IHK Bay­reuth: „Von Kri­se kei­ne Spur“

Trotz guter Stim­mung warnt die IHK vor zuneh­men­dem Kostendruck

Die ober­frän­ki­sche Wirt­schaft star­tet zum Jahresanfang 2015 merk­lich durch, so die Ergeb­nis­se der Kon­junk­tur­be­fra­gung der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth. Dabei bleibt die Ein­schät­zung der aktu­el­len Geschäftslage auf unge­bro­chen hohem Niveau, gleich­zei­tig steigt die Geschäfts­er­war­tung wie­der an. Der IHK-Kon­junk­tur­kli­ma­in­dex klet­tert von 118 auf 121 Punk­te. „Dank ihres guten Bran­chen­mixes hat sich die ober­frän­ki­sche Wirt­schaft bereits im Herbst robu­ster als die Unter­neh­men im Bun­des­trend gezeigt“, so IHK-Prä­si­dent Heri­bert Trunk in einer ersten Ein­schät­zung der Kon­junk­tur­er­geb­nis­se. „Die gute Stim­mung darf aber nicht dar­über hin­weg­täu­schen, dass unse­re Unter­neh­men unter einem zuneh­men­den Kosten­druck lei­den, gera­de bei den Per­so­nal­ko­sten“, so Trunk. „Schwächt sich die Kon­junk­tur ab, kön­nen die­se Kosten zu einer schwe­ren Bür­de werden.“

Ober­fran­kens Unter­neh­men beur­tei­len die aktu­el­le Geschäfts­la­ge unge­bro­chen opti­mi­stisch. 45 Pro­zent der befrag­ten Betrie­be schät­zen die Kon­junk­tur­la­ge als gut ein, 44 Pro­zent als befrie­di­gend. Beson­ders zufrie­den sind die Unter­neh­men im Dienst­lei­stungs­sek­tor, der Indu­strie und der Tou­ris­mus­bran­che. „Dank der gestie­ge­nen Kon­sum­lau­ne und eines posi­ti­ven Weih­nachts­ge­schäfts konn­te sich der Ein­zel­han­del leicht erho­len“, so Trunk. „Die struk­tu­rel­len Pro­ble­me die­ser Bran­che sind des­halb jedoch noch nicht über­wun­den. Der sta­tio­nä­re Ein­zel­han­del bleibt wei­ter­hin unter Druck“, warnt der IHK-Prä­si­dent. Die Bau­bran­che ist in ihrer Bewer­tung der Lage sai­son­üb­lich zurückhaltend.

Kon­stan­tes Auf­trags­vo­lu­men – Russ­land­ex­por­te bre­chen wei­ter ein

Das Auf­trags­vo­lu­men zeigt sich ins­ge­samt kon­stant mit leicht stei­gen­der Ten­denz. Rund drei Vier­tel der Unternehmen konn­ten in den ver­gan­ge­nen sechs Mona­ten Zuwäch­se oder gleich blei­ben­de Volu­mi­na ver­zeich­nen, sowohl im In- als auch im Aus­land. Das Auf­trags­vo­lu­men auf den Aus­lands­märk­ten ist aller­dings nicht mehr so stark gestie­gen, wie noch im Herbst 2014.

Kon­stan­te Zuwäch­se konn­ten auf den euro­päi­schen und den nord­ame­ri­ka­ni­schen Märk­ten erzielt wer­den. Mit Sor­ge ver­folgt der IHK-Prä­si­dent jedoch die Geschäfts­ent­wick­lung mit dem Osten. „Die Geschäf­te mit Russ­land und den ehe­ma­li­gen GUS-Staa­ten gehen wei­ter­hin deut­lich zurück und zwar noch stär­ker als im Okto­ber ver­gan­ge­nen Jah­res“, so Trunk. Eine poli­ti­sche Lösung des Ukrai­ne-Kon­flik­tes und die Erho­lung der Wirtschaftsbeziehungen mit Russ­land sei­en des­halb umso drän­gen­der. „Die aktu­el­le Situa­ti­on darf nicht zu einem dau­er­haf­ten Wachs­tums­hemm­nis für die oberfränkische Wirt­schaft füh­ren“, warnt Trunk. „Die Wett­be­werbs­fä­hig­keit unse­res Wirt­schafts­stand­orts steht hier auf dem Spiel.“

Erwar­tun­gen zie­hen wie­der an

Laut IHK-Kon­junk­tur­be­fra­gung pla­nen die Unter­neh­men wie­der opti­mi­sti­scher für die Zukunft. Ins­ge­samt gehen 24 Pro­zent der befrag­ten Unter­neh­men von einer bes­se­ren Geschäfts­la­ge in den kom­men­den 12 Mona­ten aus, nur 14 Pro­zent kal­ku­lie­ren hin­ge­gen mit einer schlechteren Ent­wick­lung. Beson­ders posi­tiv schät­zen die Tou­ris­mus­bran­che, die Indu­strie und der Groß­han­del die wei­te­re Ent­wick­lung ein. Deut­lich zurück­hal­ten­der ist die Ver­kehrs- und Logi­stik­bran­che. Hier kämen laut Wolf­ram Brehm, Stv. IHK-Haupt­ge­schäfts­füh­rer, meh­re­re Ein­fluss­fak­to­ren zum Tra­gen. „Nicht nur eine sin­ken­de Aus­la­stung, son­dern auch stei­gen­de Per­so­nal­ko­sten drücken die Erwar­tun­gen“, so Brehm.

