BUND Natur­schutz Kreis Forch­heim – Pro­te­ste vor der EU-Ver­tre­tung in München

Demo-Teilnehmer aus dem Landkreis Forchheim

Demo-Teil­neh­mer aus dem Land­kreis Forchheim

Meh­re­re 100 Men­schen demon­strier­ten heu­te in Mün­chen gegen das geplan­te Frei­han­dels-und Inve­sti­ti­ons­ab­kom­men TTIP (Trans­at­lan­tic Trade and Invest­ment Part­ner­ship) zwi­schen den USA und der EU. Auf­ge­ru­fen zu dem Pro­test hat­te das Agrar­bünd­nis Bay­ern zusam­men mit Ver­brau­cher­or­ga­ni­sa­tio­nen, Umwelt­ver­bän­den, Bau­ern­ver­ei­ni­gun­gen, kirch­li­chen Trä­gern und ent­wick­lungs­po­li­tisch akti­ven Gruppen.

Sie über­ga­ben dem Lei­ter der Münch­ner Ver­tre­tung der EU-Kom­mis­si­on, Herrn Peter Mar­tin, einen Brief mit For­de­run­gen an Han­dels­kom­mis­sar Karel De Gucht.

„Es wird immer deut­li­cher, dass demo­kra­ti­sche Ent­schei­dungs­pro­zes­se durch das TTIP aus­ge­höhlt wer­den“, heißt es in dem Brief. Die Ver­an­stal­ter kri­ti­sie­ren die Intrans­pa­renz der Verhandlungen.

Die Orga­ni­sa­tio­nen leh­nen vor allem die geplan­te Ein­füh­rung von inter­na­tio­na­len Son­der­ge­rich­ten ab, die Kon­zer­ne zum Schutz ihrer Inve­sti­tio­nen anru­fen kön­nen sol­len. Damit könn­ten Inve­sto­ren natio­na­le unab­hän­gi­ge Rechts­ord­nun­gen bei zukünf­ti­gen Ver­schär­fun­gen etwa des Umwelt- oder Ver­brau­cher­rechts umge­hen. Die Ent­schei­dung, die­sen Ver­hand­lungs­punkt für eini­ge Mona­te auf Eis zu legen, sei Augen­wi­sche­rei, damit die hef­ti­ge Kri­tik dar­an nicht den EU-Wahl­kampf beeinflusse.
Im Hin­ter­grund gehen die Ver­hand­lun­gen aber wei­ter. Das EU-Par­la­ment hat gera­de auf Vor­schlag von Han­dels­kom­mis­sar de Gucht neue EU- Zustän­dig­kei­ten für Inve­sti­ti­ons­schutz­ab­kom­men beschlos­sen, die den Spiel­raum für natio­na­le Rege­lun­gen wei­ter mas­siv einschränken.

Dar­über hin­aus will Han­dels­kom­mis­sar de Gucht vor dem EU-Gerichts­hof eine Ent­schei­dung her­bei­füh­ren, dass das Gesamt­ab­kom­men nicht von den Par­la­men­ten der Natio­nal­staa­ten mit­be­schlos­sen wer­den muss. Dies soll erreicht wer­den, indem das TTIP zu einem rei­nen Han­dels­ab­kom­men dekla­riert wird. Die­ses Vor­ha­ben der EU-Kom­mis­si­on leh­nen die Orga­ni­sa­tio­nen vehe­ment ab. Es geht bei TTIP nicht nur um Han­dels­fra­gen, son­dern um wesent­li­che Berei­che der öffent­li­chen Daseins­vor­sor­ge, um Sozi­al­stan­dards und um die all­ge­mei­nen Schutz­gü­ter Boden, Was­ser, Luft und Arten­viel­falt und nicht zuletzt um zukünf­ti­ge Stan­dards der Lebens­mit­tel- und Landwirtschaftsproduktion.

