Kli­nik Hohe War­te in Bay­reuth erprobt Roboterarm

Inno­va­ti­ons­preis 2014 für Roboterarm

Roboterarm „Jaco“

Robo­ter­arm „Jaco“

Die Deut­sche Stif­tung Quer­schnitt­läh­mung zeich­ne­te jetzt die Ent­wick­lung des Robo­ter­arms „Jaco“ aus. Jaco hilft Quer­schnitt­ge­lähm­ten eigen­stän­di­ger im All­tag zu sein. An der prak­ti­schen Erpro­bung die­ser inno­va­ti­ven Tech­nik arbei­te­te die Kli­nik für Quer­schnitt­ge­lähm­te in der Kli­nik Hohe War­te mit.

Die Deut­sche Stif­tung Quer­schnitt­läh­mung (DSQ) ver­gibt jedes Jahr einen Inno­va­ti­ons­preis an ein Pro­jekt, eine Maß­nah­me oder tech­ni­sche Ent­wick­lung, die die Lebens­qua­li­tät Quer­schnitt­ge­lähm­ter nach­hal­tig erhöht. Bei der dies­jäh­ri­gen Preis­ver­lei­hung in Mün­chen über­reich­te Mela­nie Huml, Baye­ri­sche Staats­mi­ni­ste­rin für Gesund­heit und Pfle­ge, den mit 5.000 Euro dotier­ten DSQ Inno­va­ti­ons­preis an die kana­di­sche Fir­ma Kino­va Robo­tics für die Ent­wick­lung des Robo­ter­ar­mes „Jaco“.

(Den DSQ Inno­va­ti­ons­preis 2012 über­reich­te Samu­el Koch der Fir­ma Ulrich Alber GmbH für einen spe­zi­el­len Elek­tro­an­trieb für Roll­stüh­le bei einem Fest­akt im Land­rä­te­saal der Regie­rung von Ober­fran­ken in Bayreuth.)

„Die Schnitt­stel­le Mensch – Maschi­ne ist einer der aus­sichts­reich­sten For­schungs- und Ent­wick­lungs­schwer­punk­te, um betrof­fe­nen Men­schen die ihre Hän­de und Arme nicht mehr oder nur sehr ein­ge­schränkt nut­zen kön­nen eine selbst bestimm­te Teil­ha­be am Leben zu ermög­li­chen“, so begrün­de­te die DSQ ihre Ent­schei­dung. Pri­vat­do­zent Dr. Rai­ner Abel, Chef­arzt der Kli­nik für Quer­schnitt­ge­lähm­te der Kli­ni­kum Bay­reuth GmbH, war bei der dies­jäh­ri­gen Preis­ver­lei­hung nicht nur in sei­ner Funk­ti­on als Vor­sit­zen­der des Vor­stan­des der DSQ, son­dern konn­te auch über prak­ti­sche Erfah­run­gen beim Ein­satz des inno­va­ti­ven Robo­ter­ar­mes berichten.

Bereits im Som­mer 2013 teste­ten die The­ra­peu­ten der Kli­nik Hohen War­te mit ihren Pati­en­ten die­se moder­ne Tech­no­lo­gie. „Die Erpro­bung in unse­rem Haus gab uns die Mög­lich­keit die Bedürf­nis­se der Pati­en­ten und die Mög­lich­kei­ten der Unter­stüt­zung durch den Robo­ter­arm zu beschrei­ben, Ände­rungs- und Ver­bes­se­rungs­vor­schlä­ge ein­zu­brin­gen. Moder­ne Tech­no­lo­gien kön­nen die Pati­en­ten unter­stüt­zen und unab­hän­gi­ger wer­den las­sen, die teue­re Tech­nik darf aber kein Selbst­zweck sein”, so Abel.

Den Zugang zu kli­ni­schen Erpro­bun­gen von High­tech-Hilfs­mit­teln hat die Bay­reu­ther Kli­nik für Quer­schnitt­ge­lähm­te dank ihrer wis­sen­schaft­li­chen Repu­ta­ti­on, sie ist eines der größ­ten deut­schen Zen­tren für Quer­schnitt­be­hand­lun­gen. Die Kli­nik für Quer­schnitt­ge­lähm­te in der Kli­nik Hohe War­te ist ein über­re­gio­na­les Spe­zi­al­zen­trum, wel­ches jedes Jahr rund 100 Pati­en­ten mit frisch ein­ge­tre­te­nen Quer­schnitt­läh­mun­gen behan­delt. Von der Akut­pha­se mit ope­ra­ti­ver und inten­siv­me­di­zi­ni­scher Ver­sor­gung über die Reha­bi­li­ta­ti­on bis zur Behand­lung von Lang­zeit­fol­gen bie­tet die Kli­nik ein umfas­sen­des Lei­stungs­spek­trum an.

Posi­ti­ve Bilanz nach der Teststellung

Der Robo­ter­arm unter­stützt vor allem Pati­en­ten, die einen sehr hohen Quer­schnitt erlit­ten haben. Sie kön­nen ihre Arme nur ein­ge­schränkt bewe­gen. Der Robo­ter­arm wird am elek­tri­schen Roll­stuhl oder einem Tisch fixiert und über einen Steu­er­knüp­pel, eine Kinn- oder Kopf­steue­rung bewegt. In sei­ner Funk­tio­na­li­tät gleicht er dem mensch­li­chen Vor­bild. Der Robo­ter­arm lässt sich nach allen Sei­ten dre­hen, hat eine Reich­wei­te von bis zu 70 Zen­ti­me­tern und kann 1,25 Kilo­gramm heben. Ledig­lich am Ende des Robo­ter­ar­mes sind drei beweg­li­che Greif­fin­ger. Mit Sen­so­ren aus­ge­stat­tet kön­nen die Greif­fin­ger sogar ein rohes Ei auf­he­ben, ohne es zu zer­drücken. Die Pati­en­ten pro­bier­ten mit dem Robo­ter­arm in der Kli­nik Hohe War­te vor allem Din­ge aus, die häu­fig im All­tag auf­tre­ten. Nach kur­zer Zeit und etwas Übung konn­ten sich die Pati­en­ten ein Glas Was­ser ein­gie­ßen, Gegen­stän­de aus einem hohen Regal heben oder die Tasten in einem Fahr­stuhl bedie­nen. Der Robo­ter­arm läst sich mit­tels moder­ner Com­pu­ter­tech­nik leicht an die Bedürf­nis­se der Anwen­der anpassen.