Auf­recht und kon­se­quent – Wag­ners Schwei­zer Enkel und Bayreuth

Familie Beidler

Fami­lie Beidler

Wäh­rend der dies­jäh­ri­gen Bay­reu­ther Fest­spie­le zeigt das Richard Wag­ner Muse­um vom 12. Juli bis 10. Sep­tem­ber in den Räu­men der Stadt­bi­blio­thek (RW 21) eine auf­schluss­rei­che Aus­stel­lung über Franz Wil­helm Beid­ler, den ver­dräng­ten und ver­ges­se­nen ersten Enkel Richard und Cosi­ma Wag­ners. Die vom Stadt­ar­chiv Zürich in Koope­ra­ti­on mit der Stadt Bay­reuth getra­ge­ne Aus­stel­lung des Schwei­zer Büros ARTES fand im Rah­men der Züri­cher Fest­spie­le 2013 zum The­ma „Treib­haus Wag­ner“ gro­ße Beachtung.

Im Mit­tel­punkt der Aus­stel­lung steht ein bis­her nur in Fach­krei­sen bekann­tes The­ma, näm­lich die Geschich­te eines Fami­li­en­zweigs Richard Wag­ners, des­sen Nach­kom­men noch heu­te in der Schweiz leben. Die von Dr. Vere­na Nae­ge­le und Sibyl­le Ehris­mann kura­tier­te Aus­stel­lung beleuch­tet die Ent­wick­lung der Wag­ner­schen Fami­li­en­ge­schich­te unter Ein­be­zie­hung der ori­gi­na­len Fami­li­en­do­ku­men­te und Archiv­quel­len. Sie stam­men haupt­säch­lich aus dem Natio­nal­ar­chiv der Richard-Wag­ner-Stif­tung Bay­reuth und aus dem Pri­vat­ar­chiv Beid­ler – die zum Teil erst­mals gezeigt wer­den und bis­her nicht ver­öf­fent­licht waren.

1865 wur­de Richard und Cosi­ma Wag­ners erste, nicht legi­ti­mier­te Toch­ter Isol­de in Mün­chen gebo­ren. Nach Jah­ren der Aus­ein­an­der­set­zung mit ihrer Mut­ter Cosi­ma Wag­ner streng­te Isol­de 1914 einen Pro­zess um die Vater­schaft Wag­ners an, den sie ver­lor, weil Cosi­ma den wah­ren Vater ver­leug­ne­te. Die bis­he­ri­gen Dar­stel­lun­gen haben vor­wie­gend Cosi­ma Wag­ners Sicht wie­der­ge­ge­ben. Die Aus­stel­lung beleuch­tet nun erst­mals auch Richard Wag­ners per­sön­li­che Rol­le und Stel­lung zu sei­nen Kin­dern, von denen letzt­lich Sieg­fried zum Allein­er­ben bestimmt wurde.

Isol­de hei­ra­te­te 1900 in Bay­reuth den gebür­ti­gen Schwei­zer Musi­ker Franz Phil­ipp Beid­ler, der in Bay­reuth zunächst als Assi­stent, sowie 1904 und 1906 als Diri­gent wirk­te. 1901 wur­de in Bay­reuth deren Sohn Franz Wil­helm gebo­ren, der erste Enkel Richard Wag­ners. Die Fami­lie wohn­te im Schloss Colm­dorf bei Bay­reuth, doch mit dem Pro­zess 1914 kam es zum end­gül­ti­gen Bruch zwi­schen Wahn­fried und dem Beid­ler-Zweig, auch für den Enkel.

Der Wag­ner-Enkel Franz Wil­helm Beid­ler ging nach Ber­lin und arbei­te­te in den 1920er Jah­ren im Kul­tur­mi­ni­ste­ri­um der Wei­ma­rer Repu­blik. Er emi­grier­te 1934 mit sei­ner jüdi­schen Frau Ellen Gott­schalk nach Frank­reich und ein Jahr spä­ter in die Schweiz, wo er als Sekre­tär des Schwei­zer Schrift­stel­ler­ver­ban­des bedeu­ten­de Arbeit lei­ste­te. Beid­lers Bio­gra­fie ist eng mit der Geschich­te der Fest­spie­le ver­bun­den, zu deren Ver­lauf er als Publi­zist regel­mä­ßig kri­tisch Stel­lung nahm. Bis heu­te wur­de die Fami­lie Beid­ler weder ange­mes­sen gewür­digt noch reha­bi­li­tiert. In der ein­schlä­gi­gen Lite­ra­tur wird im Stamm­baum die Nach­kom­men­schaft Isol­des mar­gi­na­li­siert oder oft gar nicht erwähnt. Die Geschich­te und ihre Hin­ter­grün­de wur­den nun gründ­lich auf­ge­ar­bei­tet und sind auch in einem Buch veröffentlicht.

Dau­er der Ausstellung

12. Juli 2014 – 10. Sep­tem­ber 2014

Füh­run­gen

Frei­tag, 8. August 2014, 14 Uhr

Mitt­woch, 10. Sep­tem­ber 2014, 17 Uhr (letz­ter Ausstellungstag)

Buch zur Ausstellung

Vere­na Nae­ge­le / Sibyl­le Ehris­mann: „Die Beid­lers – Im Schat­ten des Wag­ner-Clans“, 330 S., Zürich: Ver­lag rüf­fer & rub, 2013. ISBN 978–3‑907625–66‑8 (zu erwer­ben in der Stadt­bi­blio­thek wäh­rend der Ausstellung)

Gespräch mit den Autorinnen

Buch-Lesung mit Musik­bei­spie­len und Bildern

Don­ners­tag, 7. August 2014, 20 Uhr

Ver­an­stal­ter

Stadt Bay­reuth

För­de­rung

Kul­tur­fonds Bayern

Ober­fran­ken­stif­tung

Richard-Wag­ner-Stif­tung, Bayreuth

Ver­an­stal­tungs­ort

Stadt­bi­blio­thek im RW 21

Richard-Wag­ner-Stra­ße 21

95444 Bay­reuth

Tel. ++49–921-507038–30

Fax ++49–921-507038–39

Öff­nungs­zei­ten

Diens­tag bis Frei­tag: 10 – 19 Uhr

Sams­tag: 10 – 15 Uhr

Kuratorinnen/​Autorinnen

Dr. Vere­na Nae­ge­le, Sibyl­le Ehrismann

Büro ARTES, Schweiz

www​.artes​-pro​jek​te​.ch