Die Orga­ni­sa­tio­nen for­dern statt eines Frei­han­dels­ver­trags fai­re Han­dels­be­zie­hun­gen, die eine öko­lo­gisch und sozi­al nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung ermög­li­chen und bäu­er­li­chem Wirt­schaf­ten Markt­vor­tei­le gegen­über Agrar- und Gen­tech­nik­kon­zer­nen ver­schaf­fen. Ein sol­cher fai­rer Aus­tausch von Waren und Ideen muss welt­weit gel­ten, beson­ders aber müs­sen glo­ba­le Han­dels­be­zie­hun­gen die Inter­es­sen von Ent­wick­lungs- und Schwel­len­län­dern zur Armuts­re­du­zie­rung und das Recht auf ange­mes­se­ne Ernäh­rung berück­sich­ti­gen. Ein Abkom­men, das im Gehei­men und ohne par­la­men­ta­ri­sche Kon­trol­le beschlos­sen und zur Spiel­wie­se von Wirt­schafts­lob­by­isten und Kon­zern­in­ter­es­sen wird, dür­fe es nicht geben, sagen die Kritiker.

Hin­ter­grund: State­ments der betei­lig­ten Orga­ni­sa­tio­nen im Einzelnen

Prof. Dr. Hubert Wei­ger, 1. Vor­sit­zen­der BUND Natur­schutz in Bay­ern und BUND

Die Intrans­pa­renz der Ver­hand­lun­gen, der Ein­fluss der gro­ßen ame­ri­ka­ni­schen Unter­neh­men und Inter­es­sens­ver­bän­de von Monsan­to über den Ver­band der ame­ri­ka­ni­schen Soja­boh­nen­er­zeu­ger bis zur che­mi­sche Indu­strie sowie die Dere­gu­lie­rungs­ab­sich­ten durch das Instru­ment der „regu­la­to­ri­schen Koope­ra­ti­on“ zei­gen, in wel­che Rich­tung die Ver­hand­lun­gen lau­fen wer­den, näm­lich zu kon­zern­freund­li­chen Wirt­schafts­be­din­gun­gen. Und dies trotz Beteue­run­gen der Staats­re­gie­rung, roten Lini­en zie­hen zu wollen.

Die Gefah­ren einer trans­at­lan­ti­schen Han­dels und Inve­sti­ti­ons­part­ner­schaft (TTIP) zwi­schen USA und der EU für Umwelt- und Sozi­al­stan­dards sowie für demo­kra­ti­sche Bür­ger- und Ver­brau­cher­schutz­rech­te erfor­dern den Abbruch der Ver­hand­lun­gen und eine Ver­stär­kung der Zusam­men­ar­beit der Zivil­ge­sell­schaft beid­seits des Atlan­tiks für einen umwelt­ge­rech­te­ren und fai­ren Handel.

Der BN for­dert, dass die Ver­hand­lun­gen abge­bro­chen wer­den, da TTIP unver­träg­lich mit den Inter­es­sen der Bür­ger ist und Umwelt- und Ver­brau­cher­stan­dards aus­zu­höh­len droht. TTIP ist das Gegen­teil von einem Leit­bild der nach­hal­ti­gen Ent­wick­lung. Es ent­spricht dem Leit­bild der Konzerninteressen.

Romu­ald Scha­ber, Vor­sit­zen­der des Bun­des­ver­bands Deut­scher Milchviehhalter

Das geplan­te TTIP zwi­schen den USA und der EU wür­de, soll­te es wie vor­ge­se­hen ver­wirk­licht wer­den, mas­siv in alle Lebens­be­rei­che von uns Bür­gern und Bau­ern eingreifen.

Den Inter­es­sen der inter­na­tio­nal agie­ren­den Kon­zer­ne soll abso­lu­ter Vor­rang vor den Bedürf­nis­sen und Inter­es­sen der Bevöl­ke­rung ein­ge­räumt wer­den. Die Pro­fit­gier eini­ger Weni­ger stellt sich ein­deu­tig gegen das Gemein­wohl. Es erscheint extrem unwahr­schein­lich, dass es bei den Ver­hand­lun­gen nicht um eine Auf­wei­chung von Stan­dards und Grenz­wer­ten geht. Im Gegen­teil: es dro­hen wei­te­re Paten­te und Abhän­gig­kei­ten der Bau­ern gegen­über den Kon­zer­nen. Dies bedroht die Wahl­frei­heit von Bau­ern und Ver­brau­chern gleichermaßen.

