Erz­bi­schof Schick zur Umwelt-Enzy­kli­ka von Papst Franziskus

Symbolbild Religion

„Jeder Christ muss Umwelt­schüt­zer sein“

(bbk) „Jeder Christ muss ein Umwelt­schüt­zer sein!“ Mit die­sen Wor­ten hat der Bam­ber­ger Erz­bi­schof Lud­wig Schick die neue Enzy­kli­ka von Papst Fran­zis­kus auf den Punkt gebracht. Mit einer ein­dring­li­chen, nüch­ter­nen und rea­li­sti­schen War­nung an die gesam­te Mensch­heit habe der Papst deut­lich gemacht, dass die der­zeit statt­fin­den­de Zer­stö­rung des Pla­ne­ten nur durch eine „uni­ver­sa­le Soli­da­ri­tät“ aller Men­schen gestoppt wer­den kön­ne. Dabei sei­en die Poli­ti­ker und Regie­run­gen der Welt eben­so gefor­dert wie jeder Ein­zel­ne, der sein Ver­hal­ten hin­ter­fra­gen und wis­sen müs­se, dass Umwelt­ver­schmut­zung Sün­de sei, sag­te Schick in einer ersten Reak­ti­on auf die am Don­ners­tag ver­öf­fent­li­che Enzy­kli­ka „Lau­da­to si“.

„Die bibli­sche Auf­for­de­rung, sich die Erde Unter­tan zu machen, kann für nie­man­den mehr als Recht­fer­ti­gung für die Aus­plün­de­rung der Natur und die Ver­schwen­dung von Res­sour­cen betrach­tet wer­den“, sag­te Schick. Fran­zis­kus habe zudem klar gemacht, dass auch der Kli­ma­er­wär­mung nicht als apo­ka­lyp­ti­schem Gesche­hen taten­los zuge­se­hen wer­den dür­fe, son­dern dass die dro­hen­de Kli­ma­ka­ta­stro­phe zer­stö­re­ri­sches Men­schen­werk sei und abge­wen­det wer­den müs­se. Zurecht war­ne der Papst in die­sem Zusam­men­hang vor einer „Glo­ba­li­sie­rung der Gleich­gül­tig­keit“. Fran­zis­kus set­ze sei­ne For­de­rung nach einer „ganz­heit­li­chen Öko­lo­gie“ dage­gen, die Umwelt‑, Wirtschafts‑, Kul­tur­öko­lo­gie sowie eine Human­öko­lo­gie und eine Öko­lo­gie des All­tags­le­bens umfas­se. Fran­zis­kus mache damit deut­lich, dass er kein „grü­ner, roter oder schwar­zer“ Papst sei und sich von kei­ner Ideo­lo­gie ver­ein­nah­men lasse.

Es gehe dem Papst dar­um, das „gemein­sa­me Haus“, das Gott mit der Schöp­fung der Mensch­heit geschenkt habe, für alle Men­schen aller Zei­ten zu bewah­ren. Als Vor­sit­zen­der der Kom­mis­si­on Welt­kir­che der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz wies der Erz­bi­schof dar­auf hin, dass die armen Län­der beson­ders unter den Fol­gen des Kli­ma­wan­dels lei­den und die rei­chen Län­der an die­sem Lei­den durch exzes­si­ven Energie‑, Was­ser- und Res­sour­cen­ver­brauch Schuld sei­en. Schick begrüß­te den Öku­me­ni­schen Pil­ger­weg nach Paris, der den Kli­ma­gip­fel dort spi­ri­tu­ell unter­stüt­zen wol­le. „Nicht zuletzt um der Armen Wil­len müs­sen die rei­chen Natio­nen mehr für die Bewah­rung der Schöp­fung tun, Maß hal­ten und Ver­zicht üben, wozu der Papst aus­drück­lich auf­for­dert“, so der Erzbischof.

Der Papst wei­se in sei­nem Schrei­ben nicht nur auf die glo­ba­le Ver­ant­wor­tung der „poli­ti­schen Welt­au­to­ri­tät“ hin, son­dern auch auf die Pflicht jedes Ein­zel­nen, die Schöp­fung zu bewah­ren. Auf der regio­na­len und loka­len Hand­lungs­ebe­ne sei­en auch die Bis­tü­mer und Pfar­rei­en gefor­dert, sag­te Schick und ver­wies auf die bereits seit 2009 lau­fen­de Kli­ma-Offen­si­ve im Erz­bis­tum Bam­berg, die Instal­la­ti­on von Solar­an­la­gen auf Kir­chen­dä­chern, Ener­gie­spar­kon­zep­te in den Gemein­den oder die Anschaf­fung von E‑Bikes und Elek­tro­au­tos als Dienst­fahr­zeu­ge im Ordi­na­ri­at. „Dies kön­nen aber nur erste klei­ne Schrit­te sein, denen vie­le wei­te­re fol­gen müs­sen“, sag­te Schick. So soll­te bei­spiels­wei­se bei Dienst­fah­ren zu Ver­an­stal­tun­gen die Bil­dung von Fahr­ge­mein­schaf­ten geför­dert wer­den. Und bei der Elek­tro­mo­bi­li­tät müs­se auch auf die die Ver­wen­dung von Öko­strom geach­tet wer­den. Das Ein­spa­ren von Ener­gie müs­se Vor­rang haben vor dem Erset­zen durch rege­ne­ra­ti­ve Ener­gien, so Schick.

