Son­der­aus­stel­lung des Pfalz­mu­se­ums Forch­heim: Feld­post­kar­ten doku­men­tie­ren tra­gi­sche Lie­bes­ge­schich­te aus dem 1. Weltkrieg

Die Geschich­te von Babet­te und August

Feldpost. Foto: Pfalzmuseum/Herbert Gumbmann

Feld­post. Foto: Pfalzmuseum/​Herbert Gumbmann

„Die Geschich­te von Babet­te und August – eine tra­gi­sche Lie­bes­ge­schich­te“ – auch die­ser Titel wäre durch­aus pas­send für die aktu­el­le Son­der­aus­stel­lung „Wenn nur der schreck­li­che Krieg ein Ende näh­me… – Feld­post­grü­ße von der West­front“ des Pfalz­mu­se­ums Forch­heim (Sams­tag, 20. Sep­tem­ber bis Sonn­tag, 12. Okto­ber 2014 in den Rat­haus­hal­len). Rund 200 Kar­ten aus dem 1. Welt­krieg geben Zeug­nis von den erschüt­tern­den Gescheh­nis­sen vor 100 Jah­ren und einer beson­de­ren per­sön­li­chen Geschich­te. Die Aus­stel­lung ist eine Ergän­zung zur Son­der­aus­stel­lung „Forch­heim und Le Per­reux – der Beginn des 1. Welt­kriegs“. Der Ein­tritt ist frei.

Bizarr muten die Feld­post­grü­ße von der West­front den heu­ti­gen Betrach­ter an: Nicht nur Moti­ve direkt aus dem Schüt­zen­gra­ben dien­ten als Vor­la­ge der Grü­ße nach Hau­se, durch­aus üblich waren auch Ansich­ten zunächst der unzer­stör­ten, dann der zer­stör­ten fran­zö­si­schen Städ­te. Ansich­ten von Sol­da­ten­fried­hö­fen, Por­trät­fo­to­gra­fien, Kriegs­pro­pa­gan­da und Foto­gra­fien vom west­li­chen und öst­li­chen Kriegs­schau­platz zier­ten die Feld­post. Hun­der­te von Kar­ten die­ser Art aus dem 1. Welt­krieg hat­te der Forch­hei­mer Her­bert Gumbmann im Foto­al­bum sei­ner ver­stor­be­nen Groß­tan­te ent­deckt. Babet­te Gumbmann aus Ober­mem­bach (Lkr. Erlan­gen-Höch­stadt) unter­hielt im 1. Welt­krieg eine rege Kor­re­spon­denz mit etli­chen im Krieg befind­li­chen Ver­wand­ten. 2012 ver­mach­te der ehe­ma­li­ge Leh­rer dem Pfalz­mu­se­um Forch­heim die­sen sehens­wer­ten Nachlass.

Über­ra­schen­de Entdeckung

Im Lau­fe der Recher­chen zur aktu­el­len Aus­stel­lung trat die Geschich­te der jun­gen Babet­te und dem ihr ver­spro­che­nen August immer deut­li­cher ans Licht: Die Lei­te­rin des Pfalz­mu­se­ums Forch­heim, Susan­ne Fischer, schil­dert ihre Ein­drücke: „Geschich­te kann sehr span­nend sein, wenn aus den vie­len, genau doku­men­tier­ten Fak­ten zum 1. Welt­krieg plötz­lich zwei Gestal­ten ans Licht tre­ten, deren per­sön­li­ches Schick­sal unend­lich berührt.“ Mit Hil­fe des Stadt­ar­chivs Her­zo­gen­au­rach konn­te die tra­gi­sche Lie­bes­ge­schich­te der bei­den genau­er rekon­stru­iert werden.

Denn Babet­te erhielt die mei­ste Post von August Daig­fuß aus Her­zo­gen­au­rach, dem sie wohl „ver­spro­chen“ war. Von dem 1,52 gro­ßen Ver­eh­rer, der 1913 bei der Muste­rung noch wegen sei­ner gerin­gen Kör­per­grö­ße zurück­ge­stellt wur­de, war zunächst nur der Vor­na­me bekannt. Spä­ter fand sich in den unend­lich vie­len Kar­ten und Brie­fen aus dem Fel­de der Nach­na­me des Ver­lob­ten. Lei­der nahm die so hoff­nungs­vol­le Lie­bes­ge­schich­te ein tra­gi­sches Ende: 1915 wur­de August zum Land­sturm nach Nürn­berg ein­ge­zo­gen und spä­ter an die West­front abkom­man­diert. Am 29. März 1918 erhält Babet­te von einem Freund eine schwe­re Nach­richt: „Sehr geehr­tes Fräu­lein! Tei­le Ihnen mit, daß August schwer ver­wun­det wur­de. Er erhielt einen Bauch­schuss. Er wur­de ins Laza­rett ver­bracht und hof­fe, daß er mit dem Leben davon kommt…“ Doch schon am 23.03.1918 war August bei Vaulx-Vrau­court auf dem Ver­bands­platz gestor­ben. Er wur­de auf dem nord­fran­zö­si­schen Sol­da­ten­fried­hof Saint Lau­rent-Blan­gy begra­ben. Auch der älte­re Bru­der Babet­tes, Georg, starb 1917 durch einen Gra­nat­split­ter in Bel­gi­en. 1920 hei­ra­te­te Babet­te schließ­lich den Schrei­ner­mei­ster Micha­el Nein aus Büchen­bach, der schon 1944 ver­starb, die Ehe blieb kin­der­los. Babet­te Gumbmann starb am 28.11.1981 in Erlangen.

Son­der­aus­stel­lung: „Wenn nur der schreck­li­che Krieg ein Ende näh­me… – Feld­post­grü­ße von der Westfront“

  • Zeit: 17.09. – 04.10.2014
  • Ort: Rat­haus­hal­len
  • Die Aus­stel­lung ist eine Ergän­zung zur Son­der­aus­stel­lung „Forch­heim und Le Per­reux – der Beginn des 1. Weltkriegs“
  • Ein­tritt frei!