Ein­mal Weih­nachts­trucker, immer Weihnachtstrucker

Übergabe in der Region Shkoder an bedürftige Familien

Übergabe in der Regi­on Shko­der an bedürftige Familien

Auf­wand und Mühe der Päck­chen-Akti­on haben sich gelohnt

Kaput­te Lkws, geplatz­te Rei­fen, eisi­ge Käl­te, dich­tes Schnee­ge­stö­ber und gesperr­te Auto­bah­nen – die Rei­se der Johan­ni­ter Weih­nachts­trucker nach Süd­ost­eu­ro­pa war tur­bu­lent, auf­re­gend und unbe­quem. Doch für die rund 100 Fah­re­rin­nen und Fah­rer war sie vor allem eines: die Anstren­gung abso­lut wert.

„Man wird in die­sem Kon­voi zu einer klei­nen Weih­nachts­trucker-Fami­lie“, sagt Man­fred Emmer­ling, der eine Flot­te von fünf Lkw und ins­ge­samt elf Hel­fern nach Bos­ni­en anführ­te. „Wir haben alle Momen­te der Rei­se gemein­sam durch­ge­stan­den: die anstren­gen­den, die schö­nen, die schwe­ren und die emo­tio­na­len. Sowas schweißt ein­fach zusam­men.“ Einer die­ser emo­tio­na­len Momen­te war in Ban­ja Luka, einer Stadt mit 50 Pro­zent Arbeits­lo­sig­keit und einer vom Krieg trau­ma­ti­sier­ten Bevöl­ke­rung. Dort ver­teil­te der Kon­voi eini­ge der ins­ge­samt 6000 Päck­chen an bedürf­ti­ge Senio­ren in einer Wär­me­stu­be. „Die Freu­de der alten Men­schen war unbe­schreib­lich. Sie hat­ten für jeden unse­rer Hel­fer ein paar Haus­schu­he gestrickt. Das hat uns sehr gerührt und auch erneut gezeigt, wie dank­bar die Leu­te für unse­re Hil­fe sind“, sagt Emmerling.

Dass es immer wie­der ein gutes Gefühl ist, wenn man sieht, dass die Hil­fe bei den rich­ti­gen Men­schen ankommt, bestä­tigt auch Oli­ver Gent­ner. Sechs Dör­fer hat der Kon­voi­lei­ter in Zen­tral­ru­mä­ni­en mit sei­nen zehn Lkw ange­fah­ren. Rund 12 000 Päck­chen konn­te er dort ver­tei­len. Sie sind für die Men­schen das Weih­nachts­ge­schenk, das sonst fehlt. „Vie­le Kin­der haben die Pake­te sofort auf­ge­ris­sen und gleich begon­nen, in den Mal­bü­chern zu malen. Für sie ist so ein Päck­chen etwas ganz Beson­de­res.“ Und nicht nur für die Kin­der. „Wir haben Fami­li­en gese­hen, in denen drei Gene­ra­tio­nen auf eng­stem Raum zusam­men­le­ben und kaum zu Essen haben – das sind Ver­hält­nis­se, die für uns nur sehr schwer vor­stell­bar sind“, beschreibt Gent­ner die Situa­ti­on in Rumä­ni­en. Dank der Unter­stüt­zung der Hilfs­or­ga­ni­sa­ti­on LIA e.V. und der Mal­lers­dor­fer Schwe­stern konn­ten die Weih­nachts­trucker auch 2014 wie­der ein Stück Weih­nach­ten zu die­sen sozi­al schwa­chen Fami­li­en bringen.

