth sicher.

Dr. Ingo Rausch, Mit­glied der Ver­tre­ter­ver­samm­lung der Kas­sen­ärzt­li­chen Ver­ei­ni­gung Bay­erns, wies auf die ekla­tant nied­ri­ge Wei­ter­bil­dungs­quo­te hin. Nur 10 Pro­zent der Fach­arzt­prü­fun­gen wür­den auf die All­ge­mein­me­di­zin ent­fal­len. „Wir brau­chen end­lich ein star­kes Signal für den Haus­arzt“, for­der­te Dr. Rausch.