Neujahrsgedanken
Die Indianer in den Gebirgen Südamerikas verbanden früher ihren Lasttieren die Augen, damit sie auf den gefährlichen Bergpfaden gefügiger wurden. Ein Blick in den tödlichen Abgrund, ein Blick auf die vereisten Gipfel hätte die Tiere erschrecken, hätte sie fehltreten und mitsamt ihrer wertvollen Ladung abstürzen lassen können. Manche „moderne“ Menschen stolpern so mit geschlossenen Augen durch ihr Leben. Sie wollen nicht über ihre Verantwortung, das Ziel ihrer Wanderschaft nachdenken.
Diesen Menschen könnten wir aber folgende Geschichte mit auf den Weg geben: Die holländischen Kaufleute des 16. und 17. Jahrhunderts, erfahren, wagemutig und sehr erfolgreich, wie sie waren, unterschrieben doch alle ihre Verträge mit den Worten: „Wenn Gott es will“. Der christliche Glaube will uns keineswegs entmutigen, will uns nicht zum stumpfen Fatalismus ermutigen, zum Selbstmitleid. Vielmehr: Weil Gott der Herr ist, weil er mein ganz persönliches Leben segnen will, deshalb kann ich nun dieses neue Jahr in die Hand nehmen in aller Gelassenheit, in aller Vernunft und wenn möglich mit einem guten Schuss Lebensfreude. „Freude“ aber kommt von „Frieden“: Nur wer inneren Frieden gefunden hat, kann sich wirklich freuen. Aus eigener Kraft und Einsicht kann ich diesen Frieden nicht finden, denn ich bleibe ein schwacher, ein fehlbarer Mensch.
Gott will uns ganz durch seinen Heiligen Geist verwandeln, will uns wahren Frieden schenken. Um das zu verdeutlichen, möchte ich Ihnen noch eine Geschichte aus Indien erzählen: Ein Bettler bat einen Landwirt, der einen Sack Reis trug, um eine milde Gabe. Der Bauer reagierte verdrießlich: Warum sollte er seinen kostbaren Besitz mit diesem Schmarotzer teilen? Dann würde es doch für seine Kinder nicht mehr reichen. Doch schließlich siegte sein Mitleid und er warf dem Bettler ein Korn hin. Der aber nahm es, gab es ihm zurück und verschwand vor seinen Augen. Wie der Bauer das Korn näher ansah, siehe, da war es aus Gold! „Hätte ich diesem verkleideten Gott doch meinen ganzen Sack gegeben!“, stöhnte der Landwirt. Doch zu spät war zu spät Die Zeit, die wir im neuen Jahr Gott schenken, verwandelt er in Gold uns selbst zum größten Gewinn.
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Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
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