Der Papst mache in sei­ner Enzy­kli­ka deut­lich, dass die Erde allen Men­schen gehö­re, auch den kom­men­den Gene­ra­tio­nen. Er wei­se dar­auf hin, dass der Kon­sum, die Ver­schwen­dung und der Lebens­stil vie­ler Men­schen die Kapa­zi­tät des Pla­ne­ten bereits über­schrit­ten habe und nur in Kata­stro­phen enden kön­ne, was in vie­len Regio­nen der Erde bereits jetzt Rea­li­tät sei. Des­halb sei es wich­tig, so Schick, dass die mah­nen­den Wor­te des Pap­stes in der gan­zen Welt gehört wer­den. Die Enzy­kli­ka sei eine ein­dring­li­che Bot­schaft der Chri­sten­heit an die gan­ze Mensch­heit. So wie das bekann­te Kir­chen­lied „Lau­da­to si“ als Ohr­wurm unwei­ger­lich im Kopf blei­be, so müs­se auch die gleich­na­mi­ge Enzy­kli­ka in die Köp­fe der Men­schen ein­drin­gen und zu einem Ohr­wurm der Mensch­heit wer­den, sag­te Schick.

1 Antwort

  1. Ferenc sagt:

    Die Enzy­kli­ka war über­fäl­lig. Schon seit über 30 Jah­ren ver­su­che ich, unter ande­rem unter Beru­fung auf die Schöp­fungs­ge­schich­te (Gen. 2,15: Gott, der Herr, nahm den Men­schen und setz­te ihn in den Gar­ten Eden, auf daß er ihn bebaue und bewah­re.) inner­halb mei­ner Wir­kungs­mög­lich­kei­ten in kirch­li­chen Krei­sen und gegen­über sich auf das Chri­sten­tum beru­fen­den Par­tei­en und Poli­ti­kern in die­se Rich­tung zu wir­ken – bis­her weit­ge­hend erfolg­los. Man sehe sich nur die Wirt­schafts- und Ver­kehrs­po­li­tik der Bun­des- und der Lan­des­re­gie­rung oder der größ­ten Frak­ti­on im Bam­ber­ger Stadt­rat sowie im Kreis­rat an.

    Aber auch sei­tens der erz­bi­schöf­li­chen Umwelt­stel­le und der eige­nen Pfar­rei herrscht igno­rie­ren­des Schwei­gen gegen­über jed­we­der ein­ge­brach­ten Anre­gung – ins­be­son­de­re, wenn das The­ma „Ver­kehr“ ange­spro­chen ist. Dabei haben sich die deut­schen Bischö­fe dies­be­züg­lich „schon“ zu Ende des ver­gan­ge­nen Jahr­tau­sends für eine öko­lo­gisch ver­träg­li­che Mobi­li­tät aus­ge­spro­chen und die­sen Appell nicht zuletzt in Rich­tung der Orts­ge­mein­den adressiert.

    Doch auch Erz­bi­schof Schick – soweit vor­ste­hen­der Bei­trag den Sach­ver­halt kor­rekt wie­der­gibt – ist offen­sicht­lich gedank­lich gefan­gen: Fahr­ge­mein­schaf­ten und Elek­tro­mo­bi­li­tät (dem Kon­text nach zu urtei­len, mit dem Auto) spricht er an. Die Wahl des Ver­kehrs­mit­tels indes grund­sätz­lich zu hin­ter­fra­gen, der Umwelt­ver­bund, also die intel­li­gen­te Ver­net­zung von Gehen, Rad­fah­ren sowie Bahn- und Bus­be­nut­zung, scheint ihm kei­ne Opti­on zu sein.

    Aber rund die Hälf­te aller Auto­fahr­ten endet nach höch­stens 5, etwa 90 % nach 10 Kilo­me­tern, im Schnitt mit 1,1 Per­so­nen je Fahrt und einem durch­schnitt­li­chen Trans­port­gut­vo­lu­men im Umfang einer Akten­ta­sche – idea­le Ver­bin­dun­gen für das Fahr­rad oder die öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­tel, ggf. mit­ein­an­der kombiniert.

    Natür­lich kön­nen Sach­zwän­ge im Ein­zel­fall das Auto erfor­dern, machen (wis­sent­lich geschaf­fe­ne) Bedin­gun­gen vor Ort die Alter­na­ti­ve man­ches Mal zu einer unzu­mut­ba­ren Tor­tur. Doch erklärt das weder die Mas­se des Auto­ver­kehrs noch sind eben die­se Bedin­gun­gen für alle Zei­ten unab­än­der­bar. Es fehlt meist nur der poli­ti­sche Wil­le – und die Ein­sicht in die Ver­ant­wor­tung vor Gott und den Menschen.