Ver­an­stal­tung in Forch­heim: „Der NSU-Pro­zess – ein Neben­kla­ge­ver­tre­ter berichtet“

Mit dem Münch­ner NSU-Pro­zess gegen ein­ge­grenz­te 5 Per­so­nen hat das gro­ße Abha­ken begon­nen. Der Gene­ral­bun­des­an­walt sieht die Hin­ter­grund­fra­gen der Neben­kla­ge­ver­tre­te­rIn­nen weit­ge­hend als lästig an und vom Bun­des­tag wird mehr­heit­lich die Wei­ter­füh­rung des Bun­des­un­ter­su­chungs­aus­schus­ses abge­lehnt. Der Münch­ner Rechts­an­walt Yavuz Narim ist einer der Neben­kla­ge­ver­tre­ter im NSU-Pro­zess. Er berich­tet am Frei­tag, 19. Sep­tem­ber 2014 über „Der NSU-Pro­zess Hin­ter­grün­de – Bis­he­ri­ger Ver­lauf – Per­spek­ti­ven“.

Das Schwei­gen durchbrechen!

Im Febru­ar 2012 gab Ange­la Mer­kel den Ange­hö­ri­gen der ras­si­sti­schen Mord­se­rie des NSU fol­gen­des Ver­spre­chen: „Als Bun­des­kanz­le­rin der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land ver­spre­che ich Ihnen: Wir tun alles, um die Mor­de auf­zu­klä­ren und die Hel­fers­hel­fer und Hin­ter­män­ner auf­zu­decken und alle Täter ihrer gerech­ten Stra­fe zuzu­füh­ren. Dar­an arbei­ten alle zustän­di­gen Behör­den in Bund und Län­dern mit Hochdruck.“

Heu­te – mehr als zwei Jah­re danach – ist die­ses Ver­spre­chen noch immer nicht ein­ge­löst: die Opfer­fa­mi­li­en und deren Neben­kla­ge­ver­tre­te­rIn­nen im NSU-Pro­zess kri­ti­sie­ren, dass sie sei­tens der zustän­di­gen Behör­den – Bun­des­kri­mi­nal­amt, Gene­ral­bun­des­an­walt­schaft und diver­se Inlands­nach­rich­ten­dien­ste – pas­siv und aktiv in ihren Auf­klä­rungs­be­mü­hun­gen behin­dert werden.

Die Ent­lar­vung des „Natio­nal­so­zia­li­sti­schen Unter­grun­des“ (NSU) und die Rol­le der Ermitt­lungs­be­hör­den zeigt deut­lich: es geht um rechts­extre­men Terrorismus!

Vier Par­la­men­ta­ri­sche Unter­su­chungs­aus­schüs­se wur­den des­halb ein­ge­rich­tet, einer der größ­ten Pro­zes­se der Nach­kriegs­zeit hat im Mai 2014 gegen bis­her fünf Mit­glie­der bzw. Unter­stüt­zer der NSU-Mör­der begon­nen – beglei­tet von einer Ver­hand­lungs­füh­rung und media­len Bericht­erstat­tung, die nicht unbe­dingt und kon­se­quent an einer Auf­klä­rung der Hin­ter­grün­de und Zusam­men­hän­ge inter­es­siert zu sein scheint.

Dies hat­te sich auch bereits in den vier Unter­su­chungs­aus­schüs­sen zum Natio­nal­so­zia­li­sti­schen Unter­grund NSU gezeigt (Bay­ern, Sach­sen, Thü­rin­gen und Bund), wo Infor­ma­tio­nen und Akten nur mehr in geschred­der­tem Zustand erin­ner­bar bzw. über­haupt nicht oder wei­test­ge­hend geschwärzt oder geheim zur Ver­fü­gung gestellt wor­den waren. Dass die Inlands­nach­rich­ten­dien­ste sich wei­gern, ihre Ver­ant­wor­tung zu über­neh­men und sich wei­gern wür­den, alle Fra­gen rings um die Rol­le der zahl­rei­chen V‑Leute im Netz­werk der NSU-Unter­stüt­zer auf­zu­klä­ren, war nicht anders zu erwarten.

Um so mehr ist es jetzt Auf­ga­be von enga­gier­ten Jour­na­li­sten und Anwäl­ten, in die­sem Sumpf, der sich bis­her ansatz­wei­se auf­ge­tan hat, nach­zu­gra­ben, um ihn zumin­dest teil­wei­se trocken zu legen und somit auch das Mer­kel­sche Auf­klä­rungs­ver­spre­chen wei­ter ener­gisch einzufordern.

  • Ver­an­stal­ter: VVN/​BdA Bam­berg-Forch­heim / Bür­ger­fo­rum Grä­fen­berg / Forch­hei­mer Bünd­nis „Bunt statt Braun“
  • Frei­tag, 19. Sep­tem­ber 2014, 19.30 Uhr
  • Gast­stät­te „Am Markt­platz“, Forch­heim, Markt­platz 11