Zum ande­ren wür­de mit dem geplan­ten Inve­sto­ren­schutz­ab­kom­men indi­rekt die Demo­kra­tie in unse­rem Land und der gesam­ten EU abge­schafft. Die Mit­spra­che der Par­la­men­te und der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger soll bewusst ver­hin­dert wer­den. Das bedeu­tet nichts ande­res, als eine Dik­ta­tur der inter­na­tio­na­len Wirt­schafts­kon­zer­ne über die Bevölkerung.

Unter den gege­be­nen Umstän­den lehnt der BDM TTIP rund­weg ab und for­dert die sofor­ti­ge Ein­stel­lung der Verhandlungen.

Andrea Behm, Attac München

„Ver­kauft wird uns das weit­ge­hend geheim ver­han­del­te TTIP als gigan­ti­sches Wachs­tums­pro­gramm – dabei ist es ein Aus­ver­kauf unse­rer lang erkämpf­ten Errun­gen­schaf­ten im Arbeits‑, Umwelt- und Sozi­al­recht und eine Bedro­hung unse­rer Demo­kra­tie und unse­res Rechtsstaates.

Es darf kei­ne Son­der­kla­ge­rech­te für Unter­neh­men geben, die uns Bürger/​innen Mil­li­ar­den kosten. Auch brau­chen wir kei­nen „Regu­la­to­ri­schen Koope­ra­ti­ons­rat“, der die Kon­zern­lob­by stärkt und unse­re demo­kra­ti­schen Ent­schei­dungs­pro­zes­se aushebelt.

Die TTIP-Ver­hand­lun­gen müs­sen daher sofort been­det wer­den. Denn: Han­dels- und Inve­sti­ti­ons­po­li­tik muss dem Gemein­wohl die­nen und die Umwelt bewahren.“

Josef Schmid, Vor­sit­zen­der der Arbeits­ge­mein­schaft bäu­er­li­che Land­wirt­schaft (AbL) in Bayern

„Für die bäu­er­li­che Land­wirt­schaft hat der Han­del eine wesent­lich gerin­ge­re Bedeu­tung als für die sich immer mehr aus­brei­ten­de indu­stri­el­le Form der Land­wirt­schaft. Das Fut­ter kommt von den eige­nen Fel­dern, der Dün­ger nicht vom Lager­haus, son­dern aus der eige­nen Tier­hal­tung und die Jung­tie­re wer­den auf dem Hof gebo­ren und nicht als „Tier­ma­te­ri­al“ vom Zucht­kon­zern gelie­fert. Doch die Eigen­ver­sor­gung wür­de nicht aus­rei­chen, um die Men­schen in Euro­pa zu ernähren.
Hier ist der Han­del not­wen­dig und sinn­voll. Nicht als Selbst­zweck, um aus impor­tier­ten Roh­stof­fen Über­schüs­se für den Welt­markt zu erzeu­gen, son­dern in einer die­nen­den Funk­ti­on die Bedürf­nis­se der Han­dels­part­ner zu befrie­di­gen. Dazu braucht es kein Frei­han­dels­ab­kom­men der Konzerne,sondern einen fai­ren Han­del für die Men­schen, einen Han­del, der die Betei­lig­ten als Geschäfts­part­ner agie­ren lässt. Ein fai­rer Han­del nach dem Mot­to „Leben und leben las­sen“ bie­tet eine nach­hal­ti­ge­re, sta­bi­le­re Zukunfts­per­spek­ti­ve für die Mensch­heit als unser der­zei­ti­ges Wett­be­werbs- und Konkurrenzdenken.“

