Mela­nie Huml for­dert Kor­rek­tu­ren am Bundespräventionsgesetz

Bay­erns Gesund­heits­mi­ni­ste­rin: Poten­ti­al der Kur­or­te und Heil­bä­der stär­ker nutzen

Bay­erns Gesund­heits­mi­ni­ste­rin Mela­nie Huml for­dert Kor­rek­tu­ren am Ent­wurf des Bun­des­prä­ven­ti­ons­ge­set­zes. Huml beton­te am Sams­tag anläss­lich der Eröff­nung der 5. Gesund­heits­mes­se Bay­reuth in Bind­lach: „Es ist zwar ein rich­ti­ges Ziel, die Prä­ven­ti­on etwa in Schu­len und Betrie­ben zu stär­ken. Aber es gibt aus baye­ri­scher Sicht noch Ver­bes­se­rungs­be­darf beim der­zei­ti­gen Geset­zes­ent­wurf. So darf den Kran­ken­kas­sen nicht die allei­ni­ge Last im Prä­ven­ti­ons­be­reich auf­ge­bür­det werden.“

Huml füg­te hin­zu: „Gesund­heits­för­de­rung und Prä­ven­ti­on sind gesamt­ge­sell­schaft­li­che Auf­ga­ben. Daher müs­sen alle Sozi­al­ver­si­che­rungs­trä­ger und auch der Staat betei­ligt wer­den. Wich­tig ist zudem, das Poten­ti­al der Kur­or­te und Heil­bä­der stär­ker zu nut­zen. Bay­ern wird nicht locker las­sen, son­dern sich wei­ter für die­se Zie­le einsetzen.“

Die Mini­ste­rin unter­strich fer­ner: „Gera­de in einer älter wer­den­den Gesell­schaft sind aus­rei­chend Ange­bo­te zur Gesund­heits­för­de­rung und Prä­ven­ti­on enorm wich­tig. Unser Ziel ist es des­halb, die Gesund­heit und damit auch die Lebens­qua­li­tät im Alter so gut wie mög­lich zu erhal­ten. Des­halb för­dert Bay­ern im Rah­men der Gesund­heits­in­itia­ti­ve ‚Gesund​.Leben​.Bay​ern‘ zahl­rei­che Modell­pro­jek­te mit jähr­lich über drei Mil­lio­nen Euro.“

Huml ver­wies dar­auf, dass der­zeit ein Baye­ri­scher Prä­ven­ti­ons­plan erar­bei­tet wird. Sie beton­te: „Für die Baye­ri­sche Staats­re­gie­rung sind Gesund­heits­för­de­rung und Prä­ven­ti­on Her­zens­an­lie­gen. Volks­krank­hei­ten kann durch geeig­ne­te Maß­nah­men wirk­sam vor­ge­beugt werden.“
Die Mini­ste­rin erläu­ter­te: „Ein bereits bewähr­ter Bau­stein des Prä­ven­ti­ons­plans ist unse­re jähr­li­che Schwer­punkt­kam­pa­gne. In die­sem Jahr geht es dabei um die Kin­der­ge­sund­heit. Ziel ist es, mög­lichst früh die Wei­chen für ein gesun­des Leben zu stel­len. Wir wol­len Kin­der, Jugend­li­che, deren Fami­li­en und das wei­te­re Umfeld zu einer gesund­heits­för­der­li­chen Lebens­wei­se motivieren.“

Zum Auf­takt der dies­jäh­ri­gen Kam­pa­gne wird das Baye­ri­sche Gesund­heits­mi­ni­ste­ri­um Mit­te Juni einen baye­ri­schen Kin­der­ge­sund­heits­be­richt ver­öf­fent­li­chen. Dar­über hin­aus ist ein Kin­der­ge­sund­heits­fo­rum mit viel­fäl­ti­gen Fach­vor­trä­gen und Dis­kus­sio­nen geplant.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen: http://​www​.stmgp​.bay​ern​.de/​a​u​f​k​l​a​e​r​u​n​g​_​v​o​r​b​e​u​g​u​n​g​/​i​n​d​e​x​.​htm

1 Antwort

  1. Ferenc sagt:

    “Gesund­heits­för­de­rung und Prä­ven­ti­on sind gesamt­ge­sell­schaft­li­che Auf­ga­ben. Daher müs­sen alle Sozi­al­ver­si­che­rungs­trä­ger und auch der Staat betei­ligt wer­den. … Gera­de in einer älter wer­den­den Gesell­schaft sind aus­rei­chend Ange­bo­te zur Gesund­heits­för­de­rung und Prä­ven­ti­on enorm wich­tig“, betont die Mini­ste­rin zu Recht.

    War­um aber steht nicht auch das Ver­hal­ten im All­tag im Mit­tel­punkt der Betrach­tung. Da bedarf es kei­ner mil­lio­nen­schwe­ren Pro­gram­me. Es genügt, regel­mä­ßig und unter Anfüh­rung posi­ti­ver Vor­bil­der auf gesund­heits­be­wuß­tes Ver­hal­ten hin­zu­wei­sen und ent­spre­chen­de Emp­feh­lun­gen zu formulieren.

