Uni­ver­si­tät Bay­reuth: Unter­neh­me­ri­sche Ver­ant­wor­tung erken­nen und umsetzen

Symbolbild Bildung

Erste Bench­mar­king-Stu­die zum Cor­po­ra­te-Respon­si­bi­li­ty-Manage­ment von Unter­neh­men in Deutschland

Knapp zwei Drit­tel der Unter­neh­men in Deutsch­land sind über­zeugt, dass gesell­schaft­lich ver­ant­wort­li­ches Han­deln eine hohe oder sogar eine sehr hohe Bedeu­tung für den Unter­neh­mens­er­folg hat. Aller­dings unter­schei­det sich die Qua­li­tät ihres Enga­ge­ments sehr deut­lich. Dies zeigt der „Cor­po­ra­te Respon­si­bi­li­ty Index CRI 2013“ der Ber­tels­mann Stif­tung, der gemein­sam mit der Uni­ver­si­tät Bay­reuth und der con­cern GmbH erstellt wur­de. Die reprä­sen­ta­ti­ve Stu­die mit dem Kurz­na­men „CRI 2013“ gibt erst­mals Auf­schluss dar­über, wel­che Fak­to­ren aus­schlag­ge­bend sind, wenn gesell­schaft­lich ver­ant­wort­li­ches Han­deln erfolg­reich im Unter­neh­men ver­an­kert wird. Auf­bau­end auf die­sen Erkennt­nis­sen wur­de unter dem Aspekt der unter­neh­me­ri­schen Ver­ant­wor­tung (CR) ein qua­li­täts­ori­en­tier­tes Bench­mar­king deut­scher Unter­neh­men durch­ge­führt. 169 Unter­neh­men gaben detail­lier­te Aus­künf­te über ihre Akti­vi­tä­ten in die­sem Bereich und konn­ten so dar­auf­hin bewer­tet wer­den, wie gut ihnen die Umset­zung unter­neh­me­ri­scher Ver­ant­wor­tung gelingt.

Im ein­zel­nen zeigt sich eine erheb­li­che Spann­brei­te: Eini­ge Unter­neh­men ste­hen mit einem ganz­heit­li­chen Manage­ment von Unter­neh­mens­ver­ant­wor­tung noch am Anfang, ande­re errei­chen Spit­zen­wer­te. Die höch­sten Wer­te im CRI 2013 ins­ge­samt erziel­te BMW. Das Unter­neh­men steht damit zugleich an der Spit­ze der Auto­mo­bil­her­stel­ler, die sich an der Stu­die betei­ligt haben. Die DZ Bank wie­der­um führt die Grup­pe der Finanz­dienst­lei­ster an. In der Grup­pe der mit­tel­stän­di­schen Unter­neh­men liegt die Lebens­baum – Ulrich Wal­ter GmbH bei der Rea­li­sie­rung unter­neh­me­ri­scher Ver­ant­wor­tung ganz vorn. Bestes Fami­li­en­un­ter­neh­men ist in die­ser Hin­sicht die Phoe­nix Cont­act GmbH.

Es sind vor allem vier Fak­to­ren, von denen eine erfolg­rei­che Umset­zung unter­neh­me­ri­scher Ver­ant­wor­tung abhängt: die Unter­stüt­zung durch das Top-Manage­ment, eine geleb­te Wer­te­kul­tur, die Inte­gra­ti­on von Unter­neh­mens­ver­ant­wor­tung in die Wert­schöp­fungs­ket­te und eine umfas­sen­de Erfolgskontrolle.

