Rück­tritt des AfD-Bezirks­vor­sit­zen­den von Ober­fran­ken und Pres­se­spre­chers der AfD Bayern

Franz Eibl

Franz Eibl

Erklä­rung von Franz Eibl

Ich habe zum heu­ti­gen Tag mei­nen Rück­tritt vom Amt des Bezirks­vor­sit­zen­den von Ober­fran­ken und mei­nen Aus­tritt aus der Alter­na­ti­ve für Deutsch­land erklärt. Fer­ner habe ich mein Amt als Pres­se­spre­cher des baye­ri­schen Lan­des­ver­ban­des niedergelegt.

Die Alter­na­ti­ve für Deutsch­land, so das Selbst­bild, will eine Par­tei der bür­ger­li­chen Mit­te sein, eine Rechts­staat­par­tei, eine Par­tei des gesun­den Men­schen­ver­stan­des. Auf der gest­ri­gen Pres­se­kon­fe­renz von Bernd Lucke mit den Spit­zen­kan­di­da­ten für die Land­tags­wah­len in Bran­den­burg, Thü­rin­gen und Sach­sen wur­de nun jedoch klar, dass die poli­ti­sche Mit­te längst nicht mehr die Ziel­grup­pe die­ser Par­tei ist, mit der Men­schen aus allen Rich­tun­gen des demo­kra­ti­schen Spek­trum noch vor einem Jahr gro­ße Hoff­nun­gen ver­bun­den haben.

Das gestern vor­ge­stell­te Gesell­schafts­bild ist schlicht­weg reak­tio­när und für Men­schen, die für eine plu­ra­li­sti­sche, libe­ra­le, offe­ne und tole­ran­te Gesell­schaft ein­tre­ten, nicht akzep­ta­bel. Da wird von Aus­län­dern nur in Zusam­men­hang mit Kri­mi­na­li­tät gere­det, da wird vor­ge­ge­ben, wie vie­le Kin­der Frau­en künf­tig zu bekom­men haben, und da wird ver­langt, dass behin­der­te Kin­der nicht zusam­men mit nicht-behin­der­ten unter­rich­tet wer­den sol­len. Dabei ist die Inklu­si­on längst zum Men­schen- und Völ­ker­recht gewor­den (UN-Behin­der­ten­rechts­kon­ven­ti­on). Das Medi­en­echo auf die­se Pres­se­kon­fe­renz ist völ­lig zu Recht desa­strös. Der Par­tei­füh­rung ist offen­sicht­lich nicht klar, dass sie mit einem Auf­tritt wie gestern den guten und rich­ti­gen Anlie­gen, die vor ein­ein­halb Jah­ren zur Grün­dung der AfD geführt haben, mas­siv scha­det. Aber ver­mut­lich sind mal wie­der die bösen „Main­stream­m­e­di­en“ mit ihrer ein­sei­ti­gen Bericht­erstat­tung Schuld.

Hin­zu kommt dann auch noch der nun schon mona­te­lang andau­ern­de, außen­po­li­ti­sche Irr­flug eines Alex­an­der Gau­land. Der stell­ver­tre­ten­de Par­tei­vor­sit­zen­de spricht sich bekannt­lich für einen außen­po­li­ti­schen Kurs­wech­sel der Bun­des­re­pu­blik aus. So kri­tisch er gegen­über den USA ist, so viel Ver­ständ­nis zeigt er für die gewalt­sa­me Ver­schie­bung von Gren­zen in Euro­pa durch Ruß­land. („Sam­meln rus­si­sche Erde“). Den außen­po­li­ti­schen Kurs unse­rer Par­tei, vor allem was den weit­ge­hend kri­tik­lo­sen Umgang mit Russ­land betrifft., habe ich sehr kri­tisch beglei­tet und mich dazu auch in der Öffent­lich­keit mehr­mals zu Wort gemeldet:
http://​www​.geo​li​ti​co​.de/​2​0​1​4​/​0​5​/​0​7​/​p​u​t​i​n​s​-​n​e​u​e​-​b​r​e​s​c​h​n​e​w​-​d​o​k​t​r​in/
http://​www​.blu​-news​.org/​2​0​1​4​/​0​5​/​2​1​/​n​a​t​o​-​m​i​t​g​l​i​e​d​s​c​h​a​f​t​-​a​u​s​-​d​a​n​k​b​a​r​k​e​it/
http://​www​.blu​-news​.org/​2​0​1​4​/​0​7​/​1​2​/​g​a​u​l​a​n​d​-​p​o​l​t​e​r​t​-​g​e​g​e​n​-​d​i​e​-​u​sa/
http://​www​.blu​-news​.org/​2​0​1​4​/​0​7​/​2​9​/​a​f​d​-​u​n​e​i​n​i​g​-​z​u​-​i​s​r​a​el/

Nun will Gau­land das Schen­gen-Abkom­men außer Kraft set­zen, um „kri­mi­nel­le Aus­län­der“ von Deutsch­land fern­zu­hal­ten. Gegen die kri­mi­nel­len Söld­ner aus Russ­land, die in der Ukrai­ne einen blu­ti­gen Krieg füh­ren und gera­de eine Pas­sa­gier­ma­schi­ne mit 300 unschul­di­gen Men­schen abge­schos­sen haben, will er jedoch nichts unter­neh­men. Kei­nes­falls Sank­tio­nen gegen Russ­land, so sein Man­tra. Es ist schon kuri­os, wenn aus­ge­rech­net die AfD, die gegrün­det wur­de, weil bei der Euro-Ret­tung gel­ten­des Recht gebro­chen wur­de, so viel Ver­ständ­nis auf­bringt, wenn gegen das Völ­ker­recht ver­sto­ßen wird.