Fran­cis­co Marí, Refe­rent für Agrar­han­del, Brot für die Welt

Die EU-Kom­mis­si­on, Bun­des­re­gie­rung, EU- und US- Kon­zer­ne wol­len im welt­wei­ten Wett­streit um Märk­te „Welt­stan­dards“ in den ver­schie­de­nen Pro­duk­ti­ons­zwei­gen set­zen. Trotz eines sin­ken­den Anteils bei­der Wirt­schafts­blöcke am Welt­markt wol­len sie wei­ter­hin bestim­men, wie welt­weit indu­stri­ell und land­wirt­schaft­lich pro­du­ziert wird und wel­che Umwelt‑, Patent- und Ver­brau­cher­schutz­stan­dards gel­ten sollen.

„Chlor­hähn­chen“ aus den USA, wie sie noch in der EU ver­bo­ten sind, über­schwem­men mit 150 Mil­lio­nen kg jähr­lich die afri­ka­ni­schen Märk­te mit den­sel­ben Fol­gen, wie die EU Expor­te – sie zer­stö­ren Exi­sten­zen, vor allem von Klein­vieh­hal­te­rin­nen. Sol­che „Welt­stan­dards“, die nur noch mehr Armut und Hun­ger schaf­fen, leh­nen Brot für die Welt und sei­ne Part­ner­or­ga­ni­sa­ti­on in Afri­ka, Asi­en und Süd­ame­ri­ka ab.

Wir tre­ten dafür ein, dass der glo­ba­le Han­del hohe Stan­dards bei Umwelt‑, Men­schen- und Ver­brau­cher­rech­ten garan­tie­ren muss, dar­un­ter das Recht auf Nah­rung, gerech­ten Lohn und Arbeits­rech­te. Die Viel­falt von Han­dels­be­zie­hun­gen von Regio­nen und Staa­ten muss aus­ge­baut wer­den. Demo­kra­ti­sche Rech­te von Par­la­men­ten und Zivil­ge­sell­schaf­ten dür­fen welt­weit nicht durch Dro­hun­gen mit Kon­zern­kla­gen auf­grund von Inve­sti­ti­ons­schutz­ab­kom­men aus­ge­he­belt werden.

Karl Bär, Umwelt­in­sti­tut München

„TTIP bedroht unse­re Demo­kra­tie und in har­ten Aus­ein­an­der­set­zun­gen erkämpf­te Stan­dards, die die Umwelt, Ver­brau­che­rIn­nen und Arbeit­neh­me­rIn­nen schüt­zen. Ein Teil die­ser Bedro­hung ist die Ver­la­ge­rung von Ent­schei­dun­gen weg von Par­la­men­ten hin zu Exper­ten­gre­mi­en. So erhofft sich zum Bei­spiel die che­mi­sche Indu­strie mehr Ein­fluss auf die Zulas­sung von Che­mi­ka­li­en, wenn ein trans­at­lan­ti­scher Regu­lie­rungs­rat wis­sen­schaft­li­che Stan­dards fest­legt und Zulas­sungs­ver­fah­ren auf Han­dels­hemm­nis­se abklopft. Das geht zu Lasten des Vor­sor­ge­prin­zips – und damit zu Lasten von Ver­brau­che­rIn­nen und Umwelt.“

Wal­ter Hae­fe­ker, Prä­si­dent Euro­päi­scher Berufsimker

„Die Ent­schei­dungs­pro­zes­se in Euro­pa sind bis­her noch demo­kra­tisch genug um zu ver­hin­dern, dass sich aus­schließ­lich Kon­zern­in­ter­es­sen durch­set­zen. Unser Trink­was­ser ist noch nicht pri­va­ti­siert, das Urhe­ber­recht noch nicht ver­schärft und die Gen­tech­nik hat noch immer kei­nen Sie­ges­zug durch Euro­pa ange­tre­ten. Noch ist unser Honig gen­tech­nik­frei. Was Monsan­to Bay­er und BASF jetzt brau­chen sind demo­kra­tie­freie Lösun­gen: CETA und TTIP.