    Ein aus­ge­zeich­ne­tes Bei­spiel ist die Mobi­li­tät. Statt jeden Meter mit dem Auto zurück­zu­le­gen (und viel­leicht zusätz­lich Geld ins Fit­neß­stu­dio zu tra­gen), könn­ten vie­le ihre nor­ma­len All­tags­we­ge zu Fuß oder mit dem Fahr­rad bewäl­ti­gen. Selbst Bahn und Bus erfor­dern zwi­schen Start / Ziel und Hal­te­punkt eige­ne Bewegung.

    Sicher ver­fü­gen die Kran­ken­kas­sen über aus­rei­chend krea­ti­ve Köp­fe, die ent­spre­chen­de kosten­gün­sti­ge Auf­klä­rungs- und För­der­pro­gram­me ent­wickeln kön­nen (und sol­len). Schließ­lich ist fast die Hälf­te aller Auto­fahr­ten kür­zer als 5 km, rund 90 % enden nach höch­stens 10 km. Das durch­schnitt­li­che Trans­port­vo­lu­men ent­spricht etwa einer Aktentasche.

    Mobi­li­täts­ver­hal­ten wird schon früh geprägt. Andern­orts, in Deutsch­land wie im euro­päi­schen Aus­land, gibt es erfolg­rei­che bzw. ‑ver­spre­chen­de Pro­jek­te, schon im Kin­der­gar­ten- und Grund­schul­al­ter das Ver­kehrs­mit­tel Fahr­rad zu ver­an­kern. Daß dies im Ein­zel­fall an die ört­li­chen Gege­ben­hei­ten ange­paßt wer­den muß, daß zumin­dest in der Anfangs­zeit eine Beglei­tung durch (rad)verkehrserfahrene Erwach­se­ne ange­bracht ist, ver­steht sich von selbst.

    In Bam­berg, in Ober­fran­ken, im Frei­staat Bay­ern hin­ge­gen ver­har­ren die zustän­di­gen Behör­den auf ver­al­te­ten Rezep­ten, ver­su­chen, die Kin­der vom Rad­fah­ren abzu­hal­ten – teils durch unzu­läs­si­ge Ver­bo­te, teils mit­tels „drin­gen­der Emp­feh­lun­gen“, über die Eltern sich um des lie­ben Frie­dens wil­len nur ungern hinwegsetzen.

    Nach der rea­li­täts­fer­nen „Fahr­rad­prü­fung“ im vier­ten Schul­jahr, absol­viert nach eben­so rea­li­täts­fer­ner Schu­lung, wer­den die Kin­der dann auf die Stra­ße ent­las­sen – ver­meint­lich, so kommt es jeden­falls oft her­über, jetzt ver­kehrs­tüch­tig. Die Unfall­zah­len stei­gen rapi­de an. Schließ­lich fehlt die Pra­xis­er­fah­rung meh­re­rer Jah­re – und damit die Fähig­keit, Risi­ken und eige­nes Kön­nen rich­tig einzuschätzen.

    Fol­ge­rich­tig erscheint das Fahr­rad nicht mehr attrak­tiv, weil gefähr­lich. Zudem ist oft längst die Prä­gung aufs Eltern­ta­xi erfolgt, gesund­heits­schä­di­gen­des Mobi­li­täts­ver­hal­ten fest verankert.

    Ob Schul­ver­wal­tungs­amt, Bezirks­re­gie­rung, Kul­tus­mi­ni­ste­ri­um oder Poli­zei – gegen die Kennt­nis­nah­me der ein­schlä­gi­gen Fak­ten sind sie alle offen­kun­dig immun. Dabei stellt selbst die Bun­des­re­gie­rung in ihrem Natio­na­len Rad­ver­kehrs­plan fest: Es sei wenig hilf­reich, wenn Grund­schü­lern der Schul­weg mit dem Fahr­rad rund­her­aus unter­sagt wer­de, da nur regel­mä­ßi­ge Fahr­pra­xis zu ver­kehrs­si­che­rem Ver­hal­ten füh­re – for­mu­liert unter einem (frü­he­ren) Ver­kehrs­mi­ni­ster, der der CSU angehört.

    Natür­lich darf bei all dem nicht über­se­hen wer­den: Hin­sicht­lich der Ver­kehrs­ge­stal­tung haben die Behör­den sehr viel Nach­hol­be­darf. Offen­kun­dig haben die Ver­ant­wort­li­chen nie etwas ande­res gelernt als mög­lichst effek­tiv Auto­ver­kehr zu bewäl­ti­gen. Und so gera­ten selbst recht­li­che Vor­ga­ben, vom Fach­wis­sen ganz zu schwei­gen, für eine siche­re Gestal­tung des Fuß- und Rad­ver­kehrs häu­fig unter die Räder – im wahr­sten Sin­ne des Wor­tes. Und lei­der neh­men die zustän­di­gen Auf­sichts­be­hör­den – bis hin zum Innen­mi­ni­ste­ri­um – ihre dies­be­züg­li­chen Pflich­ten nicht wahr.