Wie wich­tig die Hil­fe der zahl­rei­chen Part­ner­or­ga­ni­sa­tio­nen für die Johan­ni­ter ist, zeigt die Lei­stung des Kon­vois Rumä­ni­en-Nord: 166 ange­fah­re­ne Orte und 23 000 Pake­te – ver­teilt an nur einem Tag. „Dass wir das geschafft haben, ver­dan­ken wir über 1000 Hel­fern“, sagt Kon­voi­lei­ter Lorand Szüsz­ner. Poli­zei­be­am­te und Feu­er­wehr sowie zahl­rei­che Leh­rer und Schul­lei­ter aus Rumä­ni­en sorg­ten für eine schnel­le und zuver­läs­si­ge Ver­tei­lung der Päck­chen an vie­len Grund- und Haupt­schu­len rund um die Stadt Bistritz. „Bistritz selbst boomt“, erklärt Szüsz­ner, „aber schon 15 Kilo­me­ter wei­ter drau­ßen fühlt man sich um 60 Jah­re zurück­ver­setzt. Da läuft der Güter­nah­ver­kehr nur noch über Pfer­de­fuhr­wer­ke.“ Auf die­se muss­ten eini­ge der Pake­te umge­la­den wer­den, um auch Fami­li­en in abge­le­ge­nen Regio­nen errei­chen zu kön­nen. Die Vor­freu­de der Men­schen auf die Päck­chen ist groß.

„Vie­le sind fas­sungs­los, dass es in Deutsch­land jeman­den gibt, der an sie denkt“, erzählt Szüsz­ner. „Wir Trucker­fah­rer sind sehr glück­lich über das, was wir hier geschafft haben.“ An Sil­ve­ster wie­der zu Hau­se bei der Fami­lie sein oder noch eine zusätz­li­che Nacht in Alba­ni­en ver­brin­gen – vor die­ser Ent­schei­dung stan­den die Kon­voi­lei­ter Ulrich Kraus und Danie­la Ben­kert am 29. Dezem­ber. Weil ihre Lkw am Sonn­tag zuvor nicht mehr ent­zollt wer­den konn­ten, hät­ten sie zum Ver­tei­len ihrer 7500 Pake­te nur einen hal­ben Tag gehabt. „Für uns war sofort klar: Wir blei­ben“, sagt Kraus. „Es war bewe­gend, die Freu­de in den Augen der Kin­der zu sehen, als wir mit unse­ren Trucks ange­fah­ren kamen. Natür­lich wer­den wir die Welt dort unten nicht ändern, aber wir kön­nen den Men­schen das Gefühl geben, dass sie nicht ver­ges­sen sind.“ Die Sil­ve­ster­nacht auf einem Rast­platz nahe Zagreb bei ‑19 Grad und fern­ab der Fami­lie war für die 14-köp­fi­ge Flot­te nicht ganz leicht: „Trotz­dem sind wir uns einig, dass es die­ses Opfer in jedem Fall wert war“, sagt der Kon­voi­lei­ter. Kei­ne Fra­ge, die Rei­se war mehr als anstren­gend. Aber Kraus wird auch in die­sem Jahr wie­der dabei sein, wenn sein Kon­voi nach Alba­ni­en auf­bricht. Denn wie er selbst sagt: „Ein­mal Weih­nachts­trucker, immer Weihnachtstrucker.“

Hin­ter­grund

Die Johan­ni­ter-Unfall-Hil­fe e.V. steht in der Tra­di­ti­on des evan­ge­li­schen Johan­ni­ter­or­dens und enga­giert sich seit mehr als 60 Jah­ren in den unter­schied­lich­sten kari­ta­ti­ven und sozia­len Berei­chen. Mit mehr als 14 000 Beschäf­tig­ten, rund 30 000 ehren­amt­li­chen Hel­fe­rin­nen und Hel­fern und über 1,4 Mil­lio­nen För­der­mit­glie­dern zählt der gemein­nüt­zi­ge Ver­ein mitt­ler­wei­le zu einer der größ­ten Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen in Euro­pa. Zu den Auf­ga­ben­fel­dern der Johan­ni­ter-Unfall-Hil­fe zäh­len unter ande­rem Erste Hil­fe, Sani­täts- und Ret­tungs­dienst, die Arbeit mit Kin­dern und Jugend­li­chen sowie die Betreu­ung und Pfle­ge von alten und kran­ken Men­schen. Inter­na­tio­nal lei­stet der Ver­ein huma­ni­tä­re Hil­fe bei Hun­ger- und Naturkatastrophen.

Die Johan­ni­ter-Unfall-Hil­fe ist mit knapp 300 Regional‑, Kreis- und Orts­ver­bän­den im gesam­ten Bun­des­ge­biet ver­tre­ten. Mehr Infor­ma­tio­nen zu den Johan­ni­tern in Bay­ern fin­den Sie unter www​.johan​ni​ter​.de/​b​a​y​ern