Leser­brief: Stel­lung­nah­me des BN Kreis Forch­heim zur Her­aus­nah­me der letz­ten Windvorrangfläche

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Der BUND Natur­schutz (BN), Kreis­grup­pe Forch­heim, nimmt Stel­lung zur Her­aus­nah­me der letz­ten Wind­vor­rang­flä­che aus der Regio­nal­pla­nung des Land­krei­ses Forch­heim durch den Regio­na­len Pla­nungs­ver­band Ober­fran­ken-West am 8.4.2014:

Die mit dem Atom­un­fall in Japan ver­bun­de­nen Schä­den für die betrof­fe­nen Men­schen waren Aus­lö­ser für ein Umden­ken in Deutsch­land bei der Ein­schät­zung zukünf­ti­ger Ener­gie­trä­ger. Die Wen­de der Ener­gie­ver­sor­gung kann aber aus Kli­ma­schutz-Grün­den nicht zurück zu Fos­sil-Kraft­wer­ken füh­ren, son­dern muss maß­geb­lich aus rege­ne­ra­ti­ven Ener­gie­for­men erfol­gen. Dass neben deren Ein­satz gera­de dem Ener­gie­spa­ren und der Effi­zi­enz­ver­bes­se­rung beson­de­re Bedeu­tung zukommt, hat der BUND Natur­schutz bereits vor Fuku­shi­ma immer wie­der pro­pa­giert und deren for­cier­te Umset­zung gefordert.

Umwelt- und Arten­schutz wer­den nicht um ihrer selbst betrie­ben. Viel­mehr die­nen sie der Erhal­tung unse­rer Lebens­grund­la­gen. Nicht davon zu tren­nen ist die Sor­ge um unser Kli­ma, das u.a. durch Koh­len­di­oxid-Emis­sio­nen auf­grund der fos­si­len Ener­gie­ge­win­nung mas­siv gefähr­det ist.

Berech­nun­gen renom­mier­ter Insti­tu­te bele­gen, dass bei fal­len­dem Ener­gie­ver­brauch die Wind­ener­gie mit Spei­che­rung eine wesent­li­che Sub­sti­tu­ti­ons­quel­le für fos­si­le Kraft­wer­ke sein kann – auch in Bay­ern. Die­se Rech­nung kann aber nur auf­ge­hen, wenn alle Tei­le der Gesell­schaft die­ses gro­ße Ziel mit­tra­gen. Durch die Ent­schei­dung des Regio­na­len Pla­nungs­ver­ban­des sind wir die­sem nicht näher gekom­men. Der Kreis Forch­heim hat sich damit gegen Aus­sa­gen und Zie­le von Bun­des- und Lan­des­re­gie­rung gestellt. Die Grün­de sind aus Sicht der Betrof­fe­nen zwar nach­voll­zieh­bar, für einen der Zukunft unse­rer Hei­mat ver­pflich­te­ten Poli­ti­ker aber mehr als fraglich.

Mit­tel­fri­stig kann die Lösung der Ener­gie­fra­ge nur in einem Ener­gie­mix lie­gen. Des­sen Zusam­men­set­zung muss aus den jeweils lokal vor­han­de­nen Mög­lich­kei­ten geschöpft im Kon­sens von For­schung, Tech­nik und poli­ti­scher Wil­lens­bil­dung gefun­den wer­den. Dabei ist klar, dass es im Moment „die“ idea­le Ener­gie­form nicht gibt. Auch sind die Fol­gen und Fol­ge­ko­sten der ein­zel­nen Ener­gie­for­men noch nicht abschlie­ßend erfasst. Alter­na­ti­ve rege­ne­ra­ti­ve Ener­gie­quel­len wie Bio­gas­an­la­gen haben bei­spiels­wei­se den Nach­teil, dass in gro­ßem Maße nicht nur wert­vol­les Acker­land in Mais-Mono­kul­tu­ren ver­wan­delt, son­dern auch Hecken und Grün­land stark dezi­miert wer­den, mit den bekann­ten Fol­gen des Arten­schwunds und der Ver­ödung der Land­schaft. Wol­len wir wirk­lich, dass die Frän­ki­sche Schweiz noch wei­ter mit die­sen für den Arten­schutz wert­lo­sen und für die Umwelt­me­di­en stark bela­sten­den Kul­tu­ren über­zo­gen wird?

Wir zah­len also einen bit­te­ren Preis für unse­re siche­re Ener­gie­ver­sor­gung, hier in Fran­ken und über­all dort, wo unter extre­mer Umwelt­be­la­stung in gro­ßem Stil Ener­gie­trä­ger geför­dert wer­den. Dazu gehört auch der Tod von Pflan­zen und Tie­ren. Beim Stra­ßen­ver­kehr haben wir uns an die­se Opfer (häu­fig sogar Men­schen) gewöhnt, wobei die Ver­lu­ste weit­aus höher als bei Wind­parks sind. Ver­drängt wird dabei zu ger­ne, dass die­ses Aus­maß das Arten­ster­ben bereits mas­siv beschleu­nigt hat, was für den Wind­park eben nicht zutrifft. Kei­nen auf­rech­ten Natur­schüt­zer wird das Dilem­ma toter Tie­re – egal, wo sie ihm oder ihr begeg­nen – kalt las­sen. Wer ande­res ver­brei­tet, dem emp­fiehlt der BN die Mit­ar­beit bei einer die­ser ehren­amt­lich täti­gen Natur- und Umwelt­schutz­grup­pen nach der Devi­se „komm und sieh!“.

Wir sind auf­ge­for­dert im Land­kreis Forch­heim Per­spek­ti­ven zu ent­wickeln, wie wir unse­rer Ver­ant­wor­tung für nach­fol­gen­de Gene­ra­tio­nen gerecht wer­den. Dabei ist unbe­strit­ten der Kli­ma­schutz ein wich­ti­ges Ziel. Der BN fürch­tet die­ses The­ma nicht. Er ermun­tert die gesell­schaft­lich Ver­ant­wort­li­chen, in die Dis­kus­si­on ein­zu­tre­ten. Eine blo­ße Rück­kehr zur Tages­ord­nung kann darf es nach der Ent­schei­dung des Regio­na­len Pla­nungs­ver­ban­des nicht geben!

gez. Dr. Ulrich Buchholz
(1. Vor­sit­zen­der BN Kreis­grup­pe Forchheim)