Sonn­tags­ge­dan­ken: Gedan­ken zur evan­ge­li­schen Konfirmation

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Bischof Wil­helm Stäh­lin wan­der­te mit einem Berg­füh­rer in den öster­rei­chi­schen Tau­ern: Da erspäh­ten die bei­den tief unten im Tal eine Her­de Scha­fe. Stäh­lin ver­mu­te­te 200, sein Beglei­ter 600. Tat­säch­lich waren es 3000. Als sie hin­un­ter­stie­gen und mit dem Hir­ten ins Gespräch kamen, erfuh­ren sie zu ihrem größ­ten Erstau­nen, dass er jedes ein­zel­ne sei­ner Tie­re ken­ne, nicht nur sei­nen Besit­zer, son­dern die klei­nen Eigen­ar­ten jedes Scha­fes. Gefragt, wie das denn mög­lich sei, erwi­der­te der Mann: „Ich ken­ne sie eben.“

Wenn die­ser Mann schon 3000 Scha­fe kennt, um so leich­ter kennt Gott jeden von uns, viel­leicht bes­ser als wir uns selbst. Gott will uns damit nicht unter Druck set­zen nach dem Mot­to: „Big brot­her is watching you“. Vor Gott brau­chen wir uns nicht ver­stel­len wie vor den Men­schen. Vor Gott dür­fen wir unser Ver­sa­gen, unse­re Ver­let­zun­gen zuge­ben, wäh­rend wir in Schu­le, Betrieb und selbst in der Fami­lie nie ganz ehr­lich sein kön­nen. Wir wis­sen ja nicht, wie der ande­re reagiert, ob man uns aus­lacht, ver­wun­dert den Kopf schüt­telt oder wütend zurück­stößt. Wie der Hir­te sei­ne Her­de schützt und führt, wie er sich um jedes ein­zel­ne Tier küm­mert, so macht es Gott mit uns. Erfah­ren wir sei­ne Nähe nicht täg­lich? Jeder neue Son­nen­auf­gang ist ein Gruß Got­tes. Daß wir mate­ri­ell abge­si­chert sind, Freun­de und Fami­lie haben, ist kei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit und bestimmt nicht unse­re Lei­stung. Las­sen wir uns nicht ver­wir­ren, ent­mu­ti­gen von der wider­christ­li­chen Stim­mung in unse­rem land, von dem Schwe­ren und Unwäg­ba­ren in unse­rem Leben. Der Gute Hir­te Jesus hat all das auch durch­ge­macht und noch mehr. Doch hat ihn Gott zum Hir­ten für uns ein­ge­setzt, aus des­sen Hand uns selbst der Tod nicht rei­ßen kann. Dar­auf dür­fen sich gera­de die jun­gen Leu­te ver­las­sen, die in die­sen Wochen kon­fir­miert wer­den, häu­fig auch am so genann­ten „Hir­ten­sonn­tag“, dem zwei­ten nach Ostern. Kon­fir­ma­ti­on meint ja nicht nur, dass die Jugend­li­chen das Tauf­ver­spre­chen ihrer Eltern und paten wie­der­ho­len sol­len, son­dern dass sich der Auf­er­stan­de­ne erneut zu ihnen bekennt, ihnen sei­ne Nähe, sei­nen Schutz zusagt.

Aus der Fer­ne konn­te Wil­helm Stäh­lin nicht ein­mal annä­hernd die Zahl der Scha­fe raten, geschwei­ge­denn ihre Eigen­ar­ten erah­nen. Er muss­te erst hin­un­ter­stei­gen: So kann auch nur der die Fro­he Bot­schaft ermes­sen, der sich der Her­de Chri­sti anschließt. Wer sich fein her­aus­hält, wer meint, kei­nen Hir­ten zu brau­chen, der begreift nichts und fällt leicht den Wöl­fen zum Opfer, die unse­ren Lebens­weg belauern.

Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de

Infos zu Chri­sti­an Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/​Aisch
  • Stu­di­um der evang. Theo­lo­gie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vika­ri­at in Schorn­weiss­ach-Vesten­bergs­greuth 1993 – 1996
  • Pro­mo­ti­on zum Dr. theol. 1995
  • Ordi­na­ti­on zum ev. Pfar­rer 1996
  • Dienst in Nürnberg/​St. Johan­nis 1996 – 1999
  • seit­her in Neustadt/​Aisch
  • blind
  • nicht ver­hei­ra­tet