Unter­neh­men, in denen Maß­nah­men zur Stär­kung der Unter­neh­mens­ver­ant­wor­tung vom Vor­stand unter­stützt und geför­dert wer­den, erzie­len im CRI 2013 in allen wesent­li­chen Aspek­ten des CR-Manage­ments bes­se­re Ergeb­nis­se. Im Bereich der Wer­te­ori­en­tie­rung sind Fami­li­en­un­ter­neh­men die Vor­rei­ter: Wie aus der Stu­die her­vor­geht, wer­den Wer­te hier signi­fi­kant bes­ser gelebt, ins­be­son­de­re von den Füh­rungs­kräf­ten. Sobald es dar­um geht, unter­neh­me­ri­sche Ver­ant­wor­tung in allen Berei­chen der Wert­schöp­fungs­ket­te umzu­set­zen, zeigt sich bei vie­len Fir­men aller­dings noch ein erheb­li­ches Ver­bes­se­rungs­po­ten­zi­al: Nur knapp 40 Pro­zent der Unter­neh­men, die an der Befra­gung teil­ge­nom­men haben, inte­grie­ren CR-Akti­vi­tä­ten in die Geschäfts­pro­zes­se. Zudem wird bei wich­ti­gen, das Kern­ge­schäft betref­fen­den Ent­schei­dun­gen das The­ma Unter­neh­mens­ver­ant­wor­tung nur unzu­rei­chend berück­sich­tigt. Eine Aus­nah­me sind dabei die „CR-Cham­pi­ons“, also die zehn Pro­zent der Unter­neh­men mit den besten Wer­ten im CR-Index. Sie alle haben, wie die Befra­gung zeigt, das stra­te­gi­sche Poten­zi­al von Unter­neh­mens­ver­ant­wor­tung erkannt.

„Auf­fäl­lig ist, dass Cor­po­ra­te Respon­si­bi­li­ty in den Ver­gü­tungs- und Anreiz­sy­ste­men von Unter­neh­men nicht zurei­chend berück­sich­tigt wird“, berich­tet Prof. Dr. Dr. Alex­an­der Brink, Pro­fes­sor für Wirt­schafts- und Unter­neh­mens­ethik an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth. „Nur bei 15 Pro­zent der befrag­ten Unter­neh­men rich­tet sich die Höhe der Gehäl­ter von Vor­stand und Geschäfts­füh­rung auch danach, ob gesetz­te Zie­le im Bereich Unter­neh­mens­ver­ant­wor­tung erreicht wurden.“

Erheb­li­che Defi­zi­te gibt es nicht zuletzt auch bei der Erfolgs­kon­trol­le. Wie erfolg­reich sind die Maß­nah­men, die im Unter­neh­men auf den Weg gebracht wer­den, um unter­neh­me­ri­sche Ver­ant­wor­tung zu stär­ken? Mehr als ein Drit­tel der Unter­neh­men, die an der Unter­su­chung teil­ge­nom­men haben, mes­sen die Ergeb­nis­se die­ser Akti­vi­tä­ten über­haupt nicht. „Dies liegt ver­mut­lich auch dar­an, dass sol­che Mes­sun­gen – gera­de wenn sie öko­no­mi­sche und sozia­le Aus­wir­kun­gen betref­fen – nicht leicht zu rea­li­sie­ren sind und die Unter­neh­men vor beson­de­re Her­aus­for­de­run­gen stel­len“, meint Prof. Brink, der sei­tens der Uni­ver­si­tät Bay­reuth an der Stu­die mit­ge­ar­bei­tet hat.

Poli­ti­scher Druck von Regie­rung oder Par­tei­en ver­an­lasst übri­gens nur etwa jedes zehn­te Unter­neh­men zu gesell­schaft­lich ver­ant­wort­li­chem Han­deln. Auf­fäl­lig ist zudem, dass ein regel­mä­ßi­ger Kon­takt zu wich­ti­gen Stake­hol­der-Grup­pen bei wei­tem nicht selbst­ver­ständ­lich ist. Nur rund 20 Pro­zent der Unter­neh­men ste­hen in einem regel­mä­ßi­gen Aus­tausch mit Reprä­sen­tan­ten aus Poli­tik, Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen oder Non-Pro­fit-Orga­ni­sa­tio­nen; nicht mehr als 26 Pro­zent von ihnen suchen den stän­di­gen Dia­log mit Medi­en und Öffent­lich­keit. Mit Kun­den und Inve­sto­ren pfle­gen 41 bzw. 43 Pro­zent der Unter­neh­men einen regel­mä­ßi­gen Aus­tausch. Bei die­sen Ergeb­nis­sen ist aller­dings zu berück­sich­ti­gen, dass die­je­ni­gen Unter­neh­men, die im CR-Index am besten abschnei­den, deut­lich akti­ver mit
ihren ver­schie­de­nen Stake­hol­der-Grup­pen kommunizieren.

Wei­te­re Informationen:

Die kom­plet­te Stu­die zum CRI Cor­po­ra­te Respon­si­bi­li­ty Index 2013 der Ber­tels­mann Stif­tung ist online zugäng­lich unter www​.ber​tels​mann​-stif​tung​.de