Sonn­tags­ge­dan­ken: Die Dro­ge Nr. 1

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Der „klei­ne Prinz“ traf einen Säu­fer und frag­te ihn, was er mache. „Ich trin­ke“, erwi­der­te der Alko­ho­li­ker mit düste­rer Mie­ne. Als sich der „klei­ne Prinz“ nach dem Grund sei­nes Alko­hol­kon­sums erkun­dig­te, seufz­te der ande­re: „Um zu ver­ges­sen.“ Der „klei­ne Prinz“ gab nicht auf und woll­te nun wis­sen, was er ver­ges­sen wol­le. „Dass ich mich schä­me“, kam die trü­be Ant­wort. Als der Fra­ger nach­hak­te, wofür er sich denn schä­me, kam die trost­lo­se Erwi­de­rung: „weil ich sau­fe!“ Der „klei­ne Prinz“ ver­ließ den nun­mehr völ­lig Ver­stumm­ten bestürzt.

Antoine de Saint-Exu­pery erzählt uns die­se Geschich­te. Sie ver­rät uns die gan­ze Tra­gik des Alko­ho­lis­mus: Der Trin­ker weiß nicht mehr, war­um er trinkt, hat den Sinn für die Rea­li­tät ver­lo­ren, bemit­lei­det wohl sich selbst, wenn er sein Elend end­lich ein­ge­se­hen hat. Zuvor ver­sucht er, sei­ne Sucht zu ver­harm­lo­sen, ande­re hier­für ver­ant­wort­lich zu machen. Da sind die Kol­le­gen schuld, die ihn ver­führ­ten oder ärger­ten, da wird der Schmerz über den Ver­lust des Part­ners angeführt.

Ein Alko­hol­kran­ker braucht ehr­li­che Freun­de, die auch in der Not zu ihm ste­hen, die ihn „rei­nen Wein“ ein­schen­ken, nicht den Fusel der Aus­re­de und der Ver­tu­schung. Der Alko­hol­süch­ti­ge muss sei­ne Situa­ti­on vor sich selbst ein­ge­ste­hen und den Wil­len haben, sich radi­kal zu ändern, eine The­ra­pie zu machen. Hat er sie durch­ge­hal­ten, sind erneut die Bezugs­per­so­nen gefor­dert, ihn vom zukünf­ti­gen Trin­ken abzu­hal­ten, ihm das Gefühl zu geben, dass er von die­sem Teu­fels­zeug los­kommt, eine neue Auf­ga­be im Leben fin­det. Die Trat­sche­rei der ach so lie­ben Mit­men­schen dage­gen ist rei­nes Gift für den Süch­ti­gen. Lei­der ver­nach­läs­si­gen die Medi­en sträf­lich ihre Pflicht, vor den Gefah­ren des Alko­hols zu war­nen. Im christ­li­chen Bereich küm­mern sich die Blau­kreu­zer um Trin­ker. Ihr Monats­blatt „für­ein­an­der“ kann ich nur wärm­stens empfehlen.

Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de

Infos zu Chri­sti­an Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/​Aisch
  • Stu­di­um der evang. Theo­lo­gie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vika­ri­at in Schorn­weiss­ach-Vesten­bergs­greuth 1993 – 1996
  • Pro­mo­ti­on zum Dr. theol. 1995
  • Ordi­na­ti­on zum ev. Pfar­rer 1996
  • Dienst in Nürnberg/​St. Johan­nis 1996 – 1999
  • seit­her in Neustadt/​Aisch
  • blind
  • nicht ver­hei­ra­tet