„Die Welt als Thea­ter“ – Barock­aus­stel­lung im Wall­fahrts­mu­se­um Gößweinstein

Barockes Lebens­ge­fühl

Kupferstich einer Rokoko-Allegorie "Die Welt"

Kup­fer­stich einer Roko­ko-Alle­go­rie „Die Welt“

Insze­nie­rung und gro­ße Gesten kenn­zeich­nen das Lebens­ge­fühl des Barocks. „Die Welt als Thea­ter: Barock & Roko­ko“ lau­tet des­halb die neue Son­der­aus­stel­lung, die am Don­ners­tag, den 5. Juni, um 17 Uhr im Wall­fahrts­mu­se­um Göß­wein­stein eröff­net wird.

Die Prä­sen­ta­ti­on ist ein Bei­trag des Göß­wein­stei­ner „Jahr des Barock“, sein Anlass das 275. Jubi­lä­um der Kirch­wei­he. The­ma­ti­siert fin­det sich folg­lich auch die Göß­wein­stei­ner Kir­chen­aus­stat­tung, die nach der Wei­he 1739 unter der Regie von Johann Jakob Micha­el Küchel in Form eines „hei­li­gen Thea­ters“ insze­niert wurde.

Wäh­rend der Aus­stel­lungs­dau­er vom 6. Juni bis 12. Okto­ber 2014 erläu­tert ein Bild- und Text­ban­ner in der Wall­fahrts­ba­si­li­ka die Büh­nen­haf­tig­keit der Chor­au­s­stat­tung. Wei­te­re Aus­füh­run­gen zum The­ma Göß­wein­stei­ner Kir­che als „Neu­er Tem­pel Salo­mons“ zeigt die Son­der­aus­stel­lung u. a. auf einer Video­sta­ti­on. Wir erfah­ren außer­dem wie ein genia­les Bau­mei­ster-Duo und ein ver­hee­ren­der Orts­brand zum Spät­ba­rock­ensem­ble als zen­tra­lem Orts­bild Göß­wein­steins führ­ten und war­um die Dar­stel­lung der hl. Kuni­gun­de der barocken Maria Imma­cu­la­ta ähnelt.

Die Zeug­nis­se der Göß­wein­stei­ner Barock­epo­che ent­fal­ten sich vor dem all­ge­mei­nen, auch pro­fa­nen zeit­ge­schicht­li­chen Hin­ter­grund, zu dem natür­lich der Blick zum Ver­sailler Hof Lud­wig XIV. gehört. Wir erle­ben zum einen, wie Per­so­nen in Sze­ne gesetzt wur­den und ihre stan­des­ge­mä­ße Rol­le ver­kör­per­ten, zum ande­ren, wie sie ihre Umwelt gestal­te­ten: barocke Schloss­gär­ten und Städ­te zei­gen sich streng geord­net und aus­ge­rich­tet auf den Herr­scher von Got­tes Gna­den. Alle­go­ri­sche Dar­stel­lun­gen wei­sen auf ein Welt­ver­ständ­nis, in dem Natur bzw. Rea­li­tät als trü­ge­ri­scher Schein emp­fun­den wur­den und dem­entspre­chend eine min­de­re Rol­le spielten.

Barocke Zeit­ge­schich­te schrie­ben auch Gegen­re­for­ma­ti­on bzw. Kon­fes­sio­na­li­sie­rung. Sie äußer­ten sich in der Ver­wen­dung bestimm­ter Devo­tio­na­li­en, wie Rosen­kranz und Agnus-Dei, die in Bay­ern durch kur­fürst­li­ches Man­dat als katho­li­sche Kenn­zei­chen ver­ord­net wor­den waren. Die Ewig-Licht-Ampel aus der ori­gi­na­len Göß­wein­stei­ner Roko­ko-Aus­stat­tung wur­de als ein Unter­schei­dungs­merk­mal zur evan­ge­li­schen Kir­che verwendet.

Der Unter­ti­tel „Barock & Roko­ko“ dif­fe­ren­ziert die gro­ße, fast 200-jäh­ri­ge Epo­che zwi­schen Triden­ti­ni­schem Kon­zil und fran­zö­si­scher Revo­lu­ti­on und berück­sich­tigt den Umstand, dass die her­aus­ra­gen­den Göß­wein­stei­ner Zeit­do­ku­men­te im Deko­ra­ti­ons­stil des Roko­ko entstanden.

Einen Ein­blick in die deka­den­ten Erschei­nun­gen der Roko­ko­zeit gewährt uns Wil­liam Hogarth, der bei­spiels­wei­se als ein frü­her Kari­ka­tu­rist gewis­se „Mode­hei­ra­ten“ aufs Korn nahm.

Die Barock­aus­stel­lung ist diens­tags bis sonn­tags, 10 bis 17 Uhr, im Wall­fahrts­mu­se­um zu sehen (Aus­künf­te: 09242 / 740425).

Beglei­tend und als Bei­trag zum Göß­wein­stei­ner „Jahr des Barock“ bie­tet das WMG Kostüm­füh­run­gen durch das Barock­ensem­ble Göß­wein­stein an. Sie fin­den bis zum 9. Okto­ber jeden Don­ners­tag statt, aus­ge­nom­men Fron­leich­nam, für den Mitt­woch, der 18. Juni, Ersatz­ter­min ist. Beginn ist jeweils um 14:30 Uhr, auf dem Basi­li­ka-Vor­platz. Bei aus­ge­spro­che­nem Regen­wet­ter fin­det die Füh­rung durch die Son­der­aus­stel­lung und das Pfarr­haus mit Besich­ti­gung des Für­sten­saa­les statt. Vor­anmel­dung im Haus des Gastes bis um 12 Uhr am jewei­li­gen Tag ist erfor­der­lich (Tel.: 09242 / 456). Teil­nah­me­bei­trag 3,- Euro.