Bam­ber­ger Wirt­schafts­in­for­ma­ti­ker ent­wickelt Dusch­ver­brauchs­an­zei­ge zum Energiesparen

Symbolbild Bildung

Wenn die Eis­schol­le schmilzt

amphiro a1

amphi­ro a1

„Kön­nen die Ver­brau­che­rin­nen und Ver­brau­cher dau­er­haft zum Ener­gie­spa­ren moti­viert wer­den und wenn ja, wie kann das prak­tisch funk­tio­nie­ren?“ Das hat sich Prof. Dr. Thor­sten Staa­ke, Inha­ber des Lehr­stuhls für Wirt­schafts­in­for­ma­tik, ins­be­son­de­re Ener­gie­ef­fi­zi­en­te Syste­me an der Uni­ver­si­tät Bam­berg gefragt. Und eine Dusch­ver­brauchs­an­zei­ge ent­wickelt, die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger im All­tag beim Ener­gie­spa­ren unterstützt.

Thor­sten Staa­ke ent­wickel­te gemein­sam mit einer For­scher­grup­pe das Gerät amphi­ro a1. Die­se intel­li­gen­te Dusch­ver­brauchs­an­zei­ge misst wäh­rend des Duschens, wie viel Ener­gie in Form von Warm­was­ser ver­braucht wird. Dabei wird natür­lich der Warm­was­ser­ver­brauch selbst gemes­sen, aber vor­ran­gig geht es um die für die Warm­was­ser­auf­be­rei­tung auf­ge­wen­de­te Wär­me­en­er­gie. Das Gerät wird beim Schlauch der Hand­brau­se ange­bracht, die Nut­zer kön­nen es selbst ohne wei­te­re Werk­zeu­ge einbauen.

Es funk­tio­niert wie ein klei­nes Kraft­werk und gewinnt sei­ne Ener­gie aus dem Was­ser­fluss mit­tels einer spe­zi­el­len Tur­bi­ne. Wäh­rend des Duschens zeigt amphi­ro a1 den Ver­brauch seit Dusch­be­ginn in Litern an, nach dem Duschen abwech­selnd den Ener­gie­ver­brauch in (Kilo-)Wattstunden und die Was­ser­men­ge in Liter. Das Dis­play ist mit einer Ani­ma­ti­on gestal­tet: Ein Eis­bär steht auf einer Eis­schol­le, die mit stei­gen­dem Ener­gie­ver­brauch schmilzt.

46 Liter Was­ser bei 4 Minu­ten Duschen

In einer zwei­mo­na­ti­gen Stu­die teste­ten rund 700 Haus­hal­te in Zürich das Gerät. Kann es die Moti­va­ti­on und das Bewusst­sein der Bür­ger zum Ener­gie­spa­ren ver­bes­sern? Ins­ge­samt wur­den 636 Gerä­te aus­ge­le­sen und die Daten von über 46000 Dusch­vor­gän­gen analysiert.

Die Berech­nun­gen des For­scher­teams erga­ben, dass bei einem 4‑minütigen Dusch­vor­gang durch­schnitt­lich 46 Liter Was­ser ver­braucht wer­den, also etwas
mehr als 11 Liter in der Minu­te. Der Warm­was­ser­ver­brauch macht laut Staa­ke mit durch­schnitt­lich 2000 Kilo­watt­stun­den im Jahr den zweit­größ­ten Posten im Ener­gie­ver­brauch von Haus­hal­ten aus, nur über­trof­fen von der Raum­hei­zung, danach folgt mit „nur“ 650 Watt­stun­den der Kühl­schrank. Des Wei­te­ren betra­ge die Was­ser­tem­pe­ra­tur beim Duschen durch­schnitt­lich 36 Grad, und vor allem 20- bis 29-Jäh­ri­ge ver­brauch­ten recht viel, so Staake.

Die Daten ana­ly­sier­ten Staa­ke und sein Team dann anony­mi­siert. Die Mehr­heit der Befrag­ten, 54 Pro­zent, woll­te das Pro­dukt nach Stu­di­en­en­de wei­ter ver­wen­den. Dank der intel­li­gen­ten Anzei­ge von amphi­ro a1 ver­kürz­te sich die Dusch­dau­er um 20 Pro­zent bei einem Ein-Per­so­nen-Haus­halt und um 24 Pro­zent bei einem Mehr­per­so­nen-Haus­halt. „Durch­schnitt­lich könn­te man mit amphi­ro a1 pro Haus­halt 8500 Liter Trink­was­ser pro Jahr ein­spa­ren! Umrech­net wären das rund 79 Euro“, erklärt Staa­ke den Nut­zen des Geräts auf­grund der Ergeb­nis­se. Das Gerät wur­de bereits markt­taug­lich gemacht, so dass es mitt­ler­wei­le bei Ama­zon erhält­lich ist.

Thor­sten Staa­ke ist seit April 2013 Pro­fes­sor an der Uni­ver­si­tät Bam­berg. Sein Lehr­stuhl für Wirt­schafts­in­for­ma­tik, ins­be­son­de­re Ener­gie­ef­fi­zi­en­te Syste­me wird aus Mit­teln der Tech­no­lo­gie­Al­li­anz­Ober­fran­ken (TAO) finan­ziert. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zu Thor­sten Staa­ke und sei­nem For­schungs­pro­jekt gibt es unter: www​.uni​-bam​berg​.de/​k​o​m​m​u​n​i​k​a​t​i​o​n​/​n​e​w​s​/​a​r​t​i​k​e​l​/​d​u​s​c​h​v​e​r​b​r​a​u​c​h​s​a​n​z​e​ige

Die Tech­no­lo­gie­Al­li­anz­Ober­fran­ken (TAO)

In der Tech­no­lo­gie­Al­li­anz­Ober­fran­ken (TAO) arbei­ten die vier ober­frän­ki­schen Hoch­schu­len, die Uni­ver­si­tä­ten Bam­berg und Bay­reuth sowie die Hoch­schu­len für ange­wand­te Wis­sen­schaf­ten Coburg und Hof zusam­men. Ihr Ziel ist es, Ober­fran­ken als Wis­sen­schafts­stand­ort wei­ter aus­zu­bau­en. Die Schwer­punk­te der Koope­ra­ti­on lie­gen in den Berei­chen Ener­gie, Mobi­li­tät und Gesund­heit. Hier sichert TAO den Trans­fer von aktu­el­len For­schungs­er­geb­nis­sen in die regio­na­le Wirt­schaft, unter­stützt die Unter­neh­men bei der Lösung tech­no­lo­gi­scher Her­aus­for­de­run­gen, berät im Hin­blick auf die For­schungs­för­de­rung und ent­wickelt spe­zi­fi­sche Ange­bo­te zur Wei­ter­bil­dung. Im Bereich des Stu­di­ums ste­hen die Ent­wick­lung hoch­schul­über­grei­fen­der Lehr- und Stu­di­en­an­ge­bo­te sowie koope­ra­ti­ve Pro­mo­tio­nen im Vordergrund.

TAO wird vom Frei­staat Bay­ern geför­dert. Mehr dazu unter www​.uni​-bam​berg​.de/​u​n​s​e​r​e​-​n​e​t​z​w​e​r​k​e​/​tao