Erfolgs­ge­schich­te baye­ri­scher Weiß­stör­che geht weiter

Über 360 Paa­re mar­kie­ren einen erneu­ten Bestands­re­kord seit Erfas­sungs­be­ginn vor 114 Jah­ren – Stor­chen­ko­lo­nien im Aisch­grund – Sor­ge um flüg­ge Jungstörche

Bay­ern ist Stor­chen­land. So freut sich der Lan­des­bund für Vogel­schutz (LBV) zum Ende des Stor­chen­jahrs über 360 Weiß­storch­paa­re, die sich 2014 im Frei­staat ange­sie­delt haben – ein histo­ri­scher Rekord. Der Nach­wuchs der baye­ri­schen Weiß­stör­che ist nun flüg­ge und muss die ersten Gefah­ren mei­stern. Bei anfäng­li­chen Flug­übun­gen und durch die Kol­li­si­on mit Strom­ma­sten sind des­halb bereits eini­ge Ver­lu­ste zu bekla­gen. Eine Gesamt­über­sicht aller baye­ri­schen Stor­chen­ne­ster fin­den Natur­freun­de im Inter­net unter www​.lbv​.de/​s​t​o​rch.

Wäh­rend die letz­ten baye­ri­schen Jung­stör­che gera­de flüg­ge wer­den, haben sich schon vie­le der 2014 in Bay­ern auf­ge­wach­se­nen Weiß­stör­che zu klei­ne­ren Zug­trupps zusam­men­ge­schlos­sen. Nur weni­ge Tage nach dem Flüg­ge wer­den löst sich bei Stör­chen der Fami­li­en­ver­band zuneh­mend auf. „Wenn die Jun­gen gelernt haben, auch mit Wind­bö­en umzu­ge­hen und selbst­stän­dig Fut­ter zu suchen, machen sie sich oft schon vor ihren Eltern auf die Rei­se und las­sen sich dabei von vor­bei­zie­hen­den Stör­chen mit­rei­ßen“, weiß die LBV-Stor­chen­be­auf­trag­te Oda Wie­ding. Der Zug­trieb Rich­tung Süden ist ihnen ange­bo­ren. „Die genaue Rei­se­rou­te schau­en sich die Jung­stör­che beim ersten Flug nach Afri­ka von erfah­re­ne­ren Mit­flie­gern ab“, erklärt Wieding.

Aller­dings müs­sen sich die jun­gen Stör­che auf ihrer ersten gro­ße Rei­se vor unge­si­cher­ten Strom­ma­sten hüten, an denen die­ses Jahr bereits ein­zel­ne Vögel ver­un­glückt sind, so z.B. in Herrn­wahlt­hann (Nie­der­bay­ern). Auch auf dem wei­te­ren Weg ins Win­ter­quar­tier stel­len Klär­an­la­gen, Was­ser­tür­me, Müll­plät­ze, Wind­rä­der und Stra­ßen töd­li­che Fal­len für die Zug­vö­gel dar. „Wir hof­fen, dass die Jung­stör­che die Gefah­ren über­win­den und vie­le fit genug sind, in zwei bis drei Jah­ren in die Nähe ihrer baye­ri­schen Brut­plät­ze zurück­keh­ren“, so Oda Wieding.

An vie­len baye­ri­schen Stand­or­ten freut sich der LBV über einen guten Brut­er­folg. „Da die Eis­hei­li­gen in die­sem Jahr nicht so extrem aus­fie­len und das Früh­jahr weit­ge­hend warm und trocken war, konn­ten wir an acht Stor­chen­ne­stern sogar fünf flüg­ge Jun­ge beob­ach­ten“, berich­tet die LBV-Stor­chen­ex­per­tin. Weni­ge wit­te­rungs­be­ding­te Brut­ver­lu­ste wur­den im Mai nur lokal in Tei­len der Ober­pfalz und Nie­der­bay­ern gemeldet.

Seit der Haupt­an­kunfts­zeit im Früh­ling sind im Lauf des Som­mers noch etli­che wei­te­re neue Stor­chen­an­sie­de­lun­gen dazu­ge­kom­men, wie zum Bei­spiel in Offen­berg im Land­kreis Deg­gen­dorf (Nie­der­bay­ern) und in Staud­heim im Land­kreis Donau­wörth (Schwa­ben). Vie­le Neu­an­sie­de­lun­gen fan­den in West­bay­ern statt. So leben im Aisch­tal in Ger­hardsho­fen und Uehl­feld mitt­ler­wei­le gan­ze Stor­chen­ko­lo­nien mit sechs bzw. zwölf Nestern. Sor­gen­kind bleibt Unter­fran­ken mit nur drei Nestern. „In den weni­gen offe­nen Fluss­tä­lern hat der Mensch dort kaum Lebens­raum für den Storch und eine mög­li­che Ansie­de­lung gelas­sen“, so Wieding.

Jetzt ist auch die letz­te Gele­gen­heit für Stor­chen­freun­de, noch Rin­ge von Alt­stör­chen oder durch­zie­hen­den Stör­chen abzu­le­sen und dem LBV zu mel­den. Die­se Daten sind wich­tig, um die Her­kunft der Vögel und ihr Ver­hal­ten zu erfor­schen. So las­sen sich Ver­hal­tens­ver­än­de­run­gen und Ver­schie­bung der Zug­we­ge dadurch erkennen.

In Bay­ern küm­mern sich die LBV-Kreis­grup­pen zusam­men mit über 300 Stor­chen­horst­be­treu­ern um die Erfas­sung und Bestands­über­wa­chung der Stör­che. Dar­über hin­aus küm­mern sie sich um die Pfle­ge und Erhal­tung der Nah­rungs­wie­sen und die Anbrin­gung neu­er Nist­hil­fen, wenn sich neue Stor­chen­paa­re einen unge­eig­ne­ten Nist­platz wie einen benutz­ten Kamin aussuchen.