Die Ent­mach­tung der von uns gewähl­ten Par­la­men­te und der Gerich­te, die im Namen des Vol­kes Recht spre­chen, durch Han­dels­ver­trä­ge und Schieds­stel­len ist eine Ent­mach­tung der Bür­ger. Wir müs­sen ver­hin­dern, dass Merkel’s „markt­kon­for­me Demo­kra­tie“ auf die­sem Wege Wirk­lich­keit wird.

In vor­aus­ei­len­dem Gehor­sam hat die EU-Kom­mis­si­on mit Zustim­mung des Euro­pa­par­la­ments gera­de die Kenn­zeich­nung von Gen­tech­nik beim Honig auf­ge­ho­ben. Kön­nen wir der Kom­mis­si­on ver­trau­en, gegen­über den USA für Kenn­zeich­nungs­re­geln zu kämp­fen, die sie selbst gera­de untergräbt?

Par­tei­en, die in Euro­pa als Was­ser­trä­ger der Gen­tech­nik­in­du­strie unter­wegs sind und deren Kan­di­da­ten ihre eige­ne Ent­mach­tung durch CETA und TTIP bil­li­gend in Kauf neh­men, ver­die­nen unse­re Stim­me bei der Euro­pa­wahl nicht.“

Mar­lies Olberz, Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­ti­on FIAN Deutschland

TTIP ist ein Ver­such, staat­li­che Pflich­ten zur Durch­set­zung der Men­schen­rech­te zu unter­gra­ben, Kon­zer­ne außer­halb not­wen­di­ger Regeln und Regu­lie­run­gen zu stel­len und den Spiel­raum für sozi­al gerech­te und men­schen­rechts-basier­te Poli­ti­ken zu redu­zie­ren. Schon die Geheim­hal­tung bei der Aus­hand­lung des Abkom­mens wider­spricht dem Men­schen­recht auf poli­ti­sche Teil­ha­be und dem Selbst­be­stim­mungs­recht der Völ­ker. Par­la­men­te und Zivil­ge­sell­schaft sind fak­tisch von den Ver­hand­lun­gen aus­ge­schlos­sen. Groß­un­ter­neh­men hin­ge­gen – die eigent­lich gar nicht legi­ti­miert sind, poli­ti­sche Ent­schei­dun­gen zu tref­fen – haben eine her­aus­ra­gen­de Rol­le, indem sie bei den Ver­hand­lun­gen bera­ten und direk­ten Ein­fluss nehmen.

FIAN hat daher zusam­men mit 50 euro­päi­schen NRO einen Vor­schlag für eine alter­na­ti­ve Han­dels­po­li­tik der EU erar­bei­tet, die in Ein­klang mit den Men­schen­rech­ten steht und den Men­schen nutzt, nicht eini­gen weni­gen Konzernen.

Gün­ther Busch, Indu­strie­ge­werk­schaft Bauen-Agrar-Umwelt

Die Euro­päi­schen Gewerk­schaf­ten haben bis­her die Ver­hand­lun­gen nicht grund­sätz­lich abge­lehnt. Sie haben aber eine Rei­he unver­zicht­ba­rer For­de­run­gen für die Ver­hand­lun­gen auf­ge­stellt; u. a.:

Die Ver­hand­lun­gen müs­sen trans­pa­rent und nach­voll­zieh­bar sein. Sie müs­sen alle Betrof­fe­nen, ins­be­son­de­re die Sozi­al­part­ner, inten­siv und dau­er­haft in den Ver­hand­lungs­pro­zess einbeziehen

Höhe­re Sozi­al­stan­dards in ein­zel­nen Län­dern müs­sen auch bei TTIP mög­lich sein und auch für die Zukunft gesi­chert werden.

Das Abkom­men darf kei­ne Inve­sti­ti­ons­schutz­klau­sel ent­hal­ten. Dies darf auch nicht Gegen­stand der Ver­hand­lun­gen sein.

