Frän­ki­sche Schweiz-Muse­um: Kriegs­en­de in der Frän­ki­schen Schweiz vor 70 Jahren

Symbolbild Bildung
Ganze Schulklassen aus Hamburg waren jahrelang über die Kinderlandverschickung in die Fränkische Schweiz evakuiert - weit weg von ihren Eltern. In Lagertagebüchern hielten sie in Wort und Bild ihre Erlebnisse fest. Trotz kaltem Wetter und dürftiger Ausstattung mussten sie die Nächte vor dem Einmarsch der Amerikaner frierend in Höhlen verbringen. - Repro aus dem Originallagerbuch der Schule Am Lärchenfeld Hamburg.

Gan­ze Schul­klas­sen aus Ham­burg waren jah­re­lang über die Kin­der­land­ver­schickung in die Frän­ki­sche Schweiz eva­ku­iert – weit weg von ihren Eltern. In Lager­ta­ge­bü­chern hiel­ten sie in Wort und Bild ihre Erleb­nis­se fest. Trotz kal­tem Wet­ter und dürf­ti­ger Aus­stat­tung muss­ten sie die Näch­te vor dem Ein­marsch der Ame­ri­ka­ner frie­rend in Höh­len ver­brin­gen. – Repro aus dem Ori­gi­nal­la­ger­buch der Schu­le Am Lär­chen­feld Hamburg.

Fana­ti­sche Taten – Gespann­te Erwar­tung vor dem Unbekannten

Seit 70 Jah­ren herrscht nach lan­gen Jah­ren des Krie­ges und der Ent­beh­run­gen Frie­de in Mit­tel­eu­ro­pa. Das Frän­ki­sche Schweiz-Muse­um nimmt sich daher heu­er des Lebens um das Jahr 1945 als The­ma an.

Am Frei­tag, 13. April 1945, herrsch­te bei der Bevöl­ke­rung der Frän­ki­schen Schweiz gro­ße Unsi­cher­heit: Ame­ri­ka­ni­sche Kampf­ein­hei­ten stan­den bereits bei Bam­berg. Auf dem Weg nach Nürn­berg und zur „famo­sen“ Reichs­au­to­bahn bei Trockau muss­ten die US-Ein­hei­ten die Frän­ki­sche Schweiz durch­que­ren. Gehäuf­te Tief­flie­ger­an­grif­fe von P‑51 Jagd­bom­bern eini­ge Tage vor­her hat­ten die Men­schen ver­äng­stigt und ver­stört. Vor allem der schwe­re Angriff vom 9. April auf Eber­mann­stadt setz­te ihnen zu: Scheu­nen brann­ten, Pfer­de star­ben, LKWs stan­den in Flam­men. Hohe Par­tei­füh­rer hat­ten sich zudem zwi­schen­zeit­lich bereits abge­setzt. Den­noch errich­te­ten Fana­ti­ker auf deut­scher Sei­te eilig in der zwei­ten April­wo­che noch dil­le­tan­tisch Pan­zer­sper­ren. Letzt­end­lich wur­den die­se Arbei­ten am 13. und 14. April abgebrochen.

Ruhe vor dem Sturm

Durch die Wäl­der der Regi­on streif­ten zahl­lo­se abge­kämpf­te und des­il­lu­sio­nier­te Sol­da­ten, die sich ihrer Waf­fen und Uni­for­men ent­le­digt hat­ten sowie eini­ge weni­ge ver­spreng­te Uni­for­mier­te. Ein jun­ger Leut­nant stand in Unter­lein­lei­ter einem Sam­mel­la­ger vor. Er soll­te aus ver­spreng­ten Sol­da­ten eine Ver­tei­di­gungs­trup­pe bil­den. Noch am Frei­tag, den 13. April erschoss er als Abschreckungs­maß­nah­me wegen „Feig­heit vor dem Feind“ einen älte­ren Gefrei­ten stand­recht­lich im Gar­ten einer Gast­wirt­schaft vor den Augen der Bewoh­ner, auch der der Kin­der. Bereits am Vor­mit­tag des näch­sten Tages, des 14. Aprils, einem Sams­tag, löste sich das Lager auf, und die Sol­da­ten zogen sich über Gas­sel­dorf zurück. Bereits am Nach­mit­tag nah­men die Ame­ri­ka­ner den Ort ein. – Der Vor­fall in Unter­lein­lei­ter war aber nicht die letz­te stand­recht­li­che Erschie­ßung in der Umgebung.

Hef­ti­ge Gegen­wehr bei Ebermannstadt

Am Nach­mit­tag des 14. April stie­ßen alli­ier­te Pan­zer durch Unter­lein­lei­ter nach Gas­sel­dorf vor. Am frü­hen Sams­tag­abend ent­wickel­te sich ein hef­ti­ges Feu­er­ge­fecht zwi­schen den Pan­zern und einer Geschütz­stel­lung am öst­li­chen Orts­rand von Eber­mann­stadt. Mehr als 20 Sol­da­ten auf bei­den Sei­ten ver­lo­ren an die­sem Abend, des 14. April 1945, im Wie­sent­tal ihr Leben.

Am glei­chen Tag befrei­ten Sol­da­ten der 14th Armored Divi­si­on in Creu­ßen 600 Zwangs­ar­bei­ter und nah­men eini­ge hoch­ran­gi­ge Nazis fest, bevor sie nach Peg­nitz vor­stie­ßen. Eiligst errich­te­ten die Ame­ri­ka­ner ein Gefäng­nis­are­al für bis zu 1500 Kriegs­ge­fan­ge­ne, um die immer grö­ßer wer­den­de Zahl deut­scher Sol­da­ten, die sich erga­ben, unter­brin­gen zu können.

Ab 19. Juni Aus­stel­lung in Tüchersfeld

Anläss­lich der Befrei­ung vor 70 Jah­ren wid­met das Frän­ki­sche Schweiz-Muse­um sei­ne gro­ße Som­mer­aus­stel­lung der Situ­ti­on in der Frän­ki­schen Schweiz in den Kriegs­jah­ren, bei der Befrei­ung und dem schwie­ri­gen Neu­an­fang danach. „Fürch­ten, Ban­gen, Hof­fen. Leben auf dem Land um 1945“ beschreibt die wid­ri­gen Lebens­um­stän­de, die Sor­gen und Nöte der Men­schen in der Frän­ki­schen Schweiz, der vie­len Flücht­lin­ge und Ver­trie­be­nen, die hier Obdach gefun­den haben und am Ende einen gro­ßen Bei­trag zur wirt­schaft­li­chen Erho­lung der Regi­on leisteten.

Die Aus­stel­lung ist vom 19. Juni bis zum 8. Novem­ber zu sehen.