Uni­ver­si­tät Bay­reuth: Preis­ge­krön­te Stu­die zum Ver­trau­ens­schutz in der Steuerverwaltung

Symbolbild Bildung

Dr. Juli­us Hel­bich erhielt für sei­ne juri­sti­sche Dis­ser­ta­ti­on an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth zwei renom­mier­te Wissenschaftspreise

Das Ver­trau­en, das der Bür­ger in die gel­ten­de Rechts­la­ge setzt, ist vom Staat zu schüt­zen – die­ser Grund­satz ist in Deutsch­land im Rechts­staats­prin­zip ver­an­kert und wirkt sich in allen Berei­chen der Gesetz­ge­bung und der Recht­spre­chung aus. Wie aber ver­hält es sich mit Ver­wal­tungs­vor­schrif­ten? Sie haben nicht den Sta­tus von Geset­zen, aber gleich­wohl erwar­tet der Bür­ger, dass er sich auf ihre Gel­tung ver­las­sen kann – ins­be­son­de­re dar­auf, dass sie nicht rück­wir­kend zu sei­nen Ungun­sten auf­ge­ho­ben oder geän­dert wer­den. Dies gilt nicht zuletzt auf dem Gebiet der steu­er­li­chen Ver­wal­tungs­vor­schrif­ten, die unmit­tel­ba­re Aus­wir­kun­gen auf die finan­zi­el­len Ver­hält­nis­se der Bür­ger haben kön­nen und in Deutsch­land beson­ders häu­fig geän­dert oder erwei­tert werden.

In der Finanz­ver­wal­tung hat sich daher eine leb­haf­te Pra­xis von Über­gangs­re­ge­lun­gen eta­bliert, um den Erwar­tun­gen der Bür­ger zu ent­spre­chen und ihnen auch in die­sem Bereich einen gewis­sen Ver­trau­ens­schutz zu gewäh­ren. Aller­dings wer­den die­se Rege­lun­gen häu­fig als unzu­rei­chend empfunden.

Mit die­ser Pro­ble­ma­tik befasst sich eine neue Stu­die von Dr. Juli­us Hel­bich, wis­sen­schaft­li­cher Mit­ar­bei­ter am Lehr­stuhl für Öffent­li­ches Recht und Wirt­schafts­recht an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth. In sei­ner Unter­su­chung „Ver­trau­ens­schutz in Ver­wal­tungs­vor­schrif­ten des Steu­er­rechts“ ana­ly­siert er Ursa­chen und Kon­se­quen­zen der Tat­sa­che, dass der Ver­trau­ens­schutz in Deutsch­land auf dem Gebiet der Steu­er­ver­wal­tungs­vor­schrif­ten nicht zufrie­den­stel­lend gere­gelt ist – weder in prak­ti­scher noch in rechts­wis­sen­schaft­li­cher Hin­sicht. Dar­über hin­aus zeigt er, wie eine Lösung des Pro­blems aus­se­hen könn­te, die mit dem Grund­ge­setz ver­ein­bar ist, den intui­ti­ven Erwar­tun­gen der Bür­ger ent­spricht und zugleich der öffent­li­chen Ver­wal­tung die nöti­gen Spiel­räu­me für die Ände­rung von Vor­schrif­ten belässt.

Dr. Juli­us Hel­bich ist für sei­ne Unter­su­chung, die von der Rechts- und Wirt­schafts­wis­sen­schaft­li­chen Fakul­tät der Uni­ver­si­tät Bay­reuth als Dis­ser­ta­ti­on ange­nom­men wur­de, vor kur­zem gleich zwei­fach aus­ge­zeich­net wor­den. Die Esche Schümann Com­mi­ch­au Stif­tung mit Sitz in Ham­burg hat ihm einen För­der­preis zuer­kannt. Die För­de­rung des juri­sti­schen und wirt­schafts­wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses in Deutsch­land ist ein Schwer­punkt die­ser renom­mier­ten Stif­tung. Zudem hat Dr. Juli­us Hel­bich den mit 5.000 Euro dotier­ten Preis der Bri­git­te Knob­be-Keuk Stif­tung für her­aus­ra­gen­de rechts­wis­sen­schaft­li­che Arbei­ten auf dem Gebiet des Steu­er­rechts erhal­ten. Stif­tung und Preis sind nach der Bon­ner Juri­stin Prof. Dr. Bri­git­te Knob­be-Keuk benannt, die sich mit weg­wei­sen­den Arbei­ten zum euro­päi­schen Steu­er­recht inter­na­tio­nal einen Namen gemacht hat.

Zur Per­son:
Dr. Juli­us Hel­bich, Dipl.-Finanzwirt (FH) wur­de 1983 in Wil­helms­ha­ven gebo­ren. Nach dem Abitur absol­vier­te er eine Aus­bil­dung für den geho­be­nen Dienst in der Steu­er­ver­wal­tung des Lan­des Baden-Würt­tem­berg, anschlie­ßend stu­dier­te er Rechts­wis­sen­schaf­ten an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth mit Schwer­punkt im Unter­neh­mens- und Steu­er­recht. Seit 2011 ist er
wis­sen­schaft­li­cher Mit­ar­bei­ter am Lehr­stuhl für Öffent­li­ches Recht und Wirt­schafts­recht an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth bei Prof. Dr. Mar­kus Möstl.

Ver­öf­fent­li­chung:
Juli­us Hel­bich, Ver­trau­ens­schutz in Ver­wal­tungs­vor­schrif­ten des Steuerrechts.
Ber­lin 2015 (Dun­cker & Hum­blot), im Druck.