Es darf kei­ne gehei­me Schieds­ge­richts­bar­keit im Rah­men des Abkom­mens geben.

Wir for­dern, dass die Ver­hand­lun­gen über das TTIP gestoppt wer­den. Neue Ver­hand­lun­gen kann und darf es erst geben, wenn sicher­ge­stellt ist, dass die von den Gewerk­schaf­ten auf­ge­stell­ten For­de­run­gen vor, wäh­rend und auch nach Abschluss eines Abkom­mens ein­ge­hal­ten werden.

Harald Ulmer, Geschäfts­füh­rer Lan­des­ver­ei­ni­gung für den öko­lo­gi­schen Land­bau in Bayern

Das Euro­päi­sche Agrar­mo­dell ist ange­tre­ten, um eine viel­fäl­ti­ge Land­wirt­schaft, die nach­hal­tig wirt­schaf­tet, natür­li­che und unbe­la­ste­te Lebens­mit­tel pro­du­ziert und die wich­ti­ge Rol­le von nach­hal­ti­gen wirt­schaf­ten­den Fami­li­en­be­trie­ben in den länd­li­chen Räu­men unter­stützt, vor­an­zu­brin­gen. Dies in Euro­pa durch­zu­set­zen, ist allein schon eine gro­ße Her­aus­for­de­rung, und hat aber bis­her beim gemein­sa­men Kampf von Bür­gern gegen den Anbau von GVO-Pflan­zen oder der Ver­ban­nung von Hor­mon­fleisch Früch­te getra­gen. Mit dem geplan­ten Frei­han­dels­ab­kom­men sol­len nun die­se Errun­gen­schaf­ten mit einem Hand­streich vom Tisch gefegt wer­den. Dage­gen weh­ren wir uns! Die Tür für US-ame­ri­ka­ni­sche Prak­ti­ken in der Land­wirt­schaft für Euro­pa zu öff­nen, bedeu­tet den Anbau von GVO-Pflan­zen, die Zurück­drän­gung von nach­hal­ti­ger Land­wirt­schaft und eine Gefähr­dung des Öko­lo­gi­schen Land­baus. Die USA besit­zen aber nur knapp die Hälf­te der Bio-Anbau­flä­che von Euro­pa und eine wei­te­re Aus­deh­nung ist prak­tisch unmög­lich, da die Ver­brei­tung von GVO-Pflan­zen, die Ver­gif­tung der Böden und der Kon­kur­renz­kampf um Flä­chen den Bio-Bau­ern in den USA kaum Chan­cen las­sen. Um zu ver­hin­dern, dass es in Euro­pa soweit kommt, muss das geplan­te Frei­han­dels­ab­kom­men TTIP ver­hin­dert werden.

Dr. Jür­gen Berg­mann, Mis­si­on EineWelt, Cen­trum für Part­ner­schaft, Ent­wick­lung und Mis­si­on der Evang. Luth. Kir­che in Bayern

Als Abkom­men zwi­schen füh­ren­den Wirt­schafts­re­gio­nen hat das TTIP glo­ba­le Aus­wir­kun­gen. In sei­ner Wir­kung wird es eini­ge Ent­wick­lungs- und Schwel­len­län­der eher aus­gren­zen. Auch wenn die­se Län­der über­haupt nicht bei den Gesprä­chen betei­ligt sind, ist zu befürch­ten, dass sie – wie schon in der Finanz­kri­se – schwer­wie­gen­de Kon­se­quen­zen zu tra­gen hätten.

Pro­ble­ma­tisch wäre grund­sätz­lich eine noch stär­ke­re Export­aus­rich­tung im Bereich der Land­wirt­schaft. Die euro­päi­sche Tier­hal­tung ist auf Fut­ter­mit­tel­im­por­te ange­wie­sen. Der Soja­an­bau ver­ur­sacht in Süd­ame­ri­ka sozia­le und öko­lo­gi­sche Pro­ble­me, wäh­rend euro­päi­sche Expor­te von tie­ri­schen Pro­duk­ten wie­der­um in Afri­ka Märk­te unter Druck set­zen. Wir brau­chen also gera­de in der Land­wirt­schaft mehr Regionalität.

