Sonn­tags­ge­dan­ken: Lau­ren­ti­us­tag am 10. August

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Lau­ren­ti­us (Lorenz) gehör­te zu den belieb­te­sten Hei­li­gen und noch heu­te sind selbst eini­ge luthe­ri­sche Kir­chen nach ihm benannt, etwa in Nürn­berg oder Neu­en­det­tels­au. Lau­ren­ti­us war Dia­kon in Rom und erlitt wäh­rend einer Chri­sten­ver­fol­gung im Jahr 258 das Mar­ty­ri­um. Dass die Deut­schen in der berühm­ten Schlacht auf dem Lech­feld bei Augs­burg an einem 10. August die Ungarn schlu­gen, rech­ne­te man dem Hei­li­gen zu, eine pro­ble­ma­ti­sche Annah­me. Der Gott Jesu offen­bart sei­ne Macht nicht in blu­ti­gen Met­ze­lei­en. Krie­ge sind nie christ­lich zu recht­fer­ti­gen, denn Gott ver­bie­tet das Töten und Jesus gebie­tet die Fein­des­lie­be, die er selbst vor­leb­te, als er für sei­ne Mör­der bete­te. Mar­tin Luther nann­te Krie­ge dann gerecht, wenn es um die Abwehr eines Angrei­fers oder die Nie­der­schla­gung einer bewaff­ne­ten Revol­te ging. Sün­de aber bleibt auch hier Sün­de, und wir müs­sen alles ver­su­chen, um (Bürger-)Kriege zu ver­hin­dern, die ja meist meh­re­re Ursa­chen haben, etwa die Gewis­sen­lo­sig­keit der Anfüh­rer, die Unter­drückung eines Vol­kes durch ein ande­res bzw. einen Tyran­nen oder sozia­le Not.

Zurück zu unse­rem Lorenz: Eine Legen­de erzählt, der Kai­ser habe ihn vor­füh­ren las­sen, um her­aus­zu­be­kom­men, wo denn die Schät­ze der Kir­che ver­steckt sei­en. Da habe Lau­ren­ti­us die Kin­der, die Alten und die Kran­ken vor den Herr­scher geführt und erklärt: „Die sind der wah­re Schatz der Kir­che!“ Kön­nen wir heu­te die­se Wor­te des Hei­li­gen bejaen? Kin­der gel­ten bei uns als Armuts­ri­si­ko Nr. 1, als Bela­stung der per­sön­li­chen Frei­heit, als Kar­rie­re­kil­ler. Respekt vor alten Men­schen fin­det man allen­falls noch in der „Drit­ten Welt“ und die Ein­glie­de­rung von Behin­der­ten kommt trotz fei­er­li­cher Sonn­tags­re­den selbst im rei­chen Deutsch­land nur müh­sam voran.

Nur wenn ich in mei­nem Mit­men­schen nicht mehr den lästi­gen Para­si­ten, den Riva­len, den Stö­ren­fried ent­decke, son­dern Got­tes Eben­bild, kann ich mich dar­um bemü­hen, mei­nen Ego­is­mus, mei­ne Träg­heit täg­lich neu zu über­win­den, um Got­tes Geist durch mich wir­ken zu las­sen. Auch kann ich durch­aus von ande­ren etwas ler­nen: von den Kin­dern ihre Spon­ta­ni­tät, ihre Offen­heit, von den Behin­der­ten ihren Mut, ihre Zähig­keit, ihr Los anzu­neh­men und Wider­stän­de in der Gesell­schaft auf­zu­lö­sen, von den Senio­ren ein Stück Lebens­klug­heit. So kön­nen wir über unse­ren Tel­ler­rand hin­aus­schau­en. Dass man sich selbst abso­lut setzt, ist doch das Pro­blem unse­rer Zeit.

Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de

Infos zu Chri­sti­an Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/​Aisch
  • Stu­di­um der evang. Theo­lo­gie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vika­ri­at in Schorn­weiss­ach-Vesten­bergs­greuth 1993 – 1996
  • Pro­mo­ti­on zum Dr. theol. 1995
  • Ordi­na­ti­on zum ev. Pfar­rer 1996
  • Dienst in Nürnberg/​St. Johan­nis 1996 – 1999
  • seit­her in Neustadt/​Aisch
  • blind
  • nicht ver­hei­ra­tet