Neue Män­ner­tracht der Frän­ki­schen Schweiz!

Links die „junge Version“ getragen von Florian Postatny, dem Bruder der Schneiderin. Rechts die festliche erneuerte Männertracht, getragen von Roland Rosenbauer, dem Ehemann von Dagmar Rosenbauer.

Links die „jun­ge Ver­si­on“ getra­gen von Flo­ri­an Postat­ny, dem Bru­der der Schnei­de­rin. Rechts die fest­li­che erneu­er­te Män­ner­tracht, getra­gen von Roland Rosen­bau­er, dem Ehe­mann von Dag­mar Rosenbauer.

Juhuu, klas­se, end­lich ist es geschafft. Die Män­ner der Frän­ki­schen Schweiz haben end­lich, nach vie­len Jah­ren ohne, auch (wie­der) eine Tracht. Sie wur­de in Frens­dorf anläss­lich des gro­ßen Trach­ten­mark­tes der Öffent­lich­keit präsentiert.

Vie­le Jah­re lang konn­te die Män­ner nur nei­disch hin­se­hen, wenn sich ihre Frau­en in hüb­sche Tracht klei­de­ten. Es gab schlicht kei­nen Schnei­der, der das für die Män­ner machen konn­te. Die Schnit­te mit allem drum und dran waren seit lan­gem bekannt in der Sze­ne. Über­all, rings um die „Frän­ki­sche“ her­um wur­den daher histo­ri­sche Män­ner­trach­ten erneu­ert und geschnei­dert, nur hier im bekann­ten „Kern­land der Tracht“ (Ori­gi­nal­zi­tat. Dr. Bir­git Jau­er­nig, die Trach­ten­be­auf­trag­te des Bezirks Ober­fran­ken) war tote Hose, im wahr­sten Sin­ne des Wortes.

Rosalie Postatny (links) zeigt anhand einer Tracht aus dem Forchheimer Land die wichtigsten Merkmale einheimischer Tracht

Rosa­lie Postat­ny (links) zeigt anhand einer Tracht aus dem Forch­hei­mer Land die wich­tig­sten Merk­ma­le ein­hei­mi­scher Tracht

Damit ist es nun end­lich vor­bei – Dank einer jun­gen Frau, die sich der Her­ren und ihrer Tracht annahm. Die Schnei­der­mei­ste­rin heißt Rosa­lie Postat­ny. Sie stammt aus Egloff­stein, wohnt und arbei­tet aber in Nürn­berg. Ihr Kon­takt in Sachen Tracht in die Hei­mat ist Dag­mar Rosen­bau­er, die bekann­te Trach­ten­frau aus Kun­reuth. Mit ihr zusam­men und einem Netz­werk an wei­te­ren Fach­leu­ten küm­mert sie sich um alle Fra­gen rund um die erneu­er­te Män­ner­tracht, die sch wie bei den Frau­en auch, an histo­ri­schen Vor­bil­dern orientiert.

Schaufelhut: Gut zu erkennen, dass hier zwei Schnüre aus dem Schaufelhut einen Dreispitz machen können

Schau­fel­hut: Gut zu erken­nen, dass hier zwei Schnü­re aus dem Schau­fel­hut einen Drei­spitz machen können

Fan­gen wir mit dem Kopf an: dort­hin gehört bei den Män­nern, je nach Geld­beu­tel und Geschmack, ein schwar­zer „Schau­fel­hut“, der als Regen­schirm­er­satz zu einem Drei­spitz­hut umfunk­tio­niert wer­den kann, anson­sten vor­ne aber eine brei­te und aus­la­den­de Krem­pe hat. Man kann auch eine Fell­müt­ze, mit einem Fell von einem Mar­der, auf­set­zen. Schaut ein biss­chen nach rus­si­scher Mode aus, ist aber bei uns als histo­risch kor­rekt, vor allem im Forch­hei­mer Raum, nach­ge­wie­sen. Im Land­kreis Bay­reuth war mehr der Schau­fel­hut in Gebrauch, wie auf alten Bil­dern zu sehen ist. Das Hemd ist weiß mit Steh­kra­gen, der von einer dunk­len, meist schwar­zen Schlei­fe aus Samt oder Baum­wol­le über­deckt wird. Zum wei­ßen Hemd gehört eine Weste in Fran­ken­rot oder in dunk­lem Grün, deren Knopf­lö­cher mit gol­de­nen Fäden gestickt sind. Hier allein bei den Knöp­fen geben Puri­sten bis zu 100 Euro pro Knopf aus, weiß Walt­her Appelt, ein Män­ner­trach­ten­ken­ner zu berich­ten: ein Sta­tus­sym­bol, das nur noch von der gol­de­nen Taschen­uhr oder hoch­gra­dig gestick­ten Hosen­trä­gern über­trof­fen wer­den kann.