Gro­ße Erwar­tun­gen für das Auslandsgeschäft

Trotz ein­bre­chen­den Russ­land­ge­schäfts äußern die befrag­ten Unter­neh­mer opti­mi­sti­sche Erwar­tun­gen für den Aus­lands­markt. Ins­ge­samt stu­fen sie die künf­ti­ge Ent­wick­lung des Auf­trags­vo­lu­mens posi­tiv ein. So rech­nen 30 Pro­zent der befrag­ten Betriebe mit stei­gen­den und 9 Pro­zent mit sin­ken­den Volu­mi­na auf den Aus­lands­märk­ten. Für den Inlands­markt pro­gno­sti­zie­ren dage­gen 29 Pro­zent der Befrag­ten eine stei­gen­de Ent­wick­lung und ledig­lich 16 Pro­zent eine sinkende.

Takt­ge­ber auf den Aus­lands­märk­ten ist laut IHK-Prä­si­dent die erwar­te­te Ent­wick­lung inner­halb der EU. Trunk: „Ein­zel­ne von der Wäh­rungs­kri­se betrof­fe­ne Län­der erho­len sich wirt­schaft­lich zuse­hends. Zudem gibt es gute Wachstumsprognosen in diver­sen ost­eu­ro­päi­schen Mit­glied­staa­ten.“ Den Exportmärkten in Asi­en und Nord­ame­ri­ka wer­de zudem wei­ter­hin gro­ßes Poten­zi­al bei­gemes­sen. Für das Export­ge­schäft mit Russ­land und den ehe­ma­li­gen GUS-Staa­ten erhof­fen sich die befrag­ten Unter­neh­men zumin­dest einen gerin­ge­ren Rückgang als zuletzt. „Eine Trend­wen­de ist hier jedoch noch in wei­ter Fer­ne“, so Trunk.

Inve­sti­tio­nen vor allem im Inland geplant

Auf­grund der guten Geschäfts­er­war­tun­gen im In- und Aus­land über­rascht es auch nicht, dass der Groß­teil der befrag­ten Betrie­be mit stei­gen­den bzw. gleich­blei­ben­den Inve­sti­tio­nen plant. Im Fokus ste­hen dabei Inlands­in­ve­sti­tio­nen, die vor allem bei Indu­strie und der Dienst­lei­stungs­bran­che auf dem Plan ste­hen. Haupt­mo­ti­ve der Inve­sti­tio­nen im Inland sind Ersatz­be­schaf­fun­gen und mit Abstri­chen auch Ratio­na­li­sie­rung und Pro­zess­in­no­va­ti­on. Im Aus­land hin­ge­gen liegt der Schwer­punkt der Inve­sti­tio­nen auf Kapa­zi­täts­er­wei­te­run­gen. Dies sei laut Brehm ein Indiz für wei­te­re Markt­er­schlie­ßun­gen bzw. den Aus­bau der Markt­po­si­tio­nen auf aus­län­di­schen Märk­ten. „Die Inter­na­tio­na­li­sie­rung der ober­frän­ki­schen Wirt­schaft schrei­tet wei­ter vor­an. Unse­re Unter­neh­men haben den Welt­markt fest im Blick“, freut sich Brehm.

Stei­gen­de Kosten beim Personal

Sor­ge berei­ten den Unter­neh­men jedoch die Kosten, die zuneh­mend zu einer Bela­stung der ober­frän­ki­schen Wirt­schaft wer­den. Nach Ein­schät­zung der Betrie­be sind es vor allem die Per­so­nal­ko­sten, die künf­tig für einen Anstieg ver­ant­wort­lich sind. Ins­ge­samt rech­nen zwei Drit­tel mit stei­gen­den Per­so­nal­ko­sten. „Die­se Ein­schät­zung dürf­te sich auf den ein­ge­führ­ten Min­dest­lohn und die dadurch dro­hen­de Kosten­stei­ge­rung des gesam­ten Gehalts­ge­fü­ges stüt­zen“, so Trunk. Wei­te­re poli­ti­sche Ent­schei­dun­gen, z.B. die Ren­te mit 63 oder auch die Müt­ter­ren­te, erhöh­ten zudem den Kosten­druck. „Ein ste­ti­ger Anstieg der Kosten ver­min­dert die Stand­ort­at­trak­ti­vi­tät“, warnt Trunk. „Hin­zu kommt, dass stei­gen­de Kosten die drin­gend benö­tig­te Inve­sti­ti­ons­be­reit­schaft der Wirt­schaft ein­schrän­ken. Auf Dau­er kann dies die Wett­be­werbs­fä­hig­keit der Wirt­schafts­re­gi­on gefähr­den“, so Trunk.

Umso bemer­kens­wer­ter sei­en vor die­sem Hin­ter­grund die Pla­nun­gen der ober­frän­ki­schen Wirt­schaft zur Beschäf­tig­ten­ent­wick­lung. „Trotz Kosten­druck pla­nen vor allem der Groß­han­del, die Indu­strie und der Dienst­lei­stungs­sek­tor Neu­ein­stel­lun­gen“, so Trunk. „Dies belegt ein­mal mehr die Stär­ke unse­rer ober­frän­ki­schen Unternehmen.“