Der Ein­satz für welt­wei­te Gerech­tig­keit und nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung ist unser christ­li­cher Auf­trag. Ohne grö­ße­re Ver­än­de­run­gen in unse­rer Wirt­schaft und Gesell­schaft wird dies nicht schaf­fen sein. Der dafür erfor­der­li­che Gestal­tungs­spiel­raum darf durch künf­ti­ge Han­dels­ab­kom­men nicht ein­ge­schränkt werden.

Dr. Rupert Ebner, Slow Food Deutschland

Mit größ­ten Anstren­gun­gen ist es uns bis­her gelun­gen, Agro­gen­tech­nik auf deut­schen Fel­dern zu ver­hin­dern. Wir von Slow Food und ich als Tier­arzt möch­ten vor einer Gefahr war­nen, die min­de­stens genau­so gefähr­lich ist, wie gen­ver­än­der­te Orga­nis­men in unse­rem Essen. Hor­mo­ne sind Sub­stan­zen die in gering­sten Men­gen, gro­ße Effek­te erzielen.

Es ist kein Geheim­nis, dass mit Hor­mo­nen mit gering­stem Auf­wand unvor­stell­bar Effek­te, in der Rin­der­mast rie­si­ge Zuwäch­se und damit rie­si­ge Gewin­ne erzielt wer­den kön­nen. Dies gilt vor allem für Hor­mo­ne, im Labor syn­the­ti­sier­ter Östro­ge­ne. In Euro­pa sind Hor­mo­ne mit östro­ge­ner Wir­kung für den Ein­satz in der Tier­mast seit Jahr­zehn­ten ver­bo­ten. In den USA sind sie der Stan­dard. Euro­pa hat einen jahr­zehn­te­lan­gen Han­dels­krieg mit den USA geführt, um den Import von Fleisch von hor­mon­be­han­del­ten Tie­ren zu ver­hin­dern. Die­ser Damm hat bis heu­te gehalten.

Die euro­päi­schen Ver­brau­cher müs­sen ver­hin­dern, dass über die Hin­ter­tür eines „Frei­han­dels­ab­kom­mens“ mit den USA hor­mon­be­han­del­tes Fleisch auf unse­re Tel­ler kommt. TTIP abzu­leh­nen hat nichts mit Anti­ame­ri­ka­nis­mus zu tun, TTIP abzu­leh­nen ist ein Freund­schafts­dienst an den Bür­ge­rin­nen und Bür­gern der USA.

Dr. Ruth Tip­pe, Initia­ti­ve „Kein Patent auf Leben“

Der Ein­fluss des Frei­han­dels­ab­kom­men reicht auch bis hin zu patent­recht­li­chen Fra­gen. Auch wenn momen­tan kei­ne Ent­wür­fe dazu offen­ge­legt wur­den, sind Ver­bes­se­run­gen für Bau­ern und Ver­brau­cher sicher­lich nicht zu erwar­ten. Wir müs­sen aber damit rech­nen, dass Gren­zen der Paten­tier­bar­keit von Pflan­zen und Tie­ren wie­der zu Gun­sten der Indu­strie ver­scho­ben wer­den! Schon lan­ge kämp­fen wir gegen Paten­te auf Tie­re, auf Nutz­tie­re, auf Pflan­zen und auf Saatgut.

Wir kämp­fen gegen Paten­te auf kon­ven­tio­nell gezüch­te­te Pflan­zen. Soll etwa das Frei­han­dels­ab­kom­men hier neue Tat­sa­chen schaf­fen und alles, was noch dis­ku­tiert wird, im Sin­ne der Indu­strie lega­li­sie­ren? Wir for­dern ein Stopp der Ver­hand­lun­gen zum Freihandelsabkommen!