Mannertracht-junge: so könnte ein junger Bube die Männertracht tragen

Man­ner­tracht-jun­ge: so könn­te ein jun­ger Bube die Män­ner­tracht tragen

Als Hose trägt “Mann“ heut­zu­ta­ge „Pan­ta­lon“. Eine beque­me Stoff­ho­se mit einem Latz vor­ne wie bei einer Leder­ho­se – die man übri­gens in Hirsch­le­der gear­bei­tet – auch als Trach­ten­ho­se tra­gen kann. Die Strümp­fe sieht man bei der Hose und den Schnal­len­schu­hen nicht, daher liegt das Augen­merk auf der dunk­len, kur­zen Jacke, die man im Win­ter über den Wamst trägt. Es gibt auch eine „Jun­ger-Mann-Vari­an­te“, die getrost zur Kirch­weih im Dorf oder beim Okto­ber­fest getra­gen wer­den kann, ohne anti­quiert zu wir­ken ver­si­chert die Schnei­der­mei­ste­rin: eine rote Weste mit gol­de­nen Knopf­lö­chern auf wei­ßen Hemd, dazu eine klas­si­sche Jeans­ho­se. Wich­tig dabei ist der Schnitt. Der soll kein Ober­bay­ern-Repli­kat sein und kei­ne Fan­ta­sie­uni­form, son­dern histo­risch kor­rekt und damit geo­gra­fisch zuord­nend, sagt Postatny.

Fellmütze: die Fellmütze erinnert ein bisschen an russische Mützen - sie sind aber hier, vor allem im Forchheimer Land historisch korrekt nachgewiesen.

Fell­müt­ze: die Fell­müt­ze erin­nert ein biss­chen an rus­si­sche Müt­zen – sie sind aber hier, vor allem im Forch­hei­mer Land histo­risch kor­rekt nachgewiesen.

Wie ein­gangs erwähnt, benö­tigt man ein Netz­werk an Fach­leu­ten, um den Mann kom­plett in Tracht ein­zu­klei­den – was ja auch not­wen­dig ist, nach der lan­gen Zeit der modi­schen Absti­nenz. Daher soll das so ablau­fen, dass „Mann“ sich bei Dag­mar Rosen­bau­er in Kun­reuth einen Ter­min geben lässt, an dem er und die Schnei­de­rin aus Nürn­berg sich tref­fen. Dort, in dem klei­nen Trach­ten­la­den wer­den die pas­sen­den Stof­fe aus­ge­sucht, die Schnit­te bespro­chen, das Mate­ri­al, alles was man eben braucht. Das Schnei­dern erle­digt dann Rosa­lie Postat­ny in ihrer Werk­statt in Nürn­berg, die Schu­he kom­men von einem Fach­mann, eine etwa­ige Leder­ho­se vom Kirsch­ner und der Hut kommt aus der Rhön.

Nor­ma­ler­wei­se, so Dag­mar Rosen­bau­er, nimmt man Fach­leu­te aus der Regi­on. Wenn es aber bestimm­te Hand­wer­ke wie den Hut­ma­cher hier nicht mehr gibt, muss man grö­ße­re Krei­se zie­hen. Die „Tracht­ler“ in Fran­ken ken­nen sich unter­ein­an­der von dem Märk­ten in Frens­dorf und Gre­ding und wis­sen daher was wer wie machen kann. So ent­steht ein „Gesamt­kunst­werk“, das von weni­ge hun­dert Euro bis zu eini­gen Tau­send kosten kann; je nach Inten­ti­on und Geld­beu­tel. So war das frü­her auch schon. Mari­an­ne Bogner, die Frau­en­trach­ten­schnei­de­rin des Frän­ki­sche Schweiz- Ver­ein begrüßt den „Neu­start“ der Män­ner­trach­ten­mo­de. Sie betei­lig­te sich eben­falls jah­re­lang an der Suche nach einem Män­ner­trach­ten­schnei­der und freut sich dar­über, end­lich den Nach­wuchs auch hier ein­bin­den zu können.

Info: Dag­mar Rosen­bau­er wohnt in der Forch­hei­mer Stra­ße in Kun­reuth und ist tele­fo­nisch unter 09199–8952 erreich­bar. Rosa­lie Postat­ny wohnt in Nürn­berg in der Johan­nis­stra­ße 9 und ist unter 0911–93280752 erreichbar.

Rein­hard Löwisch