Absurd ist es auch, wenn Lucke Kri­tik dar­an übt, dass demo­kra­ti­sche Par­tei­en unter­ein­an­der koali­ti­ons­fä­hig sind und dies mit einem „Swin­ger-Club“ ver­gleicht. Da bei sei­ner Intel­li­genz davon aus­zu­ge­hen ist, dass ihm das Wesen des Par­la­men­ta­ris­mus bewusst ist, muss man davon aus­ge­hen, dass er bewusst Res­sen­ti­ments gegen die „Alt­par­tei­en“ schü­ren und Pro­test­wäh­ler anlocken will.

Letzt­lich scha­det die AfD-Füh­rung durch die­ses Schie­len an den Rand sich selbst am mei­sten. Denn wenn die Par­tei­füh­rung rechts blinkt, wird sie nur für Men­schen inter­es­sant, wel­che die AfD nicht als Par­tei der bür­ger­li­chen Mit­te posi­tio­nie­ren wol­len. Luckes Ziel, eine Par­tei des gesun­den Men­schen­ver­stan­des zu sein, lässt sich mit die­sen Sym­pa­thi­san­ten nicht errei­chen. Ver­prellt wer­den durch die­se Tak­tik aber die ver­nünf­ti­gen, beson­ne­nen, aus­glei­chen­den und auf gesell­schaft­li­che Tole­ranz set­zen­den Mitglieder.

Jedes Mal, wenn Lucke ermu­tigt, auch „Mei­nun­gen abseits des Main­streams“ zuzu­las­sen, ist das der Frei­fahrt­schein für eini­ge in der Par­tei, sich mal so rich­tig aus­zu­to­ben – gegen Aus­län­der und Asy­lan­ten, wahl­wei­se auch den „Ami“ oder Homo­se­xu­el­le. Man habe zwar nichts gegen die, so heißt es, aber sie sol­len sich doch bit­te­schön nicht so pro­vo­ka­tiv in der Öffent­lich­keit zei­gen. Nicht zu ver­ges­sen das Heer der Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker, die das Übel der Welt wahl­wei­se in den Bil­der­ber­gern, Chem­trails, der „Fed“, der Fede­ral Reser­ve Bank der USA, oder allem zusam­men verorten.

Wenn sie von Jour­na­li­sten damit kon­fron­tiert wird, ist die Par­tei­spit­ze immer sehr erschrocken über die­se Äuße­run­gen. Aller­dings unter­nimmt sie auch nichts gegen die teil­wei­se men­schen­ver­ach­ten­den und volks­ver­het­zen­den Kom­men­ta­re auf den Face­book-Sei­ten der Par­tei. Statt­des­sen wer­den die­se ger­ne von Par­tei­funk­tio­nä­ren als „Stim­me des Vol­kes“ beschö­nigt. Schlim­mer noch, die­se Stim­mung wird durch ent­spre­chen­de Postings mit dif­fa­mie­ren­den Pau­scha­li­sie­run­gen zusätz­lich ange­heizt. Gehan­delt wird aber immer erst dann, wenn in den Medi­en dar­über berich­tet wird.

Die AfD-Sach­sen for­dert in ihrem Wahl­pro­gramm neben einer Quo­te für den deut­schen Schla­ger auch den „deut­li­chen Schwer­punkt“ des Geschichts­un­ter­richts künf­tig „auf das 19. Jahr­hun­dert“ zu set­zen. Man hat lei­der das Gefühl, dass inzwi­schen die Mehr­heit der Par­tei gei­stig in die­se Rich­tung unter­wegs ist.

Bei die­ser Zeit­rei­se in Rich­tung Ver­gan­gen­heit möch­te ich aber nicht län­ger mit dabei sein. Mit einer Par­tei, die in der Innen- und Außen­po­li­tik Posi­tio­nen ver­tritt, die kon­trär zu den Prin­zi­pi­en und Wer­ten eines plu­ra­li­sti­schen und libe­ra­len Lan­des sind, kann ich mich nicht iden­ti­fi­zie­ren. Ich wer­de mich künf­tig außer­halb der AfD für Frei­heit, Demo­kra­tie und Men­schen­rech­te einsetzen.

Aus­drück­lich möch­te ich beto­nen, dass mein Aus­tritt KEI­NE Kri­tik am baye­ri­schen Lan­des­vor­stand dar­stellt. Wenn es einen Lan­des­ver­band gibt, in dem die Par­tei­füh­rung aus­glei­chend und inte­gra­tiv wirkt, dann ist es die­ser. Aller­dings wird auch der baye­ri­sche Lan­des­vor­stand des­we­gen von natio­nal­kon­ser­va­ti­ven Krei­sen ange­grif­fen und sieht sich einem Abwahl­an­trag beim kom­men­den Lan­des­par­tei­tag am 19. Okto­ber gegen­über. Ich bin aber sehr zuver­sicht­lich, dass sich zumin­dest in Bay­ern die­se Per­so­nen nicht durch­set­zen werden.

Dr. Franz Eibl
Bezirks­vor­sit­zen­der Oberfranken
Pres­se­spre­cher AfD Bayern