Sonn­tags­ge­dan­ken: Gedan­ken zur evan­ge­li­schen Konfirmation

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Als Mark Twa­in noch Redak­teur einer Zei­tung war, erhielt er den Kla­ge­brief eines Sieb­zehn­jäh­ri­gen: „Ich ver­ste­he mich mit mei­nem Vater nicht mehr, jeden Tag ist Streit. Er ist so rück­stän­dig, hat kei­nen Sinn für moder­ne Ideen. Was soll ich nur machen? Ich lau­fe aus dem Haus!“ Mark Twa­in ant­wor­te­te mit fei­nem Humor: „Jun­ger Freund, ich kann Sie gut ver­ste­hen. Als ich 17 Jah­re alt war, war mein Vater genau­so unge­bil­det. Es war kein Aus­hal­ten. Aber haben Sie Geduld mit so alten Leu­ten, sie ent­wickeln sich lang­sa­mer. Nach 10 Jah­ren, als ich 27 war, hat­te er soviel zuge­lernt, dass man sich schon ganz ver­nünf­tig mit ihm unter­hal­ten konn­te. … Heu­te, wo ich 37 bin, ob Sie es glau­ben oder nicht, wenn ich kei­nen Rat weiß, dann fra­ge ich mei­nen alten Vater. So kön­nen die sich ändern.“

Ich den­ke, in den letz­ten 100 Jah­ren hat sich der Kon­flikt zwi­schen Eltern und Kin­dern noch ver­schärft: Jugend­li­che ver­lan­gen mehr Kon­sum­gü­ter, mehr per­sön­li­che Frei­heit als frü­her. Die Erwach­se­nen müs­sen sich mehr als frü­her um ihre Spröss­lin­ge sor­gen, müs­sen fürch­ten, sie könn­ten in schlech­te Gesell­schaft gera­ten, nachts auf der Heim­fahrt von einer (be)rauschenden Par­ty ver­un­glücken oder Dro­gen neh­men; und schließ­lich das lei­di­ge The­ma Schu­le und Part­ner­schaft. Der lang­sa­me Ablö­se­pro­zess erzeugt not­wen­di­ger­wei­se Kon­flik­te, Miss­ver­ständ­nis­se und Ver­let­zun­gen. Bei­de Sei­ten, Eltern wie Her­an­wach­sen­de, soll­ten gera­de in die­ser Pha­se viel Zeit mit­ein­an­der ver­brin­gen, ehr­lich, recht­zei­tig, ver­nünf­tig, ver­ständ­nis­voll mit­ein­an­der reden.

In die­se pro­ble­ma­ti­sche Pha­se fällt die evan­ge­li­sche Kon­fir­ma­ti­on, die meist am Palm­sonn­tag oder am Sonn­tag nach Ostern gefei­ert wird. Frü­her schloss sie die Jugend ab und erklär­te den Kon­fir­mier­ten zum Erwach­se­nen. Doch mit 14 haben die jun­gen Men­schen noch viel vor sich, kön­nen wohl auch kein ver­bind­li­ches Ja zu Chri­stus spre­chen. Der Kon­fir­man­den­un­ter­richt soll sie auf ihrem mühe­vol­len tur­bu­len­ten Weg ein Stück beglei­ten, soll sie auf neue Wei­se in Berüh­rung brin­gen mit dem Evan­ge­li­um, der kon­kre­ten Gemein­de. Die Her­an­wach­sen­den sol­len spü­ren, dass sie der orga­ni­sier­ten Kir­che und ihren Mit­ar­bei­tern wich­tig sind. Die­ser Unter­richt ist in den letz­ten Jah­ren viel bun­ter und lebens­na­her gewor­den, doch auch hier gibt es manch­mal Aus­ein­an­der­set­zun­gen. Mögen die Kon­fir­man­den den Rat des us-ame­ri­ka­ni­schen Jugend­buch­au­tors und Sati­ri­kers Mark Twa­in auch im Ver­hält­nis zu ihrem Pfar­rer beher­zi­gen. Ich jeden­falls den­ke gern an mei­ne eige­ne Kon­fir­man­den­zeit zurück.

Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de

Infos zu Chri­sti­an Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/​Aisch
  • Stu­di­um der evang. Theo­lo­gie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vika­ri­at in Schorn­weiss­ach-Vesten­bergs­greuth 1993 – 1996
  • Pro­mo­ti­on zum Dr. theol. 1995
  • Ordi­na­ti­on zum ev. Pfar­rer 1996
  • Dienst in Nürnberg/​St. Johan­nis 1996 – 1999
  • seit­her in Neustadt/